Kalkstein und Zement
- Das Gebiet östlich von Berlin ist geologisch hochinteressant, denn normalerweise ist Brandenburg von Sedimenten bedeckt, die aus dem Quartär stammen. Dieses begann vor 2,6 Millionen Jahren. Der Kalk, der im Rüdersdorfer Gebiet an der Oberfläche liegt, stammt aus dem Trias, das vor 201,3 Millionen Jahren endete. Ein unterirdischer Salzstock, der durch den Druck des Gesteins nach oben gedrückt wurde, verhinderte, dass sich auf dem Kalk andere Schichten ablagerten.
- Zement wird aus Calciumoxid, Siliciumdioxid, Aluminiumoxid und Eisen(III)-oxid gebrannt. Als Lieferant für diese chemischen Stoffe dienen Kalkstein, Ton, Sand und Eisenerz. Kalkstein ist nötig, um Calciumoxid zu gewinnen. Ohne dieses Vorkommen wären die Zementwerke in diesem Gebiet nie entstanden.
- Wenn Sie im Rüdersdorfer Museumspark diese Kalkschichten ansehen, werden Sie feststellen, dass der Verlauf andeutet, dass dort ein Berg sein sollte, wo es aber eine Senke gibt. Das Gestein, das hier fehlt, finden Sie in Berlin, denn nahezu die gesamte Stadt wurde aus dem Material, welches hier abgebaut wurde, erbaut.
- Der Abbau von Kalkstein ist nicht nur für die Bauindustrie wichtig. Fossilienfunde geben Aufschluss über die Geschichte des Planeten. Außerdem ist es nur dem Kalkabbau zu verdanken, dass Belege über eine Vereisung südlich der Ostsee gefunden worden sind. Sie sehen, das Gebiet ist in jeglicher Hinsicht außergewöhnlich.
- Erste Belege für einen Abbau von Kalk stammen aus dem Jahr 1254. Das Kloster in Strausberg wurde aus den Steinen gebaut. Erst im 17. Jahrhundert gibt es Berichte über Kalkbrenneröfen, von denen aber keiner mehr vorhanden ist.
- Das Baumaterial wurde vom Zementwerk über Tunnel, die zum Wasserstraßennetz von Spree und Havel führten, nach Berlin gebracht. Solche Tunnel dienten auch dem Transport von Kalksteinen zu den Brennöfen. Bemerkenswert ist, dass die Gebäude und Portale alle schön gestaltet wurden - ein Zeichen, wie die Menschen der damaligen Zeit zur Technik standen. An die Folgen für die Natur dachte niemand.
Das Zementwerk Rüdersdorf
- Bis 1931 gab es verschiedene kleine Kalksteinbrüche und Zementwerke. Diese vereinigten sich im Zuge der Zusammenlegung der Gemeinden Kalkberge, Rüdersdorf und Tasdorf, die ab 1934 Rüdersdorf genannt wurden. Mit Bau der Reichsautobahn entstand ein großes Werk der Preussag in Rüdersdorf. Die Produktion wurde im Krieg durch Zwangsarbeiter, die unter KZ-ähnlichen Bedingungen lebten, aufrechterhalten.
- Nach dem Krieg wurde in diesem Werk ein Gefangenenlager von der Roten Armee errichtet und das Werk demontiert. Kurz darauf entstand der größte Baustoff produzierende Betrieb in der DDR auf diesem Gelände. Die VEB (volkseigenen Betriebe) Zementwerke Rüdersdorf bestanden bis 1990 und wurden dann zur Rüdersdorfer Zement GmbH. Dieses Werk und das Werk in Beckum wurden von der Readymix AG übernommen, die seit 2005 als CEMEX firmiert. Seit dieser Zeit werden die Werke Beckum und Rüdersdorf zusammen verwaltet.
- Die Luft im Gebiet um Rüdersdorf war zu DDR-Zeiten extrem staubig, denn es wurde lediglich in den Ausbau der Produktion investiert, nicht in den Umweltschutz. Das änderte sich nach der Wende, heute gibt es durch die Werke kaum noch Belastungen, obwohl in Rüdersdorf etwa 2 Millionen Tonnen Zement im Jahr hergestellt werden.
Umwelterklärung der Werke
- Zement ist ein wichtiger und fortschrittlicher Baustoff, der aber bei der Herstellung ressourcenintensiv ist und nie ohne Emissionen produziert werden kann. Die Umwelterklärung verspricht daher lediglich, dass die Emissionen gering gehalten werden und mit den Rohstoffen verantwortungsvoll umgegangen wird.
- Damit aus Kalkstein Zement wird, müssen dem Kalk Eisen-, Aluminium- und Siliziumoxid zugesetzt werden. Durch Analyse des Rohmaterials wird ermittelt, wie viel genau beigemengt werden muss. Wenn möglich, werden sekundäre Rohstoffe wie Aschen zugesetzt.
- Für die Wärmeerzeugung werden aus Müll hergestellter Fluff, Tiermehl, Reifenschnitzel und Kohlenstaub verwendet, um fossile Energieträger zu sparen. Statt Trinkwasser wird Oberflächenwasser für die Produktion eingesetzt.
- Das Unternehmen ist ständig damit befasst, die Produktionsanlagen zu optimieren, um so zum Beispiel Wärme effektiver nutzen zu können. Beim Abbau des Kalksteins und der Kohle werden schonende Methoden eingesetzt, die erschütterungsfrei sind und so wenig Staub wie möglich aufschleudern. Da im Tagebau abgebaut wird, entstehen kahle Flächen. Das Umweltprogramm wird durch gezielte Rekultivierungen dieser Bereiche abgerundet.
- Bedenken Sie, die Umwelterklärung ist eine freiwillige Selbstverpflichtung, die weit über den gesetzlichen Ansprüchen liegt. Daran sehen Sie, dass den Zementwerken heute auch die Natur wichtig ist.
Museumspark dokumentiert die Industriegeschichte
Der Museumspark ist eine schöne Parklandschaft, die zu einem Spaziergang einlädt. Mithilfe des Lageplans können Sie sich recht gut orientieren.
- Noch heute können Sie im Museumspark Kammersatzöfen, die 1776 entstanden und mit Holz befeuert wurden, sehen. Auch die Rumfordöfen aus den Jahren 1802 bis 1835, bei denen die Kohle in einer eigenen Brennkammer für heiße Luft sorgte, mit welcher der Kalk erhitzt wurde, bieten einen Einblick in die alten Industrieanlagen. Durch diese Öfen konnten erst mal große Mengen sauberer Kalk gebrannt werden. Diese Anlagen sind alle nahe am Eingang des Parks gelegen.
- In diesem Bereich finden Sie auch die Portale, mit welchen die Kanaleinfahrten versehen waren, und das Bohlenbinderhaus mit den eingerichteten Wohnungen. Hier sehen Sie, wie die Arbeiter in der Vergangenheit lebten.
- Der Weg führt nun am Streichelzoo vorbei zu den Resten der Steinbrüche; an den Bruchkanten können Sie die interessanten Gesteinsschichten sehen.
- Die aus 19 Öfen bestehende Schachtofenanlage, welche von 1871 bis 1877 entstand, befindet sich noch etwas weiter hinten im Park.
Die Anlage ist auch als Freizeiteinrichtung zu verstehen. Sie können dort Kanus und E-Bikes ausleihen, es gibt Camps für Schulklassen und Familien und viele spezielle Angebote für Kinder.
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