"ὑπερβολή" oder auch "hyperbole" - das ist das griechische Wort, das der Hyperbel zugrundeliegt. Es bedeutet soviel wie übertreffen oder übertreiben, und damit wird die Funktion der Hyperbel klar: Sie übertreibt maßlos. In der Literatur gibt es dafür zahllose Beispiele.
Die Hyperbel in der Literatur
Der erste Weltkrieg ging einher mit der literarischen Epoche des Expressionismus. Unter dem Eindruck von Tod und maßloser Zerstörung bedienten sich viele damalige Schriftsteller gern des Stilmittels der Hyperbel.
- So findet sich bei Gottfried Benn: "Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern" - eine eindeutig maßlose Übertreibung, denn, wie Benn selbst anmerkt, kein Mensch hat genügend Blut, um so viel davon zu verlieren. Georg Heym schreibt in seinem Gedicht "Der Krieg", dass jener "den Mond in der schwarzen Hand" zerdrückt. Auch dies ist eine offensichtliche Übertreibung, da es schier unmöglich ist.
- Doch es gibt in der Literatur auch positive und schöne Hyperbeln: So schreibt Goethe in seinem "Maifest" von "tausend Stimmen", die aus dem "Gesträuch dringen", um eine Art Liebesrausch darzustellen.
- Hyperbeln finden sich aber nicht nur in der Lyrik, sondern auch in prosaischen Werken. Meist bilden sie hier Teilsätze, die einen Zustand charakterisieren. "Sie weinte einen See aus Tränen" beschreibt große Trauer. "Er wollte die ganze Welt umarmen" zeigt das genaue Gegenteil.
Sie sehen: Jede Hyperbel ist für sich ein starkes Bild. Diese Wirkung macht man sich meist unbewusst auch im Alltag zunutze.
Die sprachliche Übertreibung im Alltag
"Ich habe so einen Durst, ich könnte eine ganze Badewanne leertrinken!" oder auch "Ich musste 1000 Stunden auf den Bus warten" - beides sind Sätze, die Sie so oder so ähnlich sicher schon mal gehört haben. Es gilt: Benutzt man im Alltag ein unrealistisch großes Bild, um eine Situation zu beschreiben, ist dies eine Hyperbel.
- Es wird aber nicht nur mit Größen, sondern auch mit einfachen Paradoxien gearbeitet. So ist auch die Aussage "Philipp Lahm läuft schneller als sein eigener Schatten!" eine Hyperbel, genau wie "Wenn Chuck Norris Liegestütze macht, drückt er die Welt nach unten." Sie sehen: Alles, was nicht sein kann und bildhaft dargestellt werden kann, hilft, bestimmte Dinge zu beschreiben.
- Wenn jemand sehr stark ist oder in etwas anderem extrem gut, kann man dies mit einer Hyperbel charakterisieren. Wenn eine Zeitspanne als sehr lang oder ein Zustand als sehr unangenehm empfunden wird, hilft die Übertreibung ebenfalls.
- Doch auch Untertreibungen können Hyperbeln sein, wenn sie in ihrer Wirkung extrem genug sind: So ist die Aussage "Die Welt ist ein Dorf" ebenfalls jenem Stilmittel unterzuordnen.
Die Wirkung des Stilmittels
- Stellen Sie sich vor, es gäbe keine Hyperbeln. Dann blieben nur Aussagen wie "In den Sträuchern gibt es im Mai viele Geräusche" oder "Chuck Norris ist sehr stark". Natürlich könnte man sich auch so ausdrücken, doch es wäre schwieriger, solche Aussagen zu verstehen und zu verorten.
- Nimmt man aber ein Bild zur Hilfe, hat der Zuhörer oder Leser dies meist sogleich vor Augen: Philipp Lahm, der seinem Schatten davon rennt ist ein klares Bild. Auch ein Mensch, der sehr stark blutet, ist ein erschreckendes, aber verständliches Bild. Und so dient die Hyperbel vor allem zur Verbildlichung extremer Zustände.
- Dadurch sind diese Zustände einfacher zu verstehen und hinterlassen einen größeren Eindruck. Diese Funktion und ihre Wirkung machen die Hyperbel seit Jahrhunderten zu einem der beliebtesten Stilmittel.
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