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Selbstwertgefühl Kinder: So formulieren Sie richtig

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Kinder, die miteinander reden und Spaß haben.
Kinder, die miteinander reden und Spaß haben. © Norma Mortenson / www.pexels.com
So ziemlich alle Eltern sind sich einig, dass es wichtig ist, dass Kinder von klein auf ein gesundes Maß an Selbstwertgefühl entwickeln. Für Eltern ist der eigene Nachwuchs sowieso der beste, das ist auch gut so. Aber es kommt darauf an, wie man das kommuniziert.

Warum das Selbstwertgefühl so wichtig ist

Man hört es so oft, die Bedeutung des eigenen Selbstwertgefühls. Aber was ist das eigentlich? Im Prinzip heißt es einfach, dass man sich als wertvollen Menschen erkennt, mit allen seinen Stärken und Schwächen. Nicht nur erbrachte Leistungen allein machen wertvoll! Das wird in unserer Gesellschaft, in der Vieles nur nach Leistung beurteilt wird, oft vergessen. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist aber eine sehr wichtige Voraussetzung, dass man im Leben gut zurechtkommt, glücklich und erfolgreich ist.

Kinder haben im Leben Vorteile, wenn sie ein gutes Selbstwertgefühl haben:

  • Wer seine Stärken und Schwächen, völlig wertfrei, kennt, der kann damit besser umgehen und seine Stärken ausbauen.
  • Kinder mit Selbstbewusstsein schließen leichter Freundschaften, weil sie sich trauen auf andere zuzugehen und mit Andersartigkeit umzugehen.
  • Durch ein starkes Selbstwertgefühl lebt man gesünder, neigt weniger zu psychischen Erkrankungen, das macht sich schon bei Kindern bemerkbar.
  • Jugendliche mit Selbstvertrauen sind nicht so anfällig für Gruppenzwänge, beispielsweise mit dem Rauchen, Trinken oder Drogen anzufangen. Zudem signalisieren sie über ihre Körpersprache, dass sie sich nicht alles gefallen lassen. Das schützt vor Übergriffen und Mobbing.
  • Menschen mit einem positiven Selbstwertgefühl sind kreativer und haben weniger Ängste, denn Herausforderungen werden als Chance gesehen, auf diese Weise können sich Talente entfalten. Sie gehen ihren eigenen Weg, ohne sich leicht beeinflussen zu lassen.
  • Auch Freundschaften und Beziehungen im Erwachsenenalter verlaufen glücklicher und harmonischer, weil man sich nicht über den anderen definiert und sein Glück von diesem abhängig macht.

So kommuniziert man richtig, um Selbstwertgefühl aufzubauen

Folgende Punkte können helfen, dass man richtig mit dem Kind kommuniziert. Selbstwertgefühl ist nicht angeboren, sondern wird erlernt.  Ein Kind schaut zwar sehr viel von den Eltern ab, dennoch ist das Reden wichtig.

  • Ehrlichkeit ist entscheidend, es hilft dem Kind nicht wenn man ihm sagt, dass es das beste und tollste Kind auf der Welt ist. Besser ist es zu sagen, dass es der tollste kleine Junge hier im Haus ist. Ein Kind merkt schnell, wenn etwas nicht der Wahrheit entspricht und wird in der Folge immer misstrauisch sein.
  • Miteinander Lachen ist herrlich, aber niemals übereinander lachen! Wenn dem Kind ein Missgeschick passiert, wird ein Auslachen es sehr verletzen, sodass es sich das nächste Mal möglicherweise nicht mehr traut.
  • Fokussierung auf positive Aspekte: Beim Baby macht man das noch, es wird gebührend bewundert, was es schon alles kann. Je älter die Kinder werden, desto mehr konzentriert man sich möglicherweise auf Schwächen und Fehler. Das verursacht in der Folge aber immer mehr Probleme.
  • Kritik muss konstruktiv sein und nicht mit Liebesentzug untermauert werden. Wenn Schimpfen notwendig ist, sollte das auf Augenhöhe geschehen und nur zu dem Verhalten, das falsch war. Formulierungen mit „immer“, „und überhaupt“, „ständig machst du“ sind zu vermeiden. Wenn das Kind unsicher ist, ob es geliebt wird, hat es später Probleme und kann kaum ein selbstbestimmtes Leben führen, weil es immer Liebe an ein bestimmtes (korrektes) Verhalten koppelt.
  • Die Kommunikation sollte friedlich und freundlich sein. Wenn man möchte, dass das Kind sein Fehlverhalten ändert, ist es wichtig, die Gründe und Gefühle sachlich zu erläutern. Sollte die Stimmung in dem Moment zu geladen sein, ist es besser, wenn man die Diskussion auf einen späteren, aber zeitnahen Zeitpunkt verschiebt.
  • Das Lob muss ehrlich sein. Wenn das Kind etwas gemalt hat, möchte es eine Freude machen, dennoch ist es nicht sinnvoll es nun zu loben, als ob es der nächste Picasso sei. Auch im Vorbeigehen zu sagen „oh, wie schön“ ist kein Lob. Besser man bedankt sich für die Aufmerksamkeit und Zeit die das Kind investiert hat um einen zu erfreuen.
  • Nie Vergleiche ziehen, zu keinem Geschwisterkind, zu keinem anderen Kind und auch nicht zu sich selbst! Der kleine Mensch ist ein eigenes Wesen mit allen Facetten. Aber man kann das Kind mit sich selbst in seiner Entwicklung vergleichen, beispielsweise, wenn das Schnürsenkelbinden nun klappt im Gegensatz zu letzter Woche.

    Auch die nonverbale Kommunikation ist entscheidend

    • Sport ist gut, keine Frage. Wenn das Kind aber ein bisher schwach entwickeltes Selbstwertgefühl hat, kann ein Mannschaftssport in dem es viel um Leistung und Konkurrenzdruck geht, kontraproduktiv sein. Besser ist hier eine Beschäftigung, die mehr auf das Mitmachen und Anstrengen abzielt, als auf Leistung und gewinnen.
    • Weinen und schlechte Laune darf man aushalten. Das sind Gefühle, mit denen umzugehen lernen muss. Hier ist keine Ablenkung oder Bagatellisierung geeignet, denn es würdigt das Gefühl herab. Belohnungen in Form von Süßigkeiten fördern im späteren Leben ein Ignorieren oder Umgehen der negativen Gefühle, was zu psychischen Problemen führen kann. Auch Jungen sollten Ihre Emotionen nicht unterdrücken müssen, um zu funktionieren!
    • Langeweile ist wichtig! Wer Kindern, die sich gerade langweilen, immer gleich eine Liste von möglichen Aktivitäten vorgibt, untergräbt das Selbstwertgefühl. Das Kind lernt dadurch, dass es selber nichts kann und dass andere wissen, was es tun soll.
    • Achtsamkeit: Klingt banal, ist es aber nicht. Es ist wichtig, dass man dem Kind wirklich zuhört oder zuschaut, wenn es etwas sagen oder zeigen möchte, und zwar mit ganzer Aufmerksamkeit. Wer das nur halbherzig tut, signalisiert dem Kind, dass es nicht so wichtig ist und deshalb nicht beachtet wird.

    Erfahrungen machen lassen und Mithilfe anbieten, es untergräbt jedes Selbstwertgefühl, wenn ein Kind keine eigenen, dem Alter angepassten Erfahrungen machen darf. Fehler sind erlaubt und man lernt aus ihnen. Lassen Sie das Kind ruhig erst mal selber die Stiefel anziehen und Schnürsenkel binden. Wenn ein Kind in der Küche mithelfen will, geht bestimmt mal was zu Bruch, es dauert doppelt so lange und man muss danach viel mehr aufräumen – aber es lohnt sich!

    Das Kind darf eine eigene Meinung haben und Grenzen setzen. Es ist anstrengend mit einem Kind alles diskutieren zu müssen, keine Frage. Dennoch ist das wichtig für das Selbstwertgefühl. Man darf als Kind auch die Kinderzimmertür zu machen und Eltern oder Geschwister dürfen nicht reinkommen. Je differenzierter ein Kind hier schon eigene Bedürfnisse wahrnimmt, desto leichter kann es sich als Erwachsener abgrenzen und auch mal nein sagen.

    Kinder leben sehr viel mehr nach dem Vorbild, das die Eltern abgeben und übernehmen häufig unbewusst Verhaltensweisen. Eltern sollten also ebenfalls an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten.

    helpster.de Autor:in
    Lilo Delius
    Lilo DeliusGesundheit ist für Lilo ein wichtiger Aspekt ihres Lebens. Sie interessiert sich für alle medizinischen Facetten, von der Psychologie bis hin zu Auswirkungen von Sport auf die Genesung und das Älterwerden. Ein nachhaltiger, fitter Lebensstil und ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sind ihr für ihre Familie & Kinder wichtig.
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