Eine Todessehnsucht begleitete die Kaiserin
- Viele Legenden ranken sich heute um das Leben der ehemaligen österreichischen Kaiserin Elisabeth (1837-1898). Sicherlich kennen auch Sie die Sissiverfilmungen der 1950er Jahre mit Romy Schneider in der Hauptrolle. Durch diese Filme hat sich im Volksmund der Name Sissi durchgesetzt, obwohl die Kaiserin selbst sich Sisi oder Lisi nannte.
- Sissi soll Zeit ihres Lebens immer wieder unter Depressionen gelitten haben und oftmals keinen Sinn mehr in ihrem Leben gesehen haben. Ihr Sohn Rudolf ist 1889 durch einen Selbstmord gestorben und spätestens ab diesem Zeitpunkt war ihr Leben überschattet von depressiven Verstimmungen und einer nahezu todessehnsüchtigen Melancholie, die sie auch in ihren zahlreichen selbst geschriebenen Gedichten immer wieder zum Ausdruck brachte.
Sissi ist durch einen Mord gestorben
Am 10. September 1898 befand sich Sissi unter dem falschen Namen Gräfin von Hohenems in Genf, um sich dort mit der Dame der Bankiersfamilie Rothschild zu treffen. Später wollte sie mit einem Schiff quer über den Genfersee weiterreisen nach Caux. Bevor das Schiff am Genfersee ablegte, machte die Kaiserin gemeinsam mit ihrer Hofdame noch einen Spaziergang in der Nähe, welcher ihr zum Verhängnis werden sollte.
- Plötzlich wurde sie von dem italienischen Anarchisten Luigi Lucheni überwältigt. Er rammte ihr eine scharfe Feile mitten ins Herz und rannte davon. Sissi stürzte zu Boden, aber merkte den kleinen, spitzen Einstich nicht sofort. Auch drang durch ihre Kleidung kein Blut nach außen. Sissi dachte deshalb, dass es sich bei dem Anarchisten lediglich um irgendeinen Wahnsinnigen handelte, der sie mit einem Faustschlag zu Boden schlug. Dementsprechend stand sie bald darauf wieder auf und ging wie geplant zu ihrem Schiff.
- Auf dem Schiff brach die Kaisern jedoch aufgrund ihrer Verletzung zusammen. Für sie selber kam dieser Zusammenbruch offenbar sehr plötzlich, denn ihre letzten Worte sollen "Aber was ist denn jetzt mit mir geschehen?" gewesen sein. Sie wurde daraufhin zurück ins Hotel gebracht, wo sie den Folgen der Stichverletzung erlag.
- Die Feile als Mordinstrument war für den Anarchisten lediglich eine Notlösung, da er die Tat eigentlich mit einem Revolver oder wenigstens einem Dolch erledigen wollte, sich beides jedoch finanziell nicht leisten konnte. Sie können sich also vorstellen, dass er mit der Feile ganz exakt und zielgerichtet mitten ins Herz treffen musste, um das Opfer mit diesem Werkzeug tatsächlich töten zu können.
Das Tragische an Sissis Tod ist die Tatsache, dass sie durch einen Mord gestorben ist, der eigentlich einer anderen Person galt. Sissi war unter einem Decknamen unterwegs und der Anarchist bekam nur durch Zufall heraus, dass sie in Genf weilte. Eigentlich wollte er den französischen Prinzen Henri Philippe d’Orléans ermorden, welcher jedoch just an diesem Tage seine Reisepläne geändert hatte und nicht in Genf einkehrte. Sein Ziel war deshalb nicht die Person der Kaiserin selber, sondern im Grunde lediglich die Tatsache, dass sie eine adelige und in der Umgebung sehr bekannte Persönlichkeit war, mit dessen Mord er als Anarchist ein großes, politisch motiviertes Zeichen setzen konnte.
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