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Regieanweisung in Dramen - so interpretieren Sie sie richtig

Regieanweisungen helfen beim Interpretieren!
Regieanweisungen helfen beim Interpretieren! © olga meier-sander / Pixelio
Müssen Ihre Kinder in der Schule ein Drama interpretieren, sollten die Regieanweisungen aufmerksam gelesen werden. Diese vermitteln neben den sprachlichen Anteilen des Dramas ein Bild der jeweiligen Szene und ihrer Figuren und enthalten wichtige Informationen zum Verständnis des Textes.

Ursprünglich dient die Regieanweisung als Anleitung für Regisseure, Bühnenbildner und Schauspieler. Hier gibt der Autor Hinweise, in welcher Umgebung die Figuren agieren sollen. Außerdem legt er fest, welche Tätigkeiten diese ausführen oder in welcher Stimmung sie sich befinden sollen. Da das Drama als Theaterstück konzipiert ist, sind derartige Hinweise sehr wichtig. Ob für Sie oder Ihre Kinder in der Schule - soll ein Drama richtig verstanden werden, muss auf die Regieanweisungen geachtet werden.

Die Regieanweisung richtig interpretieren

  1. Die Regieanweisung über jeder Szene ist für Sie eine Art Orientierungshilfe. Hier erhalten Sie Informationen über den Ort, wo das Geschehen stattfindet. Außerdem finden sich oftmals Hinweise zum Bühnenbild und die in der Szene auftretenden Figuren werden genannt. Dadurch können Sie sich einen ersten Eindruck von der Szene verschaffen.
  2. Nicht nur am Anfang, auch in einer Szene finden sich Regieanweisungen. Die Szene ist immer als Ganzes zu betrachten. Lesen Sie diese vollständig durch und versuchen Sie den Gesamtzusammenhang zu erfassen. Wer spricht in der Szene? Welche Stimmung herrscht vor? Und welche Probleme werden behandelt? Das alles erkennen Sie einerseits an dem, was gesprochen wird. Andererseits können Sie solche Dinge auch an den Gesten und an dem Verhalten der Figuren ablesen, welche in der Regieanweisung beschrieben werden.
  3. Achten Sie auch darauf, wie eine Person spricht. Verwendet sie beispielsweise kurze, unvollständige Sätze oder antwortet nur knapp auf Fragen, könnte das ein Hinweis sein, dass diese Figur etwas zu verbergen hat, ausweichen möchte oder unsicher ist. Unterstreicht die Regieanweisung diese Vermutung? Fordert sie den Schauspieler auf, nervös im Zimmer umherzugehen, sich mit dem Gesicht von seinem Gesprächspartner abzuwenden oder sich an einem Gegenstand festzuhalten?
  4. Stellen Sie sich weitere Fragen und versuchen Sie die Gesten und das Verhalten der Figuren durch die Regieanweisungen genauer zu ergründen. Verrät eine Person Unsicherheit? Oder ist sie überheblich? Wirkt sie glücklich oder verbittert? Hat sie Angst? Ändert sich die Laune einer Figur in den verschiedenen Szenen oder ist ihre Stimmung gleichbleibend? Und welchen Grund könnte es dafür geben?
  5. Achten Sie auch darauf, dass Mimik und Gestik einer Figur im Widerspruch zu ihren Aussagen stehen können. Selbstsichere Reden und Schmeicheleien werden als Lügen entlarvt, wenn die Regieanweisung beschreibt, wie sich die Person dabei nervös durch die Haare fährt oder sich am Stuhl festklammert.
  6. Während die Personen sprechen, findet oft gleichzeitig eine Handlung statt. Diese wird in der Regieanweisung des Dramas näher beschrieben. Um den Text richtig zu interpretieren, ist es wichtig, dass Sie auf diese Dinge achten: Was tun die Personen, während sie sprechen? Wollen sie einem Gespräch ausweichen? Widerspricht das Handeln einer Figur dem, was sie sagt? Oder löst das Gesagte bei einer anderen Person des Dramas eine Reaktion aus?

Beispiele zum Verständnis von Regieanweisungen

Wie wichtig Regieanweisungen für die Interpretation eines Dramas sein können, sollen die folgenden Beispiele zeigen.

  1. Im Bühnenbild finden Sie manchmal schon Hinweise zum Verständnis eines Textes, wie Friedrich Schillers „Jungfrau von Orleans“ zeigt. Gleich im Prolog wird die Regieanweisung gegeben, in welcher Umgebung die Jungfrau Johanna auftreten soll: „Eine ländliche Gegend. Vorn zur Rechten ein Heiligenbild in einer Kapelle; zur Linken eine hohe Eiche.“ Die Kapelle steht für die christliche Religion, die Eiche ist ein altes Sinnbild für heidnische Lehren. Dieser Zwiespalt bestimmt das ganze Drama und auch Johanna selbst, die als Heilige verehrt und als Hexe verurteilt wird.
  2. Sie können die Charaktereigenschaften einer Dramenfigur oftmals schon erkennen, wenn Sie die Regieanweisungen aufmerksam lesen, wie die ersten beiden Szenen von Friedrich Schillers "Räuber" beweisen. In der ersten Szene wird die Verzweiflung des "Alten Moor" deutlich, der vom Räuberleben seines Sohnes erfährt. Die Regieanweisung verlangt: "Der alte Moor verbirgt sein Gesicht", als er vom Leben seines Sohnes erfährt. Später soll er "bitterlich weinen" und schließlich heißt es: "Geht traurig ab". Hier wird die ganze Verzweiflung eines Vaters dargestellt.
  3. Sein Sohn, Karl Moor, wird in der nächsten Szene als aufbrausender und jugendlich-unvernünftiger Held dargestellt. Während er spricht, "stampft er auf den Boden" und "wirft den Degen auf den Tisch". Später "lacht er aus vollem Halse". Und schließlich wird er nach der Regieanweisung "ärgerlich" und "will eilig fort". Schon am Anfang wird hier verdeutlicht, was sich im Laufe des Dramas noch weiter herausstellt: Karl Moor hat einen stürmischen und ungebändigten Charakter. 

Werden die Regieanweisungen eines Dramas richtig beachtet, sind die dargestellten Charaktere nachvollziehbarer und Ihre Kinder in der Schule können den Text viel besser interpretieren.

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