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Definition: Vanitas-Gedanke

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Vanitas-Symbole erinnern an die eigene Vergänglichkeit.
Vanitas-Symbole erinnern an die eigene Vergänglichkeit.
Wenn Sie sich für Kunst interessieren, haben Sie sicherlich schon einmal den Begriff Vanitas gehört. Besonders im Barockzeitalter gehörte er wie ganz selbstverständlich zum Leben der Menschen dazu und fand dementsprechend großen Ausdruck in der gegenwärtigen Kunst. Doch was ist eigentlich der Gedanke hinter der Vanitassymbolik und wie sieht ihre genaue Definition aus?

Der Gedanke des Todes war früher allgegenwärtig

  • In der gegenwärtigen Zeit ist der Tod im alltäglichen Leben kaum noch präsent. Gedanken an das eigene Sterben werden zumeist verdrängt und in weite Ferne geschoben. Auch den Tod anderer Menschen nehmen Sie heute ganz anders wahr als die Gesellschaft früherer Jahrhunderte. Durch Fortschritte in der Medizin lassen sich heute viele Krankheiten problemlos behandeln, die früher ein definitives Todesurteil für den Patienten darstellten. Zudem wird heutzutage viel seltener zuhause gestorben als früher, wo es noch keine gute Krankenhausversorgung gab. Tod und Sterben war aufgrund dessen früher fester Bestandteil des gewöhnlichen Alltags. Der Gedanke an den Tod - vor allem an den eigenen Tod - war in den Köpfen der Menschen allgegenwärtig. 
  • An die Vergänglichkeit alles menschlichen Seins wurde vor allem durch die Malerei und Bildhauerei beständig erinnert. Vor allem die Zeit des Barock, die etwa von der Mitte des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichte, war stark hierdurch geprägt. Im Barockzeitalter spielte die Religion eine sehr bedeutende Rolle. Ziel eines jeden Gläubigen war ein "guter" Tod. Man wollte keine Sünden mit ins Jenseits nehmen, sondern rein und sündenfrei sterben. Aufgrund der angesprochenen schlechten ärztlichen Versorgung, der oftmals schlechten hygienischen Bedingungen und ähnlichem konnte der Tod im Grunde jeden Menschen jederzeit ganz ohne Vorwarnung treffen. An diesem Punkt setzt der Gedanke des Vanitas ein. 

Die Definition der Vergänglichkeit

  • Das lateinische Wort Vanitas bedeutet frei übersetzt so viel wie "leerer Schein" oder "Eitelkeit". Die Definition von Eitelkeit ist dabei eine andere als die heutige Begrifflichkeit und ist eher gleichbedeutend mit "Nichtigkeit". Gemeint ist hiermit die Vergänglichkeit allen irdischen Seins. Das Leben auf Erden ist laut Vanitas nur ein leerer Schein, das Anhäufen von Gütern, Macht oder Reichtum ist völlig nichtig. Wichtig ist einzig und allein eine reine Seele, welche im Himmel-Hölle-Verständnis des Todes der ausschlaggebende Punkt über das Fortleben im Jenseits war.
  • Wie gesagt konnte der Tod in früheren Jahrhunderten sehr plötzlich und unvorbereitet kommen. Es blieb einem dann oftmals einfach keine Zeit mehr, seine eventuellen Sünden zu beichten und alles für seinen eigenen Tod vorzubereiten. Die Symbolik des Vanitas sollte den Menschen ihr eigenes Sterben immer wieder ins Bewusstsein rufen. Der Gedanke an einen plötzlichen Tod sollte die Menschen deshalb dazu anhalten, stets "bereit" zu sein. Dies bedeutete ein gottgefälliges Leben, in dem man schlichtweg keine Sünden anhäufte, regelmäßig betete und beichtete, sodass man im Prinzip jederzeit "gehen" konnte. 

Vanitas wird durch verschiedene Symbole ausgedrückt

  • In der Malerei waren Stillleben sehr beliebte Motive, um den Gedanken an die Vergänglichkeit in aller Deutlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Hierfür bedienten sich die Maler verschiedenen typischen Vanitas-Symbolen, von denen häufig mehrere in einem Werk verwendet wurden. Charakteristisch ist natürlich der Totenkopf, welcher bis heute als Sinnbild des Todes steht. Ebenso bekannt dürfte Ihnen die typische Sanduhr oder Taschenuhr beziehungsweise das Stundenglas sein, welche das Verrinnen der Lebenszeit symbolisieren. Aber auch andere, auf den ersten Blick weniger augenfällige Merkmale kennzeichnen ein solches Gemälde. Hierzu gehört zum Beispiel die erloschene oder im Begriff zu erlöschen stehende Kerze. Sie bezeichnet sinnbildlich das Erlöschen des Lebens. Verwelkte Blumen oder vertrocknete Ähren zeigen das "Verwelken" des Menschen an. Auch Seifenblasen sind eindeutige Vanitas-Symbole. So leicht und schnell wie eine Seifenblase zerplatzt, so schnell kann auch das Leben eines Menschen von jetzt auf gleich vorbei sein.  
  • Auf nahezu jedem dieser Gemälde finden Sie außerdem typische Luxusgüter, wie etwa kostbare Stoffe und Pelze, Münzen, edlen Schmuck und ähnliches. Hier greift die angesprochene Definition von Vanitas als übersetzte Eitelkeit. Sie kennen sicher den Spruch "Das letzte Hemd hat keine Taschen." Dinge wie diese erinnern den Betrachter deshalb daran, dass es absolut sinnlos ist, im Diesseits materiellen Luxus anzuhäufen, da er überhaupt gar nichts davon ins Jenseits mitnehmen kann, sondern genauso "nackt" gehen muss wie alle anderen Menschen auch. Im Diesseits sollte sich der Mensch dementsprechend nicht mit der Anhäufung von Luxus beschäftigen, sondern viel eher damit, seine Seele rein und sündenfrei zu halten, da sie das Einzige ist, was im Jenseits noch Gewicht hat. 
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