Banken in Europa sollen künftig Reserven besitzen, die ihnen das Überleben für 30 Tage ohne fremde Hilfe sichert. Von ihnen wird gefordert, die Kreditvergabe und andere Geschäfte mit einem ausreichend hohen Eigenkapital abzusichern.
Kreditrisiken mit Eigenkapital abmildern
Die im Zuge der Lehmann-Bankpleite ausgebrochene Finanzkrise hat dazu geführt, dass die Banken mit neuen Kreditvergabe- und Eigenkapitalvorschriften, bekannt unter Basel III, konfrontiert worden sind.
- Eine Lehre der Krise besteht darin, dass eine Vielzahl zahlungsunfähiger Banken eigentlich nicht am fehlenden Kapital gescheitert ist. Vielmehr versiegte der Kapitalfluss an den Märkten. Man konnte sich kein Geld mehr besorgen. Außerdem zogen viele ängstliche Kunden schnell ihre Einlagen ab.
- Allein in Europa gibt es etwa 8.300 Finanzinstitute, die den Regelungen des "Basel-III-Abkommens" Folge leisten müssen. Als bedeutsam wird auf das harte Kernkapital verwiesen, das in erster Linie aus Aktien und einbehaltenen Gewinnen gebildet wird und unmittelbar haftbar ist. Banken sollen bis zum Jahr 2019 eine Kernkapitalquote von 7 Prozent besitzen. Bisher macht das Eigenkapital bei risikogewichteten Anlagen nur 2,5 Prozent aus. Bezogen auf die gesamten Anlagen wird die Eigenkapitalunterlegung etwa 2 bis 4 Prozent betragen.
Eigenkapitalunterlegung nach Basel III
Wenn Sie Jemandem Geld leihen, dann verleihen Sie Ihr Geld oder Eigenkapital. Banken vergeben Kredite, wobei sie den Betrag lediglich mit einem bestimmten (anteiligen) Eigenkapital unterlegen müssen. Wie viel Eigenkapital zu berücksichtigen ist, ergibt sich nach den Baseler Vorschriften (Basel II) aus dem Rating des Kreditnehmers.
- Wenn im Jahr 2019 Basel III komplett in Kraft getreten sein wird, sollen Banken rund 10,5 Prozent Eigenkapital besitzen. Allerdings soll dann alternativ ein Leverage-Ratio von etwa 3 Prozent gelten. Die entspricht der eigentlichen Eigenkapitalquote, wie sie in der Realwirtschaft verwendet wird. Das Eigenkapital der Bank wird ins Verhältnis zur Bilanzsumme insgesamt gesetzt.
- Die Leverage-Ratio ist der übliche Begriff im Bankensektor. Ein hoher Wert zeigt eine entsprechende Eigenkapitalunterlegung an, ein Verweis auf die Knautschzone bei einem Aufprall.
Wie Banken ihre Quoten berechnen
So rechnen die Banken. Die Eigenkapitalquote stellt sich vereinfacht als das Verhältnis von Eigenkapital zur gewichteten Risikoaktiva dar, nicht im Verhältnis zur Bilanzsumme.
- Besitzt Ihr Unternehmen 200 Euro Eigenkapital und einen Kredit von 800 Euro, dann liegt die Eigenkapitalquote bei genau 20 Prozent. So einfach und genau rechnen Banken nicht. Denn eine ihrer Bezugsgrößen bildet das sogenannte Risikoaktiva.
- Dieses entspricht nicht dem Gesamtkapital aus der Summe von Eigenkapital und Fremdkapital. Risikoaktiva entsteht, indem vom Gesamtkapital das Eigenkapital und dann ein bestimmter Betrag X abgezogen werden. Gehen Sie von der Lehre der Bruchrechnung aus, dann erhöht sich das Verhältnis beziehungsweise die Quote mit der Zunahme des Betrages X.
- Das ist für eine Reihe von Finanzexperten ein Ansatzpunkt für Kritik. Denn letztlich enthalten Bankbilanzen bestimmte Aktivapositionen (Kredite, Derivate, Staatsanleihen), für die sie kein Eigenkapital benötigen.
Beim Engagement in Staatsanleihen gelten die strengen Regelungen zur Eigenkapitalunterlegung für Banken bis dato überhaupt nicht. Diese Bonds werden als risikofreie Anlage angesehen. Doch hat der Schuldenschnitt Griechenlands bereits gezeigt, dass dieses Privileg nicht absolut gelten kann.
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