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Reziproke Hemmung in der Pädagogik - Wissenswertes

Hund mit Spielzeug gegen die Angst.
Hund mit Spielzeug gegen die Angst. © Oliver_Haja / Pixelio
Die reziproke Hemmung ist ein Begriff aus der Pädagogik und bezieht sich auf Situationen, in denen zwei eigentlich gegensätzliche Reaktionen zusammen auftreten. Was genau passiert dabei, und welche Folgen hat dieses Phänomen?

Die reziproke Hemmung wird in der Pädagogik bei der sogenannten Gegenkonditionierung genutzt. Mit dieser Technik können etwa Ängste reduziert werden.

Wie die reziproke Hemmung funktioniert

  • Das Prinzip der reziproken Hemmung in der Pädagogik basiert darauf, dass sich körperliche und emotionale Reaktionen in zwei Kategorien einordnen lassen - es gibt aktivierende und eher auf Entspannung oder Ruhe fokussierte Prozesse.
  • Emotionen, die mit einer Aktivierung verbunden sind, können beispielsweise Angst oder Ärger sein. Beide gehen damit einher, dass der Körper sich anspannt, der Blutdruck und der Puls steigen an und die Muskeln werden stärker durchblutet, um entweder vor etwas zu fliehen oder auf körperliche Auseinandersetzungen vorbereitet zu sein. Dies macht heutzutage nicht immer Sinn, da etwa bei Stress im Beruf weder ein körperlicher Kampf noch ein Weglaufen notwendig sind, trotzdem führt Angst immer zu den gleichen Symptomen.
  • Auf der anderen Seite kennt die Pädagogik Reaktionen, die eher mit Beruhigung und Entspannung einhergehen. Das sind beispielsweise Nahrungsaufnahme, positiver Körperkontakt (Streicheln) oder Müdigkeit. Aktivierende und eher entspannende Reaktionen können nicht zugleich stattfinden, sie hemmen einander und es setzt sich dann die Verhaltensweise durch, die stärker ausgeprägt ist.
  • So nutzt man in der Pädagogik diese Gegenkonditionierung oder reziproke Hemmung, indem man eine Person, die vor bestimmten Dingen Angst hat, zunächst in eine entspannende Situation bringt. Dort zeigt derjenige keine Angstreaktionen. Dann erfolgt eine schrittweise Konfrontation mit dem Angst auslösenden Objekt, wobei die eher beruhigende Umgebung die Angstreaktionen abschwächt.

Ein praktisches Beispiel aus der Pädagogik

  • Die reziproke Hemmung kann etwa dann genutzt werden, wenn Kinder Angst vor bestimmten Tieren haben. Diese Angst führt dann dazu, dass beispielsweise ein Kind mit Hundephobie auf die Anwesenheit eines Hundes mit starker Anspannung, Schreien, Weinen oder Weglaufen reagiert. Zudem wird das Kind Situationen, in denen es Hunden begegnet, meiden.
  • Dieses Kind würde nun in eine Situation gebracht, in der es sich entspannt. Das kann etwa bedeuten, dass man ihm sein Lieblingsspielzeug gibt oder ihm sein Lieblingsessen kocht. Dadurch werden positive Gefühle geweckt und das Kind wird ruhig.
  • Nutzt man nun die reziproke Hemmung in der Pädagogik, dann würde man das Kind in dieser entspannten Situation schrittweise mit einem Hund konfrontieren. Das kann bedeuten, dass dem Kind zunächst nur kurz das Bild eines Hundes gezeigt wird, später schaut es sich dieses Bild dann länger an oder soll es während des Spielens bzw. Essens neben sich liegen haben. Ebenso kann mit einem Plüsch-Hund gearbeitet werden.
  • Wenn sich das Kind daran gewöhnt hat und dennoch entspannt bleibt, dann würde man nach den Regeln der Pädagogik eine weitere Steigerung vornehmen. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass dem Kind kurz das Bellen eines Hundes vorgespielt wird oder es im Fernsehen kurz einen Hund sieht. Schließlich kann man bei der reziproken Hemmung diesen Reiz wieder intensivieren, d. h. während das Kind entspannt ist, wird dann nicht mehr nur kurz, sondern länger ein Fernsehbericht mit Hunden gezeigt.
  • In der letzten Stufe erfolgt dann die Konfrontation mit einem echten Hund. Zunächst sollte das Tier sehr weit weg sein, später dann näher. Hat sich dann die Angst des Kindes verringert, dann war die Gegenkonditionierung erfolgreich.

Die reziproke Hemmung kann also vor allem bei Ängsten verwendet werden, wenn man mithilfe dieser Therapieform aus der Pädagogik entspannende Situationen nutzt, um schrittweise Ängste abzubauen.

helpster.de Autor:in
Andrea Nittel-Neubert
Andrea Nittel-NeubertAndrea war im Personalwesen tätig und hat dadurch einen professionellen Blick auf die Aspekte von Beruf & Karriere. Durch ihr Studium in der klinischen Psychologie kann sie nicht nur Karrieretipps geben, sondern auch in den Bereichen Liebe & Beziehungen weiterhelfen.
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