Ist die Hauskatze überhaupt sozial?
- Die Hauskatze domestizierte sich vor rund 4000 bis 6000 Jahren in Ägypten selbst und stammt von der Falbkatze (Felis sylvestris lybica) ab. In den Korn- und Vorratskammern der Menschen fand sie ihre bevorzugten Beutetiere, kleine Nager. Immer häufiger suchte sie die Nähe menschlicher Siedlungen. Auch der Mensch schätzte die Katze sehr, da diese die Vorräte vor Schädlingen schützte.
- Die Falbkatze lebt, wie fast alle Mitglieder der Familie der Felidae (Katzen), solitär, also einzelgängerisch. Ein soziales Zusammenleben kennt man unter Katzen nur beim Löwen (Panthera leo) und, in Ansätzen, bei Geparden (Acinonyx jubatus). Über Sozialverbände wird ansonsten nur vereinzelt, beispielsweise beim Schneeleoparden (Panthera uncia) –meist unter Haltung in menschlicher Obhut - berichtet.
- Die Hauskatze, obwohl Nachfahre einer Einzelgängerin, lebt jedoch keineswegs ausschließlich allein, sondern – wenn die äußeren Umstände wie das Nahrungsangebot es zulassen - auch in sozialen Gruppen. Sie wird daher als fakultativ sozial beschrieben.
- Das bedeutet für Sie als Halter, dass grundsätzlich eine Haltung von mehreren Katzen in einem Haushalt als soziale Gruppe möglich ist. Entscheidend dabei ist jedoch, dass die Tiere während ihrer sensiblen Phase (zwischen der 2. und 7. Lebenswoche) sowohl an Artgenossen als auch an Menschen gewöhnt werden. Häufig ist es dabei von Vorteil, wenn in einem Haushalt Katzen leben, die miteinander verwandt sind und schon von Geburt an miteinander groß wurden.
Die Körpersprache der Katze richtig deuten
Nur wenige Tiere kommunizieren wie der Mensch umfangreich mit ihrer Stimme. Wichtiger ist bei ihnen die Gestik. Über die Körperhaltung drücken auch Katzen den „Löwenanteil“ ihrer Gefühlsregungen aus. Sie als Halter sollten natürlich in der Lage sein, anhand der Körpersprache Ihres Stubentigers zu erahnen, wie es diesem geht. Doch keine Angst, das ist viel einfacher, als Sie denken.
- Der Schwanz ist ein untrügliches Zeichen für das Wohlbefinden einer Katze. Eine ängstliche Katze trägt den Schwanz tief am Boden oder zieht ihn sogar unter ihren Körper. Fühlt sie sich bedroht, stellt sie die Haare auf –der Schwanz ähnelt dann dem eines Eichhörnchens. Das ist eine typische Drohgebärde, die Katze ist dann häufig dazu bereit, sich auch mit ihren Zähnen oder Krallen zu verteidigen.
- Wenn eine Katze dagegen angespannt ist oder ihr eine Situation unbehaglich erscheint, wird sie mit dem Schwanz wedeln, sie reagiert also ganz anders als ein Hund, bei dem der wedelnde Schwanz meist ein positives Signal ist. (Das ist auch der Grund, weshalb sich Hund und Katze oft nicht „leiden“ können, sie interpretieren die Signale der anderen Spezies falsch. Abhilfe kann geschaffen werden wenn beide von Klein auf gemeinsam groß werden und so die „Zeichen zu deuten lernen“.)
- Eine entspannte Katze dagegen erkennen Sie daran, dass diese ihren Schwanz horizontal mit einer leichten Biegung nach unten trägt. Ist der Schwanz dagegen senkrecht nach oben gerichtet, ist das eine Geste der Zuneigung. Häufig begrüßen Katzen ihre Besitzer auf diese Weise und wenn die Schwanzspitze dann auch noch nervös „zittert“, ist das ein deutliches Zeichen für die Zuneigung zu Ihnen.
- Auch an der Art und Weise des Ganges können Sie erkennen, wie sich eine Katze fühlt. Wenn sie sich geduckt nahe am Boden bewegt und schleicht, hat sie meist Angst. Den typischen „Katzenbuckel“ machen Katzen bevorzugt dann, wenn sie sich bedroht fühlen, um größer zu erscheinen. Eine entspannte Katze dagegen bewegt sich „tigernd“.
Die Mimik verrät viel über das Wohlbefinden
- Ebenso wichtig wie die Körpersprache sind die mimischen Signale Ihrer Katze. Anhand der Stellung der Ohren und der Schnurrhaare, aber auch an der Weitstellung der Pupille drücken Katzen ihre Empfindungen aus.
- Wie bei vielen Tierarten bedeutet ein langanhaltender und intensiver Augenkontakt Drohung. Sie sollten Ihre Katze daher niemals anstarren.
- Angelegte Ohren und zu Schlitzen verengte Pupillen sind ein sicheres Anzeichen dafür, dass eine Katze sich unwohl fühlt und sich im Bedarfsfall verteidigen wird, besonders wenn sie dabei die Zähne zeigt und die Schnurrhaare nach vorne richtet.
- Ängstliche Katzen ziehen häufig den Kopf ein und haben besonders weite Pupillen, die dann richtig rund erscheinen. Trägt die Katze ihre Ohren aufrecht und nach vorne gerichtet, ist das ein deutliches Zeichen ihrer Aufmerksamkeit, dann ist die Katze meist entspannt und erwartet Ihre Aufmerksamkeit. Eine entspannte Katze schließt ihre Augen leicht, manchmal wird dann auch ein Teil des „dritten Augenlids“, der Nickhaut, sichtbar.
- Eine besondere Aufmerksamkeit sollten Sie dem „Blinzeln“ Ihrer Katze widmen. Wenn Ihre Katze Sie ansieht und ihnen zuzwinkert, ist das ein Zeichen für die Zuneigung Ihrer Katze, das Sie in etwa mit dem Anlächeln bei Menschen vergleichen können. Diese Geste können Sie durch Nachahmen leicht erwidern und damit ebenfalls auch Ihre Zuneigung ausdrücken.
Wenn die Katze Sie echt „dufte“ findet
Katzen haben einen vielfach empfindlicheren Geruchssinn als Menschen. Aus diesem Grund kommunizieren die Tiere zu einem Großteil auch auf dem olfaktorischen Weg. So stecken Katzen ihre Reviere beispielsweise über geruchliche Markierungen ab, durch Spritzen mit Urin, aber auch durch Duftstoffe aus Drüsen im Bereich der Pfoten und des Karpalgelenks (Organum carpale), die sie beim Kratzen übertragen. Beim Kratzen wird eine Stelle also unmissverständlich doppelt markiert, zum einen optisch, zum anderen auch olfaktorisch. Über den Analbeutel (Sinus paranalis) geben Katzen Duftstoffe an den Kot ab. Katzen können sich so untereinander durch Botschaften wie „ich bin hier gewesen“ verständigen. Drüsen rund um den Analbereich (Glandulae circumanales) und am Schwanz (Gldd. caudae coccygis, Veilchendrüse) geben zum Beispiel Auskunft darüber, in welcher Zyklusphase sich eine Katze befindet. Durch Beschnuppern der Analregion und anschließendes Flehmen kann ein Kater so herausfinden, ob eine Katze paarungsbereit ist.
- Auch im Gesicht besitzt die Katze viele Drüsen, beispielsweise zwischen den Augen und Ohren oder in der Mundregion (Gldd. circumorales). Über diese Drüsen gibt sie Pheromone ab, Duftstoffe, die zur Kommunikation untereinander dienen.
- Häufig „reiben“ Katzen ihr Gesicht an Stellen, die sie häufig aufsuchen und an denen sie sich wohlfühlen. Dabei geben sie diese “Wohlfühlpheromone“ ab und markieren so die Stellen, an denen sie sich „zu Hause“ fühlen. Wenn Ihnen Ihre Katze um die Beine streicht oder Ihnen „Köpfchen gibt“, dann werden auch Sie geruchlich markiert, die Katze weiß dadurch, dass sie von Ihnen nichts zu befürchten hat. Sie sind gewissermaßen Teil ihres Reviers oder, wenn Sie es so wollen, in die „Familie“ Ihrer Katze aufgenommen worden. Weil Duftspuren allerdings schnell flüchtig sind, müssen sie permanent erneuert werden.
Stärkung des sozialen Gefüges - Wenn die Katze das Gesicht leckt
- Vielleicht haben Sie im Zoo schon einmal Affen beim Lausen gesehen. Dabei durchkämmen sich die Tiere gegenseitig das Fell und suchen sich nach Parasiten ab. Dieses Ritual stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl, festigt Bindungen und regelt auch in gewisser Weise die Rangordnung innerhalb der Gruppe.
- Gegenseitige Körperpflege gibt es auch bei Katzen. Wenn die Katze das Fell eines Artgenossen leckt, bevorzugt an sehr intimen Stellen wie dem Kopf, dann ist dieses in der Ethologie „Grooming“ genannte Verhalten ein Zeichen der Zuneigung und Zusammengehörigkeit. Allerdings wird eine Katze nicht jede beliebige andere Katze belecken, diese „Ehre“ wird nur verwandten Tieren oder Mitgliedern der Gruppe zuteil, fremde Katzen dagegen werden erst in das Grooming mit einbezogen, wenn sich die Tiere schon länger vertraut, quasi miteinander „befreundet“ sind.
- Wenn Ihre Katze Ihnen das Gesicht leckt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sie Sie auch als Teil der Gruppe sieht und sie schenkt Ihnen Ihre Zuneigung. Natürlich können und sollten Sie diese Geste auch erwidern, allerdings müssen Sie dafür nicht Ihre Katze ablecken. Es reicht aus, wenn Sie Ihrer Katze Ihre Aufmerksamkeit schenken und sie streicheln oder kraulen.
Die Laute einer Katze richtig einschätzen
- Fauchen und Knurren einer Katze sind unmissverständlich: fühlt eine Katze sich in die Enge getrieben und bedroht, reagiert sie mit Abwehrlauten, die dem Gegenüber die Abwehrbereitschaft deutlich machen sollen. Werden diese Signale ignoriert, wird sich die Katze auf schmerzhafte Weise verteidigen.
- Der typische Laut der Hauskatze ist das Miauen. Während ihre wilden Verwandten selten miauen, tun es Hauskatzen deutlich häufiger. Es dient dazu, Aufmerksamkeit zu bekommen, Sie können es daher in den meisten Fällen so interpretieren, dass Ihre Katze etwas von Ihnen will. Auch verwilderte und streunende Katzen miauen weniger, da sie ansonsten Feinde wie Greifvögel oder Nahrungskonkurrenten auf sich aufmerksam machen würden.
- Noch immer Rätsel gibt uns das Schnurren der Katzen auf. Weshalb sie es tun, ist noch nicht gänzlich geklärt. Mit dem Schnurren drücken Katzen häufig ihr Wohlbefinden aus, etwa wenn Sie sie streicheln. Katzen schnurren aber auch, wenn sie Schmerzen haben. Es wird vermutet, dass das Schnurren auf Katzen beruhigend wirkt, entspannt und die Schmerzen ablindert. Das Schnurren könnte demnach als Reaktion auf Schmerzen während der Geburt entstanden sein. Während Kleinkatzen übrigens beim Ein- und Ausatmen schnurren, tun dies Großkatzen nur beim Ausatmen.
Kommunikationsprobleme vermeiden
- Sie sehen also, Katzen drücken Gefühle wie Zuneigung und Freude, aber auch Schmerz, Angst und Aggression auf vielfältige Weise aus. Häufig können Sie diese Signale auch entgegnen, aber dies ist nicht immer möglich, wie etwa bei den Düften.
- Darum ist es für Sie wichtig, die Signale Ihrer Katze richtig zu deuten, ansonsten entstehen „Kommunikationsprobleme“ wie sie häufig zwischen Hund und Katze auftreten. Wenn Sie die Sprache der Katze aber beherrschen, wird es für Sie bald sehr einfach sein, mit Ihrer Katze richtig zu kommunizieren. Es ist einfacher als Sie denken und macht Spaß.
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