Der Begriff "neurotisch" wird inzwischen kaum mehr verwendet, stattdessen spricht man von psychischen Störungen oder psychosomatischen Krankheitsbildern. Zugrunde liegt meist eine Besonderheit im Verhalten, die zu Problemen führt, etwa bei Zwangshandlungen.
Was heißt, sich neurotisch zu verhalten?
- Als neurotisch werden vor allem Verhaltensstörungen bezeichnet, etwa soziale Phobien, Ängste und Zwänge. Dabei erkennen Betroffene zwar, dass ihr Verhalten unangemessen oder übertrieben ist, können dieses jedoch nicht einfach ändern.
- Bei Zwängen erleben Menschen beispielsweise, dass sie bestimmte Handlungen ausführen müssen, obwohl diese eigentlich nicht notwendig sind (z. B. ständiges Händewaschen bei einem Reinigungszwang). Dabei können Zwangsgedanken auftreten, d. h. bestimmte Ideen und Vorstellungen, die sich dem Betroffenen aufdrängen, die er aber nicht abstellen kann. Hier kann die Angst, andere zu verletzen oder die Sorge, etwas Wichtiges vergessen zu haben, eine Rolle zu spielen.
- Auch Zwangshandlungen, das heißt der Drang, bestimmte Handlungen auszuführen, kann auftreten. Häufig entsteht dabei eine Art neurotisches Ritual, und wenn dieses nicht auf die immer gleiche Weise ausgeführt wird, reagiert der Betroffene mit Anspannung und Angst.
- Darüber hinaus können auch andere Angststörungen eine Rolle spielen, etwa spezifische Phobien, das heißt Ängste, die sich auf bestimmte Objekte beziehen. Bei einer Spinnenphobie etwa haben Betroffene große Angst vor Spinnen, obwohl sie wissen, dass diese übertrieben ist und die Tiere ungefährlich sind.
- Auch eine soziale Phobie kann als neurotisch bezeichnet werden. Dabei steht die Angst vor sozialen Situationen im Vordergrund, etwa wenn Sie sich vor Fremden ängstigen, sich nicht trauen, andere etwas zu fragen oder vor anderen zu sprechen. Zugrunde liegt die Befürchtung, etwas Falsches zu sagen oder nicht ernst genommen zu werden bzw. sich zu blamieren.
Hilfe bei neurotischem Verhalten
- Nicht immer ist neurotisches Verhalten auch problematisch. Dies heißt, dass manche Verhaltensweisen zwar ungewöhnlich sind, aber nicht bedenklich. Viele kontrollieren beispielsweise mehrmals Wasserhähne oder Haushaltegeräte, ob diese ausgeschaltet sind. Solange Sie oder andere nicht unter diesem Verhalten leiden, Sie sich also nicht beeinträchtigt fühlen, ist auch kein Behandlungsbedarf gegeben.
- Zudem ist jede Behandlung eines scheinbar neurotischen Verhaltens auch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Bei Zwangsstörungen werden Patienten direkt mit ihren Zwängen konfrontiert und müssen in der Therapie genau das Verhalten, welches sie normalerweise ausführen, um ihre Angst zu verringern, unterlassen. Dies kann sehr belastend sein, auch wenn es letztlich zur Besserung der Symptomatik beiträgt.
- Wenn Sie jedoch sehr unter Ihrem neurotischen Verhalten leiden, dann kann es sinnvoll sein, dagegen vorzugehen. Das heißt entweder, dass Sie selbst versuchen, Ihre Handlungsweisen zu verändern (etwa indem Sie sich schrittweise dem stellen, wovor Sie Angst haben) oder dass Sie die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nehmen. Auch Selbsthilfegruppen können Ansprechpartner sein.
Nicht jedes Verhalten also, was man im Alltag als neurotisch bezeichnet, ist auch nach der klinischen Definition des Begriffs mit einer psychischen Störung gleichzusetzen. Manche Menschen sind einfach nur etwas anders, das heißt, sie fallen auf, schaden aber weder sich selbst noch anderen. Belastende Neurosen hingegen können auch gut behandelt werden.
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