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Links-rechts-Schwäche - so gehen Sie damit um

Rechts oder links kann Unterscheidungsprobleme verursachen.
Rechts oder links kann Unterscheidungsprobleme verursachen.
Menschen mit einer Links-rechts-Schwäche leiden darunter, sich oft erklären zu müssen, denn die Rechts-links-Schwäche führt nicht selten dazu, vom Gegenüber als partiell oder gar völlig "unfähig" eingestuft zu werden. Das ist nicht nur diskriminierend, sondern für die Betroffenen im höchsten Grade frustrierend, denn die überschnelle Einschätzung der jeweiligen "Gegenüber" ist vollkommen unangebracht. Doch es gibt Möglichkeiten, die Links-rechts-Schwäche zu retuschieren.

Die Links-Rechts-Schwäche wirkt frustrierend

Die Links-rechts-Schwäche, fällt als Krankheitssymptom unter die von dem Neurologen Josef Gerstmann (1887 bis 1969) bezeichnete "Adraphie", "Akalkulie" und "Agnosie". Adraphie umschreibt motorisch unabhängige Störungen beim Scheiben. Akalkulie benennt Störungen im mathematischen Bereich und die Agnosie diagnostiziert Probleme, eigene Finger- und Fußzehen bezeichnen zu können.

  • Gerstmann unterteilte die Agnosie in die Bereiche, "Links-rechts-Schwäche", "Visuelle Agnosie" (Gesichtsblindheit, Formagnosie), "Auditive Agnosie" (akustische Agnosie = Worte nicht erkennen), "Astereognosie" (nicht ertasten können), "Asomatognosie" (Nichterkennen eigener Körperteile) und "Geruchsagnosie" (Wahrnehmungsstörungen im Bereich der Gerüche).
  • Diese Wahrnehmungsstörungen werden unter dem Oberbegriff Angularis-Syndrom zusammengefasst. Das lateinische Wort "angular" bedeutet "winkelig" und bezieht sich auf die "verwinkelt-verschlungene" Gehirnformen, die jeweils bestimmte neurologische Komplexe umfasst. Diese Wahrnehmungsstörung entsteht, wenn der sogenannte "Gyrus angularis" nicht mehr funktioniert.
  • Die Schädigung des "Gyrus (griech. "Windung") angularis (lat. "winklig") betrifft eine "winkelige Windung" der Großhirnrinde am hinteren Bereich des Schläfenlappens, an dem die drei Furchen Schläfen-, Hinterhaupt- und Scheitellappen zusammentreffen. Aus diesem Grunde ist es sehr selten, dass die Wahrnehmungsstörung einer "Links-rechts-Schwäche" isoliert auftritt. 
  • Das Gerstmann-Syndrom nennt sich also "Angularis-Syndrom" und benennt neurologische Störungen der Gehirnwindungen im Bereich der hinteren linken (sprachdominanten) Großhirnrinde und umfasst die Aphasie (Sprachstörungen), Alexie (Leseunfähigkeit), Dyslexie (Sprachmissverständnis), Agrafie (Schreibunfähigkeit) und Akalkulie (Zahlenmissverständnis).
  • Die Links-Rechts-Schwäche ist insofern weder allein dem Bereich Dyslexie, noch der Aphasie oder Agrafie zuzuordnen, sondern eine neurologische Erkrankung, die je nach ärztlicher Diagnose Grenzbereichen zuzuordnen ist. Damit lässt sich klären, dass die Rechts-links-Schwäche ein Teilbereich des übergeordneten Begriffs "Angularis-Syndrom" (Störung der hinteren linken Gehirnhälfte) ist, die je nach Erkrankungsbild verschiedene Wahrnehmungsstörungen mit sich führen kann.

So gehen Sie mit einer Rechts-links-Störung um

  • Wenn Ihnen auffällt, dass Sie zwischen links und rechts nicht unterscheiden können, sollten Sie einen Neurologen aufsuchen. Lassen Sie diesen untersuchen, welche Bereiche der Gehirnwindungen die Wahrnehmungsstörung verursacht.
  • Da in der Regel die Links-rechts-Schwäche nie völlig isoliert, höchstens vordergründig auftritt, können Therapien, wie z. B. Ergo-, Physiotherapie, Logopädie u. ä. helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen. Lassen Sie sich von Ihrem Neurologen beraten, welche Therapiemöglichkeit in Ihrem Fall geeignet scheint.
  • Machen Sie sich "Gedächtnisstützen", indem Sie z. B. Ihre Armbanduhr oder Ring nur links tragen. Für Situationen, in denen Ihnen keine Uhr oder kein Ring die linke Hand nachweist, lernen Sie einfach auswendig, dass der Zeigefinger und Daumen der linken Hand ein L bilden kann. Bei der rechten Hand wäre das L seitenverkehrt. Oder stellen Sie sich vor, Sie müssten ein Arbeitsblatt einheften. An welcher Seite befinden sich die Löcher? Links.
  • Auf diese Weise können Sie sich gut helfen. Schwieriger wird es, wenn Sie z. B. Wegbeschreibungen abgeben, denn Ihr Gegenüber wird kaum verstehen, warum Sie zwischen links und rechts stark überlegen. Die Folge kann, je nach Person, sein, dass Sie sich als "entlarvt" oder gar als "intellektuell minderbemittelt entlarvt" fühlen. Doch das wäre unangemessen, denn Sie wissen, dass diese Schwäche nichts mit Ihrem Intellekt oder Ihrer Persönlichkeit zu tun hat.
  • Lernen Sie deshalb, mit der Situation umzugehen. Jemand mit einem gebrochenen Bein muss erklären: "Ich habe ein gebrochenes Bein und kann nicht rennen". Für Sie bedeutet das nicht, sofort jedem auf die Nase binden zu müssen, dass eine Wahrnehmungsstörung vorliegt, sondern sich nicht zu schämen, wenn z. B. Wegbeschreibungen gefragt sind, zu sagen: "Zwar könnte ich Ihnen den Weg dorthin zeigen, doch würden meine Erklärungen zwischen rechts-links verwirren, denn leider liegt bei mir eine Rechts-links-Konfusion vor."
  • Mit dieser Worterklärung erreichen Sie mehrere Zwecke. Ihr Gegenüber versteht, dass nicht intellektmäßige Probleme die Wegerklärung verhindern und Sie sehr genau wissen, wovon Sie reden. Wahrscheinlich wird Ihr Gegenüber zunächst überlegen müssen, was genau "Rechts-links-Konfusion" bedeutet und wenn jemand erst einmal selber überlegen muss, wird ihm deutlich, dass eine "Bewertung" völlig unangebracht ist.

Vielleicht helfen Ihnen die oben aufgeführten Hinweise zum "Angularis-Syndrom", die Situation nüchtern zu betrachten und ggf. zu erklären. Die Wortgestaltung "Links-rechts-Konfusion" entzieht der Diagnose "Links-rechts-Konfusion" das oft als diskriminiert empfundene Wort "Schwäche" und bietet so vielleicht einen leichteren Umgang im Zusammensein mit anderen Menschen.

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