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Das Spiegelbild: Analyse - Hinweise

Das eigene Spiegelbild kann seltsame Gedanken hervorrufen.
Das eigene Spiegelbild kann seltsame Gedanken hervorrufen.
"Das Spiegelbild" ist ein bekanntes Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff. Es zeigt nicht nur ihr dichterisches Können, sondern beschreibt auch einen interessanten Ansatz der Selbstbetrachtung. Dies sollten Sie in einer Analyse beachten.

Beliebt zur Analyse - Werke von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoff zierte viele Jahre lang den 20-DM-Schein. Das hat gute Gründe, denn sie war eine der bedeutendsten Dichterinnen des neunzehnten Jahrhunderts und ihre Texte nehmen auch heute noch einen wichtigen Platz in der deutschen Literatur ein. Dass die Autorin auch eine talentierte Sängerin und Komponistin war, verblasst neben der Bekanntheit ihrer schriftstellerischen Werke, darunter die Novelle "Die Judenbuche". Droste-Hülshoff, die ihr Leben lang kränklich und sehr familienverbunden war, wurde nur knapp über 50 Jahre alt. Die Adlige hinterließ einen großen Schatz an Texten, darunter Gedichte wie "Das Spiegelbild".

Das Spiegelbild - sich selbst fremd sein

Spiegel werden von vielen Menschen als etwas Besonderes angesehen. Man sieht sich selbst darin, aber eigentlich auch nicht, denn in erster Linie sieht man ein Abbild, das einem entgegen sieht wie ein zweiter Mensch. Zahllose gruselige Mythen ranken sich um Spiegel. Spukgestalten sollen in ihnen zu sehen sein, Vampire sollen gar kein Spiegelbild haben. Menschen sollen in Spiegeln verschwinden, in Horrorstorys sehen Personen in Spiegeln die Ankündigung ihres eigenen Todes. Da ist es kein Wunder, dass auch Droste-Hülshoff beim Blick in den Spiegel Unbehagen empfand.

  • "Das Spiegelbild" ist ein aus sechs Strophen bestehendes Gedicht, das der Epoche des Biedermeier zuzurechnen ist. Was zuerst auffällt, ist die ungewöhnliche Reimform: Jede Strophe beginnt mit einem Paarreim, auf den ein Konstrukt aus einem Haufenreim und einer umschließenden Klammer folgt. Schematisch dargestellt ergibt sich: aabcccb.
  • Der Inhalt des Gedichts ist ebenso komplex wie die Form. Wie der Titel bereits verrät, geht es um einen Menschen, der sein Spiegelbild betrachtet.
  • In Strophe 1 spricht die Autorin direkt das Spiegelbild an, als handle es sich dabei um einen eigenen Menschen, der sie "aus dem Kristall" anschaut. Im Folgenden beschreibt sie diesen Blick genauer, wobei sie auf zahlreiche Bilder zurückgreift: Nebelball, Kometen, Spione, Phantom. All diese Worte deuten zum einen auf etwas Mysteriöses und zum anderen auf etwas nicht Greifbares hin, das sich selbst dem Zugriff entzieht. So ist es kein Wunder, dass das lyrische Ich zu dem Schluss kommt, ihr Siegelbild sei "nicht ihresgleichen".
  • In Strophe 2, nachdem das Ich diesen Schluss getätigt hat, beschreibt es dann auch, dass es der Anblick gruselt, dass er ihm geisterhaft und blass erscheint. Doch dann wieder erkennt es "ein Doppellicht" und ist sich nicht sicher, ob es sein Spiegelbild, wäre es eine reale Person, lieben oder hassen würde. Dies deutet auf eine Mischung aus Grusel und Faszination hin, vielleicht aber auch auf eine Selbstreflexion einer Person, die sich nicht sicher über ihre guten und schlechten Seiten ist.
  • Diese Selbstreflexion zieht sich durch die dritte Strophe: Hier beschreibt das lyrische Ich, dass es Respekt vor der Intelligenz ihres Ebenbildes hat, dass ihm sein kalter Blick aber Unbehagen bereiten würde. Hier rückt also wieder die Eigenständigkeit des Spiegelbilds in den Blick, denn wo das Ich eine kluge, aber lebendige Person ist, macht das Ebenbild einen klugen Eindruck, ist aber nur ein Bild.
  • Auch durch Strophe 4 zieht sich diese Ambivalenz. Nun wird der Mund des Spiegelbildes beschrieben, der dem Ich einerseits unschuldig kindlich erscheint, der andererseits aber auch zu Hohn fähig ist. Offen bleibt, ob die Person über sich selbst spricht oder nur über das, was es in seinem Ebenbild beobachtet.
  • In der vorletzten Strophe gibt die Autorin nun eine mögliche Antwort auf diese Frage: Das Ich stellt klar, dass es nicht mit seinem Spiegelbild eins ist. Es bestätigt so die Aussage aus der ersten Strophe. Und es möchte auch gar nicht mit diesem fremden Wesen eins sein.
  • Strophe 6 spinnt den Gedanken, dass das lyrische Ich und sein Ebenbild nicht eins sind, weiter. Es wird die Vorstellung formuliert, das Spiegelbild würde aus dem Spiegel treten und das Ich würde es somit verlieren. Ihm ist klar: Es würde darum weinen.

Welchen Schluss lässt das nun zu? Offensichtlich ist Folgendes: Jeder Mensch braucht sein Spiegelbild. Doch natürlich liegt eine tiefere Wahrheit in den Aussagen der Dichterin. So ist es nicht nur das Selbstbildnis im Glas, das wichtig ist, sondern auch das Wissen über die eigene Persönlichkeit. Man mag sich nicht immer lieben, man mag schlechte Seiten haben, die man verschmäht und nicht haben möchte, aber am Ende sollte immer eine Eigenakzeptanz stehen. Natürlich ließe sich "Das Spiegelbild" auf vielfältige Art analysieren und diese Analyse ist nur ein Ansatz von vielen. Er liefert aber einen interessanten Gedanken: Was wäre der Mensch ohne Selbstbeobachtung? Obwohl sie manchmal schmerzt, ist er auf sie angewiesen.

helpster.de Autor:in
Sarah Müller
Sarah MüllerSarah hat Sozialwissenschaft studiert und sich dadurch mit Kultur auseinandergesetzt. Dabei lernte sie auch technische Themen kennen. Sie hat zu Ernährung und Sport geforscht.
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