Wie funktioniert die Radioligandentherapie?
In der Behandlung mit der Radioligandentherapie spielt das Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) eine zentrale Rolle, denn dieses Eiweiß haben die meisten Krebszellen in der Prostata auf ihrer Zelloberfläche.
Nun braucht man einen Rezeptor, der genau dort ansetzt und die Krebszelle gezielt zerstören kann. In der Anwendung bindet sich eine radioaktive Substanz an genau diese Strukturen der Zelloberfläche. Gesunde Zellen werden somit nicht mit zerstört. Die Krebszellen können nun gezielt bestrahlt werden, somit kann man von einem Wachstumsstopp des Tumorgewebes und sogar einer Verkleinerung des Tumors ausgehen. Das bedeutet jedoch nicht eine vollständige Entfernung des entarteten Gewebes oder eine vollständige Heilung in der Folge der Therapie.
Der erzeugte PSMA-Rezeptor, der sich auf der Oberfläche der entarteten Zelle ankoppelt, wird mit einem strahlenden Teilchen versehen. Je höher das Tumorgrading ist, desto mehr Rezeptoren binden sich dort an.
Der Vorteil ist, dass das Gewebe höchstens bis zu 2 mm penetriert wird, somit lassen sich auch kleine Tumoren punktgenau bestrahlen, ohne gesundes Gewebe in Mitleidenschaft zu ziehen.
Der Patient durchläuft in der Regel vier Zyklen, diese Injektionen werden im Krankenhaus im Abstand von vier bis sechs Wochen verabreicht. Die Strahlenschutzverordnung schreibt vor, dass man 48 Stunden stationär aufgenommen werden muss. Der Urin wird entsorgt und nicht über die normale Kanalisation ausgeleitet, somit werden keine Grenzwerte überschritten.
Welche Einschränkungen sind zu erwarten?
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die PSMA-Radioligandentherapie zugelassen ist und seit Dezember 2022 in wenigen Zentren durchgeführt wird. Bisher gibt es nur Beobachtungen aus einem kleinen Kreis von ausgewählten Patienten. Für die Masse ist diese Methode noch nicht zugänglich.
Die Therapie wird hauptsächlich in Universitätskliniken, in etwa 20 Zentren in Deutschland durchgeführt. Das Verfahren in Deutschland ist wissenschaftlich gesehen als führend einzustufen. In Österreich, Italien und Frankreich gibt es ähnliche Ansätze. Außerhalb Europas wird die Therapie nur noch Australien angeboten.
Durch diesen Mangel an Plätzen ist es zu einem Patientenzulauf aus der ganzen Welt auf eigene Kosten gekommen. Aufgrund des großen Interesses an der Radioligandentherapie werden nun auch in den USA geeignete Therapieplätze geschaffen.
Das Problem bei dieser Therapieform ist die Finanzierung, denn die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen nicht bei einer noch nicht breitentauglichen Therapie, die zudem noch nicht mit ausreichenden Studien und Forschungen belegt werden kann. Auch argumentieren die Kassen damit, dass es andere etablierte Behandlungsmethoden gibt, deren Potenzial erst ausgeschöpft sein muss, also der Patient austherapiert ist.
Wie hier erkennbar wird, handelt es sich bei der Radioligandentherapie um einen sehr interessanten Ansatz Prostatakrebs erfolgreich behandelbar zu machen, aber das ist noch Zukunftsmusik.
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