Wie die Trennung in laizistischen Staaten umgesetzt wird
- Der Ausdruck Laizismus geht auf Ferdinand Buisson zurück, der 1871 die Abschaffung des Religionsunterrichts an Schulen forderte. Bereits 1905 wurde in Frankreich ein Gesetz, das die Trennung von Kirche und Staat vorschrieb, verabschiedet. In der Verfassung von 1946 wurde erstmals der Begriff "laïcité" verwendet. Frankreich ist also eine laizistische Republik. Das heißt in erster Linie, dass der Staat sich gegenüber allen Religionen neutral verhält. Der Staat mischt sich in die Religionsausübung nicht ein, er fördert oder behindert diese nicht. In diesem Sinne ist auch Portugal laizistisch. Allerdings gibt es einige Sondervereinbarungen in Portugal und im elsässischen und im lothringischen Département.
- Atatürk hat nach französischem Vorbild auch in die Verfassung der Türkei den Laizismus aufgenommen. Hier wurde er als religionsfeindlich interpretiert. So waren zeitweise Pilgerfahrten nach Mekka und das Religionsstudium verboten. Das Tragen des Kopftuchs war verpönt, Studentinnen war es zum Beispiel untersagt. Dieses Verbot wurde 2008 aufgehoben, nach einer Verfassungsbeschwerde wieder in Kraft gesetzt und erst 2010 wurde das Kopftuchverbot an Universitäten aufgehoben.
Es ist deutlich, das laizistische Staaten die Trennung zwischen Staat und Kirche sehr unterschiedlich interpretieren können. Der Laizismus kann wie in China eine brutale Abkehr von der Religion bedeuten oder wie in Japan Ausdruck von Religionsfreiheit sein. Aber es gibt auch andere Wege, diese zu garantieren.
Säkularismus und Staatsreligion
- Die meisten Staaten der EU sind nicht laizistisch, aber säkular. Das heißt, es gibt eine Trennung von Staat und Kirche, die Staaten verhalten sich gegenüber den verschiedenen Religionen neutral, aber es gibt Religionsunterricht an Schulen oder der Staat erhebt Abgaben, die den Kirchen zufließen. Wichtig ist dabei nur, dass keine Religion bevorzugt wird.
- Großbritannien nimmt eine Sonderstellung ein, denn hier ist das Staatsoberhaupt auch gleichzeitig Oberhaupt der Kirche. So ist es an englischen Schulen undenkbar, keinen Religionsunterricht anzubieten. Dieser ist aber ein multireligiöser Unterricht, der in Deutschland vermutlich als Ethikunterricht bezeichnet würde. Man lehnt es ab, dass die Kinder nach Konfessionszugehörigkeiten getrennt unterrichtet werden. Es geht um den pluralistischen Kernpunkt der Gesellschaft, in allen Bereichen.
Sie sehen, dass Laizismus in Europa eher unüblich ist und es auch ohne eine Trennung von Staat und Religion tolerante Gesellschaftsformen geben kann.
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