Andorra - darum geht es
In Max Frischs bekanntem Buch "Andorra", das gerne in Schulklassen gelesen wird, geht es um den jungen Mann Andri, der in einem Dorf aufwächst, wo er fälschlicherweise für einen Juden gehalten wird. Als solcher ist er ein Außenseiter, der stets nach den Klischees bewertet wird, die in vergangenen Zeiten für Juden galten. So wird er eines Tages sogar zum vermeintlichen Mörder. Schließlich wird Andri von einer fashistoiden Gruppe getötet, die in das Dorf kommt. Keiner der Dorfbewohner hilft ihm. Auch Pater Benedikt, der sonst eher ein Sympathisant von Andri ist, versagt hier. Warum, das ergibt sich aus seiner Charakterisierung.
Charakterisierung von Pater Benedikt
- Zunächst ist Pater Benedikt, der die Funktion einer Nebenrolle erfüllt, als ruhiger und besonnener Mann zu beschreiben. Somit ist er mit den typischen Attributen eines Priesters versehen.
- Dazu kommt auch eine gewisse Güte, denn er ist Außenseiter Andri wohlgesonnen. In mehreren Gesprächen versucht er, Andri klarzumachen, dass dieser sich nicht an den Vorurteilen der Dorfbewohner stören soll.
- Hier kommt aber auch gleich eine seiner negativen Seiten zum Tragen, denn der Priester versucht nie, Andri die Vorurteile auszureden. Er sagt nur, dass dieser sie hinnehmen soll, was dafür spricht, dass der Pater selbst auch von diesen Vorurteilen besetzt ist.
- Auch setzt er sich nicht für Andri ein, als es für diesen schließlich heikel ist, und das, obwohl er weiß, dass Andri kein Mörder ist.
- Hier beschreibt Frisch gut die Rolle des Klerus im Dritten Reich. Da "Andorra" ohnehin als Parabel auf die Zeit des Nationalsozialismus zu verstehen ist, ist auch die Rolle Benedikts als Rolle der Kirche in der damaligen Zeit zu verstehen.
- Dieser wurde und wird oft vorgeworfen, dass sie die Füße stillhielt und teils sogar mit den Nazis kollaborierte. Dies zeigt sich vorzüglich in Benedikts Verhalten, als er die Vorurteile der anderen nicht entkräftet und Andri schließlich nicht rettet.
Die Charakterisierung des Paters ergibt also, dass er keinesfalls ein schlechter Mensch ist, dass er durch seine Passivität aber Unheil anrichtet.
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