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- Zeugenschranke
- Max Frisch "Andorra"
Wissenswertes über die Zeugenschranke
Eine Zeugenschranke dient bei Gericht als Trennung im Raum zwischen dem Platz des aussagenden Zeugen und dem Richtertisch. Dies soll Distanz zum Angeklagten und auch zum Richter wahren.
- Die Zeugenschranke bekommt eine besonders metaphorische Bedeutung in dem Werk „Andorra“ von Max Frisch: Hier gipfelt das sozialkritische Drama in dem Gerichtssaal, in dem das andorranische Volk gegen den Protagonisten Andri aussagt. Das Volk repräsentiert die öffentliche Meinung und erscheint nach und nach an der Zeugenschranke. Hier machen Sie sich schuldig, durch Falschaussagen und belasten den unschuldigen Protagonisten. Das Volk ist hierbei nicht als einzelne Personen, sondern als bestimmter Typ der andorranischen Bevölkerung anzusehen. Es ist voreingenommen und hat den Angeklagten bereits vor dem Prozess in der öffentlichen Meinung vorverurteilt. Max Frisch schützt das schuldige Volk durch die Zeugenschranke und führt vor, wie sich einer nach dem anderen der Korruption und vieler anderer Vorwürfe schuldig macht und den Protagonisten belastet.
- Zu dem Werk „Andorra“ sollten Sie wissen, dass dies eine Kritik des Autors an dem Naziregime ist. Mithilfe der Zeugenschranke wird metaphorisch dargestellt, dass das schuldige Volk keine Schuld träfe, da der unschuldige Angeklagte Andri kein Jude sei. Wäre er hingegen Jude, fühlte sich das schuldige Volk im Recht. Dies zeigt die menschenverachtende Doppelmoral der Nazis, die ihre Taten kollektiv als rechtmäßig uminterpretierten, da sie Juden nicht als menschenwürdig empfanden. Dies führt die absurde Menschenverachtung der Nazis vor Augen und verdeutlicht die Funktion der Zeugenschranke.
- Heutzutage hat die Zeugenschranke zwar dieselbe Funktion, aber in einem Rechtsstaat dennoch eine andere wichtige Bedeutung: Oftmals fällt es Zeugen schwer, eine belastende Aussage zu machen, da sie sich über die Tragweite ihrer Worte bewusst sind. Die Zeugenschranke gewährt ihnen Distanz zum Richtertisch und Distanz zum Angeklagten. Dies soll es dem Zeugen erleichtern, bzw. ermöglichen, eine wahrheitsgetreue Aussage zu machen, auch wenn sie für den Angeklagten verhängnisvolle Auswirkungen hat.
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