Was ist eine Wahrnehmungsstörung?
Noch ungeborene Babys nehmen im Mutterleib bereits ihre Umwelt mit den fünf Sinnen riechen, schmecken, sehen, hören und fühlen wahr. Diese Außenreize werden über die dafür entwickelten Sinnesorgane wahrgenommen. Von dort werden die Reize zum Gehirn geleitet, um sie dort zu bewerten und einzuordnen. So nehmen wir unsere Umwelt wahr und „verstehen“ die Welt. Mit zunehmendem Alter lernt man die Signale richtig zu deuten und zu bewerten.
Kinder, die eine Wahrnehmungsstörung haben leiden jedoch darunter, dass die ankommenden Reize über die entsprechenden Sinnesorgane nicht richtig verarbeitet werden. Hier ist das Problem die Wahrnehmungsstörung zu erkennen, denn die Untersuchungen der Sinnesorgane zeigen häufig keine Auffälligkeiten.
Ursachen von Wahrnehmungsstörungen
Wahrnehmungsstörungen können angeboren oder erworben sein, was meistens in den ersten Lebensjahren begründet ist.
Angeborene Störungen:
- Vererbung: Wahrnehmungsstörungen haben oft genetische Ursachen.
- Frühchen, also deutlich zu früh geborene Kinder, haben ein erhöhtes Risiko.
- Sauerstoffmangel bei der Geburt kann zu Störungen führen.
- Konsum von Alkohol während der Schwangerschaft
- Organische Probleme, die erst spät erkannt werden, beispielsweise Schwerhörigkeit, die erst später behandelt wird, kann dazu führen, dass das Kind Probleme mit der Verarbeitung der Informationen im Gehirn hat.
Erworbene Störung:
- Mangel an Zuwendung beim Baby und Kleinkind: Entweder wurde das Kind beispielsweise vernachlässigt, dass es die Reize nicht einzuordnen gelernt hat oder es war gegebenenfalls ständiger Reizüberflutung ausgesetzt. Zum Eigenschutz steigt die Reizschwelle.
- eine Gehirnschädigung, möglicherweise bedingt durch einen Sturz oder anderen Unfall
- Psychische Erkrankungen des Gehirns, die eine normale Reaktion auf äußere Reize nicht zulassen.
Diese Wahrnehmungsstörungen gibt es
- visuell, das Sehen betreffend: Wenn das Kind beispielsweise Probleme beim Lesen oder Schreiben hat, aber auch feinmotorische Fähigkeiten hinter Altersgenossen hinterherhinken.
- taktil, das Fühlen betreffend: Manche Kinder mit Störungen in diesem Bereich lassen sich nicht gerne an der Haut berühren oder mögen es extrem gerne.
- auditiv, das Hören betreffend: Die betroffenen Kinder reagieren sehr sensibel und nervös auf Geräusche und können sich bei erhöhtem Lärmpegel gar nicht konzentrieren, möglicherweise reagieren sie in einem lauten Umfeld unangemessen aggressiv.
- visuo-konstruktive Wahrnehmungsstörung, die räumliche Orientierung betreffend: Diese Kinder fallen öfter hin als Altersgenossen, sie sind häufig koordinativ schlechter und haben kein Körpergefühl.
Die Symptome einer Wahrnehmungsstörung
Während sich manche Kinder deutlich verhaltensgestört in bestimmten Situationen verhalten, ist es bei anderen nicht so leicht, Defizite überhaupt zu erkennen. Deshalb sollte man in Alltagssituationen genau hinsehen:
- Das Kind kann einzelne Reize nicht verarbeiten, hier ist eine Über- oder Unterempfindlichkeit für Umweltreize typisch. Visuelle Störungen äußern sich beispielsweise dadurch, dass sich Kinder Gesichter und Personen nicht merken können. Das sind modalitätsspezifische Wahrnehmungsstörungen.
- Bei intermodalen Wahrnehmungsstörungen kann der Mensch verschiedene Reize im Gehirn nicht sinnvoll verknüpfen. Ein Kind in der Gruppe tanzt und klatscht in die Hände, wahrnehmungsgestörte Kinder können das Gehörte (das Klatschen) nicht mit dem Gesehenen (das Kind bewegt die Hände beim Klatschen) zusammenbringen.
- Wenn unterschiedliche Umweltreize zeitlich oder räumlich nicht eingeordnet werden, können spricht man von serialen Wahrnehmungsstörungen. Beispiel: Das Kleinkind geht jeden Tag mit der Mutter einen kurzen Weg zum Spielplatz, kann sich den Weg jedoch nicht merken und würde allein nicht hinfinden.
Es ist wichtig, dass man beim Verdacht auf eine Wahrnehmungsstörung den Kinderarzt aufsucht und um Abklärung bittet. Je früher man solche Störungen erkennt, desto besser lassen sie sich therapieren. Man kann auch das Umfeld, Freunde, Familie und Kindergartenpersonal bitten, dass sie bewusst auf das Verhalten bei Kindern achten, wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmen könnte.
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