Bertolt Brecht und das Sonett Nr. 19
Das Sonett Nr. 19 schrieb Bertolt Brecht 1939, als er sich bereits im Exil in Nordeuropa befand.
- Es entstand deswegen unter schwierigen Umständen, da Brecht mit seiner Familie 1933 aus Deutschland ins Ausland floh, weil die Nationalsozialisten ihn auf die Liste der verbotenen Autoren setzten und 1933 alle seine Bücher verbrannten.
- 1935 wurde ihm von den Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Nachdem er in Prag, Wien, Zürich und Paris unterkam, ging er schon Ende des Jahres 1933 mit seiner Frau und seinen Kindern nach Dänemark und schließlich 1939 nach Schweden.
- Magarete Steffin, die Geliebte von Brecht, die ihn ins schwedische Exil gefolgt war, litt unter Tuberkulose und erkrankte zu dieser Zeit sehr schwer. Sie konnte weder ihren schriftstellerischen Tätigkeiten nachgehen, noch mit Brecht und seiner Familie weiter in die USA flüchten.
- Wahrscheinlich schrieb Brecht das Sonett Nr. 19 für seine geliebte Magarete. Seine bedingungslose Liebe, die er für sie empfand, beschreibt er im Sonett Nr. 19. Doch die Krankheit hindert die beiden an einem glücklichen Leben.
Das Sonett Nr. 19 als Liebesgedicht
- In der ersten Strophe des Gedichtes beschreibt das lyrische Gedicht, dass die geliebte Person sich nicht von ihm abwenden soll, egal, in welchem Zustand diese ist.
- Es wird in der zweiten Strophe dargestellt, dass ein schwieriger Weg noch lange nicht vorbei geht, aber dass die geliebte Person als "Wacht" beigestellt wurde.
- Auch in den anderen beiden Strophen verdeutlich das lyrische Ich, dass es die geliebte Person nicht allein lassen wird und, dass durch die bedingungslose Liebe des lyrischen Ichs die geliebte Person nie wirklich frei sein kann, weil sie in einem Abhängigkeitsverhältnis zusammenleben.
- Besonders die Ansprache der gegenseitigen Abhängigkeit von Liebenden macht das Sonett Nr. 19 nicht nur zu einem reinen Liebesgedicht. Denn ein derartiger Umstand ist immer schwierig. Innerhalb der literaturwissenschaftlichen Analyse sollte darauf hingewiesen werden, dass man das lyrische Ich nicht unbedingt mit dem Autor - hier Brecht - gleichsetzen sollte.
- Dennoch gibt das Sonett Nr. 19 einen recht klaren Bezug zur geliebten und kranken Magarete Steffin wieder, die 1941 im Exil verstarb. So lässt sich das Gedicht auch innerhalb dieses Themas interpretieren. Brecht macht also im Sonett Nr. 19 deutlich, dass die Krankheit seiner Geliebten nichts ändert an der Tatsache, dass er sie liebt. Er schreibt: "Nur eines möcht ich nicht: daß du mich fliehst. Ich will dich hören, selbst wenn du nur klagst." Aufgrund ihrer Krankeit soll sie sich nicht von Brecht abwenden.
- Weiter in der zweiten Strophe: "Der lange Weg ist noch nicht halb verbracht Bedenk das Dunkel, in dem wir noch stehn!"Beide wollen ja schließlich noch weiter aus Europa fliehen und Brecht macht auch in der dritten Strophe klar, dass er Magerete nicht aufgrund ihrer Gebrechen zurück lässt.
- In der vierten Strophe spricht er aus, dass er sie für sein Leben braucht und dass er weiß, dass sie auch genauso ihn braucht.
Das Sonett innerhalb der Literatur
Ein Sonett ist eine bestimmte Gedichtform, die seit dem frühen Barock stammt und immer nach dem gleichen Muster verfasst wird.
- Es sind zwei Strophen zu je 4 Versen, also zwei Quartette und zwei Strophen zu je 3 Versen, also sogenannte Terzette.
- Das Reimschema funktioniert bei einem Sonett meist nach Schema: abba - abba - cdc - dcd. Beim Sonett Nr. 19 ist das Reimschema in der vierten Strophe jedoch: ddc.
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