Modistin oder Hutmacherin?
Haben Sie noch nie vom Beruf der Modistin gehört, müssen Sie sich nicht wundern. Viele kennen die Bezeichnung nicht oder sprechen einfach von der Hutmacherin.
- Die Begriffe Modist/Modistin und Hutmacher/Hutmacherin (insgesamt üben deutlich mehr Frauen den Beruf aus) werden oft synonym benutzt. Genau genommen besteht jedoch ein Unterschied. Die Modistin stellt nämlich im Allgemeinen Kopfbedeckungen für die Damen her, die Hutmacherin Kopfbedeckungen für die Herren. Hutmacher arbeiten vor allem industriell, wobei die Massenware an Damenhüten ebenfalls industriell produziert wird. Modistinnen sind dagegen noch handwerklich tätig und fertigen kunstvolle Hüte an, außerdem auch anderen Kopfputz für die Damen, beispielsweise Brautgestecke. Auch produzieren Sie Dekorationselemente für die Kopfbedeckungen. Die Modistin trug deshalb früher die schöne Bezeichnung "Putzmacherin".
- Wichtig für diesen Beruf ist, dass Sie handwerklich begabt und kreativ sind. Sie müssen unter anderem Schnittmuster erstellen, Stoff zuschneiden und zusammennähen sowie Filz und Stroh dämpfen. Letztere beiden ziehen Sie zur Formgebung über vorgefertigte Formen und bügeln die Hüte schließlich auch noch. Manche Kopfbedeckungen müssen Sie außerdem mit einem Innenfutter versehen, eine wichtige Rolle spielt zudem das Verzieren mit Applikationen, Schleiern, Federn oder Bändern. Zu Ihren Aufgaben gehört es auch, kostbare Hüte zu reparieren oder Umarbeitungen vorzunehmen. Sie entwerfen außerdem selbst Hutmodelle und beraten Kunden.
Ausbildung und Berufschancen
Haben Sie Lust auf diesen Beruf, sollten Sie ein gutes Gespür für Mode und eine ebenso gute Schulbildung mitbringen.
- Obwohl prinzipiell auch Hauptschulabgänger diesen Beruf ergreifen können, stellen die Betriebe bevorzugt Abiturienten ein. Im Jahr 2011 hatten laut einer Statistik der Arbeitsagentur 50 Prozent derer, die die Ausbildung antraten, Abitur. Die Lehre dauert drei Jahre, wobei insgesamt deutschlandweit nicht viele Möglichkeiten bestehen, den Beruf zu erlernen. Dies liegt daran, dass heute nicht mehr allzu viele Frauen Hüte tragen und wenn, dann ist es häufig industriell hergestellte Massenware. Da auch relativ wenige diese Tätigkeit ergreifen wollen, haben Sie trotzdem gute Chancen, eine Lehrstelle zu bekommen. Jährlich treten nur einige Dutzend junge Frauen und Männer eine solche Ausbildung an.
- Nach der Ausbildung können Sie in einer Werkstatt oder einem Atelier als Modistin arbeiten. Sie haben natürlich auch die Möglichkeit, sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig zu machen. Dafür brauchen Sie nicht nur wirtschaftliche Kenntnisse, die Sie beispielsweise im Meisterkurs erwerben, sondern ein gutes Konzept. Sie müssen außerdem sehr aktiv sein, um Kunden zu gewinnen, denn Sie bewegen sich in einer Nische. Wichtig ist deshalb das Talent, auf Menschen zuzugehen und auch, Sie für Ihre Kreationen begeistern zu können. Wenn Sie besonders herausstechen, haben Sie sogar die Möglichkeit, mit renommierten Modeschöpfern zusammenzuarbeiten. Alternativ bieten sich Beschäftigungsmöglichkeiten im Modeverkauf oder an großen Theatern. Letztere beschäftigen häufiger Modisten, die die unterschiedlichsten Kopfbedeckungen, auch Herrenhüte wie beispielsweise Zylinder, anfertigen sowie den vorhandenen Kopfputz pflegen, reparieren und umarbeiten.
- Schwierig ist es, etwas zum Gehalt der Modistin zu sagen. Die Agentur für Arbeit nennt als beispielhaftes tarifliches Grundgehalt, Stand Februar 2014, einen Stundenlohn von 12,33 €. Mit mehrjähriger Berufserfahrung, größerer Verantwortung oder mit Meisterausbildung können Sie einiges mehr verdienen. Arbeiten Sie an einem Stadt- oder Staatstheater, gelten die Tariflöhne des öffentlichen Dienstes. Sind Sie selbstständig, hängt Ihr Einkommen von vielen Faktoren, unter anderem Ihrer Fähigkeit, andere für Ihre Kreationen zu begeistern und Kunden zu gewinnen, ab.
Als Modistin haben Sie also eine eher exotische Tätigkeit, denn Sie gehören zu einem sehr kleinen Kreis. Mit Reichtümern dürfen Sie in diesem Beruf nicht rechnen, dafür sind Ihrer Kreativität mitunter keine Grenzen gesetzt.
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