Analyse des Gedichts "Nie mehr"
- Ulla Hahn bzw. das lyrische Ich stellt gleich zu Beginn klar, dass das Gedicht nicht hätte geschrieben werden sollen. Dies geht aus den Textzeilen „Das hab ich nie mehr gewollt“ ff. hervor. Sie meint damit all den Kummer und das Warten. Sie wollte dies nicht noch mal durchleben und es ist gegen ihren Willen und entgegen aller Planung doch wieder passiert. Durch Beschreibungen wie „um das Haus streichen“ und „am Fenster stehn“ wird klar, wie sehr sie gequält ist und wartet.
- Es gibt keine alternative Beschäftigung, die noch Sinn haben würde, der klassische Prozess des Liebesschmerzes wird durchlaufen von der ersten Strophe, also vom Anfang an. Die Verzweiflung, das Zurückwollen der alten Liebe wird beschrieben, „triefende“ Briefe werden geschrieben, die doch nie versendet werden sollen. Die Phase des Sehnens und Hoffens wird qualvoll durchlebt, doch der erlösende Anruf kommt nicht und auch kein Besuch des Geliebten.
- Daraufhin wendet sich in der zweiten Strophe das Bild. Das lyrische Ich ist plötzlich erlöst und befreit vom Schmerz, an dessen Stelle die Wut tritt, der die Gleichgültigkeit irgendwann folgen soll. Der Geliebte soll nun „vom Teufel geholt“ werden, die Sehnsucht ist der Verachtung gewichen.
Ulla Hahns Botschaft
- Die zeitliche Analyse von Ulla Hahns Gedicht "Nie mehr" lässt nur ein Ergebnis zu: Es ist in jeder Hinsicht zeitlos. „Das habe ich nie mehr gewollt“ ist völlig zeitlos, aber klar und direkt - es gilt für alle Zeit.
- Die Analyse der Gefühlswelt ist offensichtlich. Das lyrische Ich sehnt sich nach Ruhe und Seelenfrieden.
- Um beides zurückzuerhalten, muss jedoch die Phase des Schmerzes, der Trauer und des darauf folgenden langsamen Vergessenes peu à peu durchlebt werden. Ein Klassiker des Liebens, des Trennens und des Schmerzes, den wohl jeder Mensch mindestens einmal im Leben durchleben muss und die meisten sehr gut kennen. Daher kann sich der Leser des Gedichts einfach mit der Botschaft identifizieren. Menschen mit Liebeskummer fühlen sich verstanden.
- Es ist zu unterstellen, dass Ulla Hahn das Gedicht aus einer eigenen, ebenso schmerzhaften Erfahrung heraus geschrieben hat. Doch da aus ihrer negativen Grundhaltung am Ende auch durch die Wut etwas Neues und Positives entsteht, spendet "Nie mehr" dem Leser auch Trost.
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