Guter Honig aus dem Supermarkt - geht das?
Imker echauffieren sich gerne über den Honigkauf im Supermarkt. Natürlich, denn sie wollen ihr Produkt an den Mann bringen. Oder steckt hinter der Abneigung etwas Wahres?
- Schwierig ist es durchaus, im Supermarkt guten Honig zu finden. Denn Discounter-Honig birgt einen entscheidenden Nachteil: Er soll konstanten Geschmack bieten. Da Honig von sich aus immer anders schmeckt, arbeiten Massenproduzenten für die Geschmackskonstanz mit Ultrafiltration.
- Durch dieses Verfahren werden Inhaltsstoffe aus der natürlichen Honigmasse entfernt. Pollenteile werden herausgefiltert, damit das eine Produkt der Marke nicht anders schmeckt als das andere. Konsumenten sollen so genau wissen, was sie erwartet. Leider ist echter Honig aber genau das nicht: eine voraussagbare Geschmackskonstante.
- Ersetzt werden herausgefilterte Komponenten von Massenproduzenten durch produktionsabhängige Zusätze, die den natürlichen Geschmack des Honigs verfälschen und die Eigennuance jeder Abfüllung universalisieren. Vielfalt gibt es so nicht.
- Nicht nur die fehlende Vielfalt wird zum Problem von Discounter-Honig. Die meisten Produkte stammen aus anderen Ländern. Der Honig ist weit gereist und hat durch den Transport seinen Teil zur Gefährdung der Umwelt beigetragen.
- Davon abgesehen kann niemand die Pestizidfreiheit von Auslandsprodukten garantieren. Sogar wenn ein Bio-Siegel vorhanden ist, sind die Kontrollen im Ausland weniger streng als hierzulande. Das betrifft neben der Pestizidbelastung auch Produktionsverfahren und Fair-Trade-Grundsätze.
Wer guten Honig will, kauft eher regionale Produkte. Aber woran lässt sich guter Honig überhaupt erkennen?
Zart wie Honig - woran man Qualität erkennt
Das Frühstücksbrot zerbröckelt. Am Messer hängen Krumen und das morgendliche Schmieren der Semmeln gipfelt in einem Muskelkater. Das alles für ein einziges Honigbrot. Sie kennen das? Dann haben Sie es nicht mit Produkten hoher Qualität zu tun.
- Neben den geschmacklichen Nuancen können Unterschiede in der Streichfähigkeit von Honigprodukten dem Konsumenten Hinweise auf die Qualität der Naturware geben. Man erkennt guten Honig also woran? An Streichzartheit. Der Imker siebt, schäumt und rührt das Produkt nach dem Schleudern. Diese Vorgänge führen - wenn professionell durchgeführt - zu einer Konsistenz, die das Brot beim Streichen nicht zerbröckeln lässt.
- Aber Vorsicht - zu zarte Honigproduktionen sind meist mit Zusatzstoffen versehen, die für schlechte Qualität sprechen. Ein Honig, der sich genauso leicht verstreichen lässt wie Butter, ist nicht allzu natürlich.
- Auch das Schleudern kann Aussagen über die Qualität des Produkts zulassen. Guten Honig erkennt man an Kaltschleuderung. Wird der Honig nämlich erwärmt, gehen wichtige Enzyme verloren.
- Ein Zusammenhang mit eben genanntem Kriterium besteht in der Lagerung. Wenn zu lange gelagert, kristallisiert Honig. Das führt dazu, dass die Masse hart wird. Um sie wieder streichfähig zu machen, muss das Produkt erwärmt werden. Das ist beispielsweise bei Honig aus dem Ausland der Fall, weil dieser meist zu lange unterwegs ist. Guten Honig erkennt man also auch an möglichst kurzer Lagerung.
- Leider lassen die Siegel auf den Honigprodukten selten sichere Aussagen über Enzymhaushalt, Schleuderung, Rührung, Siebung oder Lagerung zu. Es macht daher Sinn, Honig direkt beim Imker zu kaufen. Dieser kann Ihnen zeigen, wie er den Arbeitsprozess handhabt. Unmittelbarere Qualitätssicherung gibt es nicht.
Zuletzt sei Ihnen das Eine mitgegeben: Honig ist nicht gleich Honig. Für Saisonhonig, Waldhonig, Akazienhonig etc. gelten im Detail andere Geschmacksregeln, die sich nicht unter ein einziges Qualitätskriterium fassen lassen. Fragen Sie diesbezüglich Ihren Imker. Die gute Nachricht: So können Sie auch noch sein Fachwissen testen.
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