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Schnarchen - was tun?

Inhaltsverzeichnis

Schnarchen kann ein harmonisches Zusammenleben empfindlich stören.
Schnarchen kann ein harmonisches Zusammenleben empfindlich stören.
Die meisten Schnarcher schlafen gut. Nicht jedoch ihre Bettpartner, die die Nacht nur mit Ohrstöpseln überstehen oder gleich aus dem Schlafzimmer ausziehen. Schnarchen an sich ist nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft harmlos. Abgesehen von zwischenmenschlichen Problemen besitzt es keinen Krankheitswert, außer es tritt im Zusammenhang mit einer schlafmedizinischen Erkrankung auf. Wenn Sie mit Rücksicht auf ihren Bettpartner was gegen die nächtliche Ruhestörung tun möchten, werden Sie auf eine Vielzahl von teils obskuren Behandlungsmöglichkeiten stoßen. Bevor Sie in Eigenregie loslegen, sollten Sie sich gut über sinnvolle und weniger sinnvolle Maßnahmen informieren.

Schnarchen - wo kommt der Lärm her?

Schnarchen ist ein häufiges Phänomen. Etwa 44 Prozent der Männer sowie 28 Prozent der Frauen zwischen 30 und 60 Jahren schnarchen nächtlich chronisch und treiben ihre Partner durch die Geräuschkulisse in den Wahnsinn.

  • Schnarchen entsteht durch eine Vibration von Weichteilstrukturen an Engstellen der oberen Atemwege während des Atmens im Schlaf. Zu den Weichteilstrukturen gehören unter anderem die Rachenschleimhaut, das Zäpfchen, das Gaumensegel und - sofern noch vorhanden - auch die Rachen- und Gaumenmandeln. Auslöser ist letztlich die schlafbedingte Abnahme des Muskeltonus im Bereich des Rachens.
  • Wenn während des Schlafs die Rachenmuskulatur erschlafft, kommt es zu einer Verengung Ihrer oberen Luftwege. Das kann zu einer erhöhten Vibrationsbereitschaft der Weichteilstrukturen führen. Verengte Luftwege bedeuten aber auch, dass die ein- beziehungsweise ausgeatmete Luft mit mehr Geschwindigkeit an den Strukturen vorbeisaust.
  • Ab einer kritischen Geschwindigkeit entstehen Turbulenzen, die zu schnell wechselnden, lokalen Druckschwankungen in Ihrem Rachen führen. Sie lösen die Gewebsvibrationen aus. Das klingt sehr technisch, bedeutet aber nichts anderes, als dass diese Vibrationen die Schnarchgeräusche verursachen.

Schnarchen ist nicht immer harmlos

  • Sie werden sich jetzt fragen, warum ausgerechnet bei Ihnen und nicht auch bei allen anderen Menschen die Weichteilstrukturen während des Schlafs flattern. Das hängt damit zusammen, dass wir Menschen hinten im Rachen nicht alle gleich gebaut sind. Der eine hat ein kleines Zäpfchen, der andere ein großes. Mal sind die Rachenmandeln weg, der andere hat sie noch. Nicht alle Rachen sind gleich groß und auch Flüssigkeits- und Fetteinlagerungen in den Weichgeweben spielen eine Rolle.
  • Es gibt Risikofaktoren, die Sie zum Schnarcher werden lassen können. Dazu gehören Übergewicht, Alkohol und Rauchen. Dasselbe gilt für die Einnahme von Medikamenten, die den Muskeltonus im Rachen erniedrigen (Beruhigungsmittel, Tranquilizer, auch Schafmittel). Bei Frauen nimmt das Risiko des Schnarchens aufgrund hormoneller Veränderungen nach der Menopause zu.
  • Solange die Verengung der oberen Luftwege noch ausreichend Atemluft durchlässt, bezeichnet man Ihr Schnarchen als primäres, harmloses Schnarchen. Ab einer gewissen Lautstärke können Sie zwar auch davon wach werden, in der Regel bleibt Ihr Schlaf jedoch erholsam. Das Schnarchen muss nicht zwingend behandelt werden. Allerdings könnte Ihr Bettpartner über Schlafstörungen, morgendliche Kopfschmerzen und Tagesmüdigkeit klagen.
  • Kommt es zu einem vollständigen Kollaps Ihrer Atemwege, entwickeln sich Atempausen und es liegt ein Schlafapnoe-Syndrom vor. Es entsteht das sogenannte sekundäre Schnarchen, das dann ein Symptom der behandlungsbedürftigen Schlafapnoe ist. Typisch für das Apnoe-Syndrom sind unrhythmisches Schnarchen, Tagesschläfrigkeit und dadurch bedingter Leistungsabfall.

Was tun gegen die nächtliche Geräuschkulisse?

Das primäre Schnarchen stellt keine zwingende Behandlungsindikation dar, da es harmlos ist. Der Leidtragende ist jedoch der Partner, weshalb viele Schnarcher ärztliche Hilfe suchen, um den Frieden im Schlafzimmer wieder herzustellen.

  • Der erste Schritt gegen Schnarchen ist die Vorstellung bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Zunächst muss geklärt werden, um welches Schnarchen es sich handelt: Primär oder sekundär. Scheidet ein primäres Schnarchen aus und ist die sekundäre Form nicht gleich erkennbar, kommt eventuell auch die Vorstellung in einem Schlaflabor infrage.
  • Neben der Abklärung, ob es sich um primäres oder sekundäres Schnarchen handelt, muss auch geklärt werden, wo genau in Ihrem Rachen die Schnarchursache sitzt. Sie kann am Gaumensegel liegen oder am Zungengrund. Ebenso könnte die Ursache im Kehlkopf oder sogar in der Nase liegen. So kann eine Behinderung der Nasenatmung auch wegbereitend für Schnarchen sein.
  • Es muss also geklärt werden, wo genau das Schnarchen entsteht. Erst dann kann Ihnen Ihr Arzt auch die Erfolgsaussichten einer Therapie voraussagen.

Konservative Maßnahmen - Bissschienen, Nasendilatatoren und Co.

Bei der Wahl einer geeigneten Behandlungsmaßnahme müssen Sie immer im Blick behalten, dass Sie was gegen die Geräuschkulisse tun möchten und nicht gegen einen krankhaften Zustand. Begonnen wird daher immer mit konservativen Maßnahmen.

  • Sollten Sie übergewichtig sein, ist als Basismaßnahme eine Gewichtsreduktion angesagt. Bereits ab einer Gewichtsreduktion von drei Kilogramm kann das Schnarchen nachlassen, Ruhe tritt allerdings im Mittel erst ab einer Reduktion um zehn Kilogramm auf.
  • Abendlicher Alkohol- und Nikotinverzicht bessern ebenfalls die Schnarchsituation. Verzichten Sie auch auf Beruhigungs- oder Schlafmittel, die zu einer Erschlaffung der Rachenmuskulatur führen.
  • Nasensprays können sinnvoll sein, um die Nasenatmung bei einer geschwollenen Schleimhaut zu verbessern. Sofern hier die Ursache Ihres Schnarchens liegen sollte, kann die Verwendung nützlich sein. Nachteil ist, dass Ihre Nasenschleimhaut sich an die Spray-Wirkstoffe gewöhnen kann. Irgendwann geht so nichts mehr ohne Spray. Zur Dauertherapie sind die Sprays daher nicht empfehlenswert.
  • Allerdings sollte im Zusammenhang mit einer geschwollenen Nasenschleimhaut auch an eine allergische Rhinitis gedacht werden. Diese kann zum Beispiel durch Hausstaubmilben verursacht werden. Dann ist eine antiallergische Behandlung sinnvoll, um Ihr Schnarchen in den Griff zu bekommen.
  • Die Nasenatmung kann durch Dilatatoren verbessert werden, die den Naseneingang aufspreizen. Dasselbe gilt für Nasenpflaster, die seitlich aufgeklebt die Nasenflügel erweitern. Ist die Nasenbehandlung erfolgreich, ist später eine operative Korrektur mit Erweiterung Ihres Naseneingangs möglich.

Bissschienen sind erfolgversprechend

  • Bissschienen, die Sie wie eine Zahnspange vor dem Zubettgehen einführen, drücken den Unterkiefer etwas nach vorne. Das verhindert ein Zurückfallen der Zunge im Schlaf. Man sieht nicht gerade sexy damit aus, aber Studien zufolge sollen die Schienen in bis zu 70 Prozent der Fälle gegen Schnarchen helfen.
  • Die Schienen sind allerdings nicht sehr komfortabel. Es kann zu Kiefergelenksbeschwerden, Würgereiz und übermäßigem Speichelfluss kommen. Wenn viele Zähne fehlen, sitzen sie nicht richtig. Werden sie über lange Zeit getragen, kann das, wie bei Zahnspangen, außerdem zu einer Veränderung Ihrer Zahnstellung führen.
  • Tritt Ihr Schnarchen überwiegend in Rückenlage auf, sollen Westen oder auch Schnarchkissen eine Rückenlage und somit das Schnarchen verhindern. Überzeugende Studiendaten liegen nicht vor, was vor allem an der mangelnden Akzeptanz dieser Maßnahmen liegt.
  • Die einzige konservative Maßnahme, die sicher sämtliche Schnarchgeräusche verhindert, ist das Tragen einer CPAP-Maske. Sie dient der Beatmung bei einer Schlafapnoe. An der Maske hängt ein Beatmungsgerät, das Ihnen beim Einatmen die Luft mit etwas mehr Druck in die Atemwege drückt. Das Tragen der Maske ist ausgesprochen unbequem und der apparative Aufwand sehr hoch. Ihr Partner hat dann ein anderes Problem: die Pumpgeräusche des Beatmungsgeräts.

Operative Maßnahmen - der Schnarcher unter dem Messer

Operative Therapieverfahren gegen Schnarchen zielen darauf ab, den Widerstand in den oberen Atemwegen durch Beseitigung von Gewebe zu verringern. Das flatternde Gewebe wird entfernt beziehungsweise versteift.

  • Auch hier gilt, dass eine Operation immer dort durchgeführt werden muss, wo die Entstehungsursache des Schnarchens liegt. Liegt die Ursache in der Nase, hat es keinen Zweck, einen Eingriff im Rachen durchzuführen.
  • Bis in die 1990er Jahre hinein wurden nicht selten radikale Operationstechniken durchgeführt. Heutzutage geht man eher minimal-invasiv vor.
  • Generell sind die Erfolgsaussichten operativer Maßnahmen mit zunehmendem Übergewicht geringer.
  • Ist der Atemwiderstand in Ihrer Nase zu hoch, kann er je nach Befund durch verschiedene operative Maßnahmen verbessert werden. Zu den Eingriffen gehören eine Septumplastik (Begradigung der Nasenscheidewand), eine Verkleinerung der Nasenmuscheln und Nasennebenhöhlenoperationen. Auch die Entfernung von Polypen, die die Nasenatmung behindern, kann sinnvoll sein.
  • Zu den Operationen unmittelbar in Ihrem Rachen gehören die „Uvulopalatopharyngoplastik“ (UPPP) und die laserassistierte „Uvulopalatoplastik“ (LAUP). Ebenso auch die Versteifung der flatternden Rachenweichteile durch herbeigeführte Narbenbildung oder Implantate.
  • Das Prinzip von UPPP und LAUP beruht darauf, dass überschüssiges Weichteilgewebe (meist Schleimhaut) entfernt wird. So wird die Vibrationen des weichen Gaumens und damit Ihr Schnarchen reduziert.
  • Die LAUP wird, sofern Sie keinen starken Würgereiz haben, in örtlicher Betäubung und ambulant durchgeführt. Die UPPP erfordert eine Vollnarkose. Sie wird immer mit einer Tonsillektomie kombiniert, sofern die Gaumenmandeln noch vorhanden sein sollten. Das erfordert meist einen mehrtägigen, stationären Aufenthalt. Da eine Tonsillektomie nicht ganz unproblematisch ist, wird man einer LAUP den Vorrang geben.

Wie erfolgversprechend sind die Operationen?

  • Die Ergebnisse nach LAUP und UPPP sind nicht schlecht. Untersuchungen mit Langzeitdaten über zehn Jahre belegen eine deutliche Verbesserung der Schnarchproblematik. Allerdings müssen Sie damit rechnen, dass der gewünschte Effekt nicht ewig anhält. Das Schnarchen wird Sie irgendwann wieder einholen.
  • Zur Versteifung der flatternden Rachenweichteile werden diese mit einer Radiofrequenzbehandlung auf circa 120 Grad Celsius erhitzt. Dadurch setzt eine Narbengewebsbildung ein. Narbengewebe ist straffes, festes Gewebe.
  • Rechnen Sie bei diesem Verfahren mit mehreren Behandlungssitzungen. Die Versteifung der Rachenweichteile kann Ihr Schnarchen nicht komplett beseitigen, sondern lediglich reduzieren. Dafür ist das Verfahren aber sicher und wirkt zuverlässig.
  • Gewebsversteifung kann erzielt man auch, indem man in örtlicher Betäubung stäbchenförmige Implantate aus Polyester in Ihren weichen Gaumen einfügt. Hier kann es allerdings zu einem unerwünschten Wandern des Implantats kommen. Ein gravierender Nachteil ist, dass es trotz korrekter OP-Technik auch zu einer Verstärkung des Schnarchens kommen kann.
  • Ein großer Nachteil der operativen Verfahren am weichen Gaumen sind die meist erheblichen Schmerzen nach dem Eingriff. Diese Schmerzen werden Sie unter Umständen bis zu drei Wochen lang verspüren, weshalb hoch dosierte Schmerzmittelgaben erforderlich sind.
  • Liegt die Ursache des Schnarchens am Zungengrund, kann durch eine Radiofrequenzbehandlung auch die Zungengrundmuskulatur versteift werden. Hier ist allerdings große Skepsis angesagt, da in bisher vorliegenden Studien das Schnarchen nur gering reduziert wurde. An Komplikationen können dauerhafte Probleme mit dem Schlucken auftreten. Ebenso kann eine - wenn auch diskrete - Veränderung der Stimme vorkommen.

Dieser Text ersetzt keine ärztliche Beratung.

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