Auch Funktionen können linear unabhängig sein
Neben den Ihnen bekannten Vektoren des zwei- oder dreidimensionalen Raums gibt es weitere Mengen, die die Bedingungen eines Vektorraums erfüllen. Ein Beispiel sind alle stetigen Funktionen über den reellen Zahlen R. (Dabei müssen Sie zum weiteren Verständnis nicht unbedingt wissen, wie die Bedingungen für einen Vektorraum lauten.)
- Lineare Unabhängigkeit bedeutet im funktionellen Zusammenhang, dass die Menge der Funktionen fi den gesamten Funktionenraum aufbaut bzw. eine komplette Teilmenge von diesem. Sprich: Jede noch so beliebige Funktion lässt sich als Linearkombination dieser Grundfunktionen fi darstellen.
- Genauso, wie Sie eine Menge von Vektoren auf lineare Unabhängigkeit untersuchen können, ist dies auch mit einer Menge von Funktionen möglich. Vereinfacht gesagt ist eine Menge von Funktionen fi dann linear unabhängig, wenn Sie keine dieser Funktionen als Linearkombination der anderen Funktionen darstellen können.
- Mathematisch gilt für lineare Unabhängigkeit, dass die Gleichung ∑ ai * fi = 0 nur dann erfüllt werden kann, wenn alle (!) reellen Koeffizienten ai = 0 sind. Dieser letzte mathematische Ausdruck ist gleichzeitig ein Prüfkriterium für die Funktionenmenge fi. Letztendlich müssen Sie also, genauso wie bei Vektoren, eine Gleichung mit den Unbekannten ai untersuchen.
Lineare Unabhängigkeit - Beispiele
- Ein oft gewähltes Beispiel für eine Menge von stetigen Funktionen über R, die linear unabhängig sind, ist f1(x) = x², f2(x) = ex und f3(x) = e-x. Schon eine Vorüberlegung zeigt, dass sich keine dieser drei Funktionen durch die beiden verbliebenen ausdrücken lässt. Grob gesagt sind die gegebenen Funktionen einfach zu unterschiedlich. Auch die Gleichung a1x² + a2ex * a3e-x = 0 lässt sich nur lösen, wenn alle Koeffizienten ai = 0 sind.
- Die beiden Funktionen f1(x) = sin 2x, f2(x) = sinx * cos x sind jedoch linear abhängig, denn die Funktion des doppelten Winkels können Sie mit Hilfe einer Formel in die zweite Funktion überführen.
- Die (unendliche) Menge der Funktionen fi(x) = xi, wobei der Index i die Zahlen 0,1,2... durchläuft, bildet übrigens eine linear unabhängige Basis des Vektorraums der ganzrationalen Funktionen. Auch die lineare Unabhängigkeit von fi lässt sich leicht einsehen. Einen möglichen Beweis bietet die sogenannte Wronski-Determinante.
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