Welche Rassen gelten als Qualzucht?
Hunderassen, deren Züchter bestimmte Körpermerkmale besonders hervorheben und andere Merkmale dafür unterdrücken, gelten als Qualzuchten. Bei einigen ist dies offensichtlich. Es gibt aber auch Rassen, bei denen so manche Hundefreundin und so mancher Hundefreund dies nicht auf den ersten Blick vermuten würde. Von Qualzucht kann immer dann gesprochen werden, wenn ein Hund unter seinen angezüchteten, körperlichen Merkmalen leidet, weil der Mensch seine optischen Wunschvorstellungen an ihm verwirklicht hat.
Im Grunde lässt sich an dieser Stelle bereits sagen, dass alle Hunde, die zu kurze Nasen haben, als Qualzucht gelten. Sie haben häufig Atemprobleme und sind auch bei mäßigen Außentemperaturen kaum belastbar, da ihnen im wahrsten Sinne des Wortes schnell die Luft ausgeht. Nachfolgend liste ich Ihnen einige Hunderassen auf, auf die das zutrifft.
- Mops
- Englische Bulldogge
- Französische Bulldogge
- Boston Terrier
- Cavalier King Charles Spaniel
- Boxer
- Shar-Pei
Neben den Atemproblemen aufgrund der zu kurzen Nase haben diese Hunderassen auch häufig mit Zahn-, Gebiss- und Kieferfehlstellungen zu kämpfen. Der absichtlich herbeigeführte, kompakte Körperbau kann außerdem Rückenbeschwerden bis hin zu Bandscheibenvorfällen nach sich ziehen. Die großen, runden Augen dieser Hunde sind anfällig für Entzündungen und Verletzungen. Letzteres kann im schlimmsten Fall zum vollständigen Verlust des Augenlichtes führen. Bei der Rasse Shar-Pei kann es aufgrund der extremen Faltenbildung zu Hautkrankheiten und Entzündungen kommen.
Gibt es noch weitere Hunde, die als Qualzucht bezeichnet werden können?
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Der deutsche Schäferhund: Diese Rasse hat ein erhöhtes Risiko, an Hüftdysplasie zu erkranken, wenn der Rücken stark nach hinten abfällt.
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Der Dackel: Ist sein Rücken extrem lang, kann dies zu Bandscheibenvorfällen und weiteren Rückenleiden führen.
Gibt es Bemühungen, die Merkmale aus Qualzuchten zu minimieren?
Es stellt für die betroffenen Rassen einen Lichtblick dar, dass es mittlerweile Züchterinnen und Züchter gibt, die den Merkmalen von Qualzucht etwas entgegensetzen. Es gibt selektive Herangehensweisen bei der Züchtung, dank derer die Gesundheit weiter in den Fokus gerückt wird und die zweifelhaften Schönheitsideale nebensächlich betrachtet werden. Glücklicherweise kommt es immer wieder vor, dass zum Beispiel in einem Wurf Boston Terrier Welpen dabei sind, die wider Erwarten eine etwas längere Nase haben. Dies ist gewissermaßen eine Laune der Natur, die auch bei anderen Rassen mit zu kurzen Nasen vorkommt.
Gezielte Selektion für die Verminderung von Qualzucht Merkmalen
Verantwortungsvolle Züchterinnen und Züchter setzen genau diese Hunde für die weitere Zucht der Rasse ein. Es ist noch ein weiter Weg, doch so kann es in Zukunft gelingen, diesen Rassen das Atmen zu erleichtern. Bei den Schäferhunden und Dackeln gibt es schon länger die Bestrebung, Tiere mit kürzeren Rücken in der Weiterzucht einzusetzen. Die Erfolge sind teilweise schon zu sehen.
Es ist eine Frage von Tierliebe und Ethik, die Gesundheit der Tiere zur Priorität zu machen und sie nicht für menschliche Vorstellungen ein Leben lang leiden zu lassen.
Verantwortungsvolle Züchterinnen und Züchter arbeiten zudem eng mit Tierärztinnen und Tierärzten zusammen, um die Gesundheit der Hunde zu verbessern. Wer sich für einen Hund der hier genannten Rassen interessiert, sollte die Zuchtstätte nach diesen Kriterien auswählen.
Gibt es Alternativen zu Hunden mit Qualzuchtmerkmalen?
Eine mögliche Alternative ist es, wenn Sie sich in den Tierheimen oder bei Tierschutzorganisationen nach Mischlingen umsehen, in denen eine der genannten Rassen vorkommt. Es gibt Mischlingshunde, bei denen zum Beispiel ein Cavalier King Charles Spaniel oder eine Bulldogge mitgewirkt hat, jedoch ohne die platte Nase zu vererben. Ist der zweite Elternteil ein Hund mit längerer Nase, so hat der Mischling diese mit viel Glück geerbt und bekommt viel besser Luft. Eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit ist trotzdem vorhanden, nur mit weniger Qual.
Es gibt auch Vereine, die sich der Vermittlung von sogenannten Plattnasen verschrieben haben. So bekommen Hunde, die nun mal schon auf der Welt sind, zumindest eine Chance auf ein liebevolles zu Hause. Auch wenn sie leider nie ganz frei von ihren Qualzuchtmerkmalen sein werden, so werden mit der Aufnahme eines solchen Hundes wenigstens keine fragwürdigen Praktiken unterstützt.
Diese Zeilen sind als mein Appell an alle Tierfreundinnen und Tierfreunde zu verstehen – wenn Sie einen der genannten Hunde optisch reizvoll finden, beschreiten Sie bitte den Weg über die Tierheime oder eine Tierschutzorganisation. Muss es dennoch ein Hund vom Züchter sein, wählen Sie diesen bitte nach dem Kriterium aus, dass eine Abkehr von Qualzuchtmerkmalen stattfindet. So tragen Sie dazu bei, dass diese Rassen eines Tages wieder gesünder sind und hoffentlich nicht mehr als Qualzucht bezeichnet werden müssen.
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