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Riesenhornisse - Überblick

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Die Riesenhornisse ist die größte Art der Hornissen. Ihr Stachel wird bis zu 6 Milimeter lang!
Die Riesenhornisse ist die größte Art der Hornissen. Ihr Stachel wird bis zu 6 Milimeter lang!
Über kaum eine andere Insektengruppe werden so viele Mythen verbreitet wie über die Hornissen. Der Riesenhornisse (Vespa mandarinia) sagt man sogar nach, drei Stiche würden ausreichen, um einen Menschen zu töten. In Indien nennen sie Einheimische deswegen manchmal "Tiger Bee". Dabei gehört die Riesenhornisse zu den Insekten, die erstaunliches Verhalten an den Tag legen und dazu auch wunderschön aussehen.

Die größte aller Hornissen hat ein unverkennbares Aussehen

Die Riesenhornisse wird  größer als die in Europa verbreitete Hornisse (Vespa crabro), die Sie bestimmt selbst schon gesehen haben. Arbeiterinnen werden zwischen 27 und 45 Millimeter groß. Eine Königin erreicht sogar Längen bis 55 Millimetern! Die imposante Flügelspannweite der Arbeiterinnen von rund 76 Millimetern ist unter den Hornissen unerreicht. Ihr Stachel wird mehr als 6 Millimeter lang. Damit ist Vespa mandarinia die größte Art Ihrer Gattung.

  • Das Aussehen der Riesenhornisse unterscheidet sich je nach Herkunftsregion. Eine in Indien im Hochland verbreitete Unterart ist sehr dunkel gefärbt, während die anderen Formen meist heller sind. Allen gemeinsam ist der kräftig orange gefärbte Kopf, der breiter als lang ist. Grund für die ausladenden „Wangen“ ist eine kräftige Kaumuskulatur. Die Mandibeln ("Oberkiefer") sind orange mit schwarzer Zahnung, die Komplexaugen und Ocellen (punktförmige Lichtsinnesorgane auf der Stirn) braun. Die Fühler sind an der Basis orange und werden zur Spitze hin grau.
  • Wie alle Insekten besitzt die Riesenhornisse drei Paar Laufbeine. Das erste ist  rot-orange, die beiden hinteren dunkelbraun gefärbt. Die Flügel sind ebenfalls bräunlich und werden zur Spitze hin immer transparenter.
  • Die Brust ist dunkel gefärbt. Die Oberseite und das erste Glied des Hinterleibs sind kräftig golden. Der Hinterleib ist charakteristisch gestreift.

Die Riesenhornisse ist durch und durch asiatisch. Man findet sie in der russischen Region Primorje, in China und Nordkorea. Die Unterart V.  m. japonica kommt auf den japanischen Inseln vor. Andere Populationen leben im Südosten des Kontinentes in Indien, Nepal, Indochina, Sri Lanka und Thailand. Selbst im Hochland des Himalaya-Massivs kommt sie noch in Höhen von über 2000 Metern vor.

Soziale Höchstleistungen - Leben und Jagdverhalten der Riesenhornisse

  • Die meist strengen Winter in den Herkunftsgebieten überleben die Arbeiterinnen nicht. Lediglich die Königin überwintert in einem geschützten Quartier. Im Frühjahr begründet sie durch die Eiablage eine neue Kolonie. Als Ort dient ihr dazu meist ein Hohlraum unter der Erde. Nur selten errichten Riesenhornissen ihr Nest oberhalb der Erde in einer Höhe von nicht mehr als ein bis zwei Metern.
  • Die Larven werden von der Königin durch Herbeischaffen und Zerkauen von Beutetieren umsorgt, bis sie sich verpuppen. Schließlich schlüpfen daraus die Arbeiterinnen. Im Herbst vervollständigen die Drohnen den Bau. Sie sterben aber schon kurz nach der Begattung ab.
  • Erwachsene Hornissen ernähren sich überraschenderweise fast ausschließlich von pflanzlicher Kost. Zur Aufzucht der Jungen sind sie jedoch auf proteinreichere Kost angewiesen. Mit Hilfe ihrer kräftigen Kaumuskeln haben sie sich eine Nahrungsquelle erschlossen, die andere Wespenarten nicht „knacken“ können: Käfer. Deren dicke Panzerung stellt für die starken Kauwerkzeuge kein Problem dar.
  • Mit Fortschreiten des Sommers reichen Käfer allein zur Ernährung der Kolonie nicht mehr aus. Dann machen Riesenhornissen Jagd auf andere Wespen und Bienenvölker.
  • Dabei zeigen sie ein einzigartiges Verhalten. Sie „koordinieren“ ihre Angriffe ganz gezielt. Hat nämlich eine Arbeiterin eine lohnende Nahrungsquelle entdeckt, markiert sie diese mit einem Duftstoff. Dieser lockt die anderen Arbeiterinnen an. Auf diese Weise können ganze Bienenvölker der Hornisse zum Opfer fallen.
  • Die meisten Völker können diesen Angriffen nichts entgegensetzen. So ist auch die in Asien eingeführte Westliche Honigbiene (Apis mellifera) machtlos. Nur eine Spezies hat eine wirkungsvolle Verteidigung entwickeln können: Östliche Honigbienen (Apis cerana) „empfangen“ einzelne Hornissen. Sie schließen sie in einer Kugel aus bis zu 500 Bienen ein und erzeugen durch Muskelzittern Wärme. Dadurch entsteht im Inneren eine Temperatur von 47°C. Die Hornissen, die nur Temperaturen von 44 - 46°C ertragen, sterben schnell ab. Die Bienen dagegen tolerieren Temperaturen bis zu 50°C, ihnen passiert daher nichts.

Das Märchen des Menschenkillers

  • Von Imkern wird die Riesenhornisse wegen ihres räuberischen Verhaltens verständlicherweise nicht geliebt. Durch Fallen können die Bienenvölker  zuverlässig geschützt werden. Eine andere Möglichkeit besteht in der gezielten Haltung der Östlichen Honigbienen in den betroffenen Regionen.
  • Häufig berichten Medien von Todesfällen durch Riesenhornissen. Rund 40 Menschen sterben jährlich durch Stiche der Riesenhornisse. 2013 sollen in China durch einen Angriff vom Riesenhornissen 42 Menschen gestorben sein.
  • Tatsächlich ist das Gift der Riesenhornisse (wie übrigens gleichfalls das der einheimischen Hornisse) weniger toxisch, als das einer Honigbiene. Das Hornissengift enthält unter anderem Acetylcholin. Dies ist ein wichtiger Botenstoff bei der Weiterleitung von Nervenimpulsen. Der Stich einer Hornisse ist daher sehr schmerzhaft, aber selten tödlich. Gut zu wissen, oder?
  • Gefährlich wird es dann, wenn Sie gegen das Gift allergisch reagieren. Schwere allergische Reaktionen können durchaus zum Tod führen. Das ist beim Gift der Honigbiene aber nicht anders. Trotzdem gilt die Biene allgemein als „ungefährlich“.
  • Auch das Märchen, 50 Stiche könnten ein Pferd und 3 Stiche einen Menschen töten, gehört eindeutig ins Reich der Mythen. Wenn Sie im heimischen Garten eine Hornisse sehen, brauchen Sie deshalb nicht in Panik zu verfallen. Die Insekten sind harmlos.
  • Übrigens sind Hornissen in Deutschland geschützt. Ein Kammerjäger darf ein Hornissennest nicht ausräuchern, sondern muss die ganze Kolonie umsiedeln. Falls Sie also in Ihrer Nähe ein solches Nest haben, müssen Sie das unbedingt beachten!

Über Hornissen werden viele Märchen verbreitet. Letzten Endes sind all die Schauergeschichten haltlos. Viel richtiger ist, dass Hornissen wichtiger Bestandteil der Natur sind. Sie regulieren die Bestände von Wespen und anderen „Plagegeistern“. Für den Menschen sind sie zumeist harmlos. Durch Schwinden der Lebensräume, Einsatz von Insektengiften und nicht zuletzt völlig unnötige Bekämpfungsmaßnahmen, bedürfen sie Ihres Schutzes!

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