Bekannte Geschichten aus der Bibel sind Gleichnisse. Sehr bekannt sind zum Beispiel die Geschichten des barmherzigen Samariters und das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Doch lassen sich Gleichnisse nicht nur in religiösen, sondern auch in vielen anderen Textsorten finden.
Die beiden Ebenen von Gleichnissen
- Die Literaturwissenschaft erkennt in den Gleichnissen zwei Erzählebenen. Ein bestimmter Sachverhalt soll demnach durch einen Vergleich oder mit einem Bild verglichen werden.
- Gleichnisse sind im Gegensatz zur Parabel, die ebenfalls mit Bildern Sachverhalte veranschaulicht, vom Leser direkt zu erfassen. Gleichnisse nehmen nämlich in ihrer Geschichte direkt Bezug auf den Sachverhalt, den sie durch ein Bild oder Vergleich zu erklären versuchen. In der Parabel bleibt dem Leser die Deutung vorbehalten.
- Gleichnisse sind eine sehr alte Textgattung. Bereits Homer bedient sich dieses Stilelements in seinen antiken Schriften.
- In der Aufklärung beschäftigten sich Gotthold Ephraim Lessing und Johann Gottfried Herder mit Gleichnissen. Sie ergründeten erstmals die literaturwissenschaftliche Bedeutung von Gleichnissen.
Gleichnisse sind in vielen Formen vorhanden
- Gleichnisse sind Vergleiche, die von vielen Autoren in ihren Werken benutzt werden. Der Philosoph Arthur Schopenhauer bediente sich in seinen Schriften häufig des Stilelements Gleichnis.
- Weiterhin sind Gleichnisse in ihrer literarischen Form weiterentwickelt worden. Die Fabel ist stark angelehnt an die Erzählform des Gleichnisses.
- Die Stilelemente des Gleichnisses - der Vergleich und das Bild - kommen heute in allen Literaturformen vor. Das Bild findet sehr häufig in der Lyrik Verwendung, in der es geeignet ist, Gefühle in eindringlicher Form zu vermitteln. Der Vergleich findet auch in der Umgangssprache eine rege Verbreitung. Wenn Sie zum Beispiel zu jemandem nach einer langen Partynacht sagen "du siehst aus wie der lebendige Tod", dann haben Sie einen Vergleich angewendet.
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