Alle Kategorien
Suche

Wetterwendischer Tag - darum geht es im Gedicht

Ein wetterwendischer Tag bringt wechselhaftes Wetter.
Ein wetterwendischer Tag bringt wechselhaftes Wetter.
Das Gedicht „Wetterwendischer Tag“ von Georg Britting beschreibt äußerlich zunächst die Auswirkungen extremen Wetterwechsels auf ausgewählte Vertreter von Flora und Fauna.

Georg Britting, ein Erzähler und Lyriker aus Bayern

  • Der Verfasser des Gedichtes "Wetterwendischer Tag" wurde 1891 in Regensburg geboren und starb 1964 in München. In seinen Werken spielte die Natur häufig eine bedeutsame Rolle; seine Spezialität war es, aus einer ruhigen Ausgangssituation mit anscheinend idyllischen Naturbildern eine oft katastrophale Entwicklung heraufzubeschwören - wie bspw. auch in der Erzählung „Brudermord im Altwasser“.
  • Brittings Werk wurde vermutlich von den literarischen Richtungen sowohl des Expressionismus als auch des Realismus mitbeeinflusst. Seine Sprache ist dicht, klar und bewusst kunstvoll arrangiert.
  • Bei genauer Betrachtung nehmen die Naturelemente oft eine vermenschlichte Gestalt an, ein Aspekt, der die Verdrehung mancher seiner Kompositionen ins Groteske befördert.

Brittings „Wetterwendischer Tag“ - Natur mit menschlichen Zügen

  • Das Gedicht „Wetterwendischer Tag“ stellt in den Vordergrund seiner Handlung die Protagonisten Wolken, Veilchen und Amsel und arbeitet mit Metaphern. Dadurch wird eine über die normale Erscheinungswelt der Natur hinausgehende Wirkung erzielt.
  • Zunächst gleiten Wolken heran, vermutlich leise und daher wohl kaum bemerkt. Nachdem der Regen gestürzt ist, reiten die Wolken wieder davon. Das heißt auch, sie können jederzeit zurückkommen. Und obwohl die weiteren „Protagonisten“ auf der Bühne dieses Stückes von dieser Möglichkeit wissen, kehren sie sofort nach dem Regenguss wieder zu ihren alltäglichen Aufgaben zurück, wenn auch noch etwas mitgenommen von der Nässe.
  • Dann kehren die Wolken tatsächlich zurück, diesmal denkbar lautstark als Wolkenpferde, dicht an dicht und bringen nicht nur Regen, sondern nun auch Schnee mit. Ein richtiges Aprilwetter also, denn dass mindestens Frühling herrschen muss, kann man an der Anwesenheit der Veilchen sehen.
  • Jetzt lässt sich die Amsel vom Schauer offenbar vertreiben; auch wenn das Tier sicherlich nur seinem Instinkt folgt, wird sein Verhalten hier mit dem eines (wankelmütigen?) Frauenzimmers verglichen, das sich von Unbequemlichkeiten schnell entmutigen lässt.
  • Währenddessen hält das Veilchen aus - Kunststück, da ihm die Beweglichkeit des Vogels fehlt und seine Lebensumstände es zum Bleiben und Erdulden zwingen. Trotzdem wird ihm dieses „Verhalten“ positiv ausgelegt, das Veilchen ist seit jeher ein Bild für Bescheidenheit und Sittsamkeit, dem Auflehnung und gar Flucht fremd ist.
  • Das wetterwendische Wetter an diesem Tag kann als Metapher gesehen werden für die Wechselfälle des Lebens, dem Menschen ausgeliefert sind. Die Möglichkeiten, damit umzugehen, sind - je nach Naturell und Lebensumständen - unterschiedlich.
  • Der Begriff wetterwendisch bezieht sich seit alters her auch auf das menschliche Wesen und wird angewandt auf Personen mit wechselhaftem, launischem Verhalten. Das Gedicht deutet neben der Beschreibung der Vorgänge in Flora und Fauna auch auf das unterschiedliche Wesen von Frauen hin und auf die - unterschwellige - Bewertung ihres Verhaltens in schicksalhaften Lebenssituationen.
Teilen: