Weiß kommt nicht immer von Wissen
- In vergangenen Zeiten konnte man noch mit einem Blick erkennen, ob es sich bei dem Wort "Weiß" um die betreffende Farbe handelte oder ob dies von Wissen abgeleitet wurde. Da man heute beide Wörter gleich schreibt, wird nun der Inhalt des Satzes, in dem es verwendet wird, wichtig, denn nur im Zusammenhang lässt es sich nun deuten, was letztendlich hier ausgedrückt werden soll.
- Nach der Rechtschreibreform, die die heute gültigen Regeln hervorbrachte, kam es gerade in Bezug auf das "ß" und das "Doppel-S" zu einigen Änderungen, die es sich - für, für den, der nach geltenden Regeln schreiben möchte - einzuprägen gilt.
- Dass man nun ein und dasselbe Wort, nämlich "Weiß", welches einmal eine Farbe benennt und zum anderen von Wissen abgeleitet wird, mit ein und derselben Buchstabenfolge schreibt, könnte mittlerweile bekannt sein. Aber welche Gesetzmäßigkeit letztendlich dazu führt, dass es so ist, kann anhand der festen Regel, die dafür verantwortlich zeichnet, recht einfach verinnerlicht werden.
- Kommt es nach einem doppelten Vokal (Selbstlaut) zu einem S-Laut so wird dies schriftlich als "ß" ausgedrückt. Da dies nun bei den beiden in gleicher Weise auszusprechenden Wörtern der Fall ist, werden nun auch beide in dieser Form geschrieben.
- Ist bei einem Wort nur ein Vokal vorhanden, so bestimmt das ausgesprochene Wort die Schreibweise des folgenden S-Lautes. Hierbei gilt das nach einem lang ausgesprochenen Vokal wie beispielsweise "Gruß" ein scharfes "S" folgt und bei dem Wort "Kuss" das Doppel-S die richtige Wahl darstellt.
Warum nicht jeder nach den geltenden Regeln schreibt
- Die letzte Rechtschreibreform hat es geschafft, Deutschland in drei große Lager aufzuteilen, zum einen in die nach den Änderungen eingeschulten Schüler, denen bereits zu Beginn ihrer Schulzeit die Gültigkeit besitzenden Regeln gelehrt werden, gefolgt von den "Umschülern", die alles, was sie sich mühsam eingeprägt haben, nun umwerfen müssen, um mit den neuen Gesetzmäßigkeiten der deutschen Sprache umzugehen.
- Die letzte Gruppe besteht aus denen, die gerne alles so lassen, wie es vorher war, als man "dass" auch noch mit dem scharfen "S" schrieb oder "Weiß" auch schon mal als "Weiss" daherkam und jeder wusste, warum dies so sein musste.
- Ob dies nun als Ignoranz anzusehen ist oder das Unverständnis für diese Abgrenzung den anderen deutschsprachigen Länder gegenüber, die an ihren Schreibweisen festhielten, zum Ausdruck bringen soll, sei einmal dahingestellt. Der Hauptgrund dürfte sein, dass es als vollkommen unnötig angesehen wird, denn wer außer Schülern, die auf gute Noten hinarbeiten, und Menschen, deren Beruf es ihnen zwingend auferlegt, die neue Rechtschreibung zu verwenden, muss schließlich unbedingt darauf achten, alles richtig zu schreiben?
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