Ideologie des Pantragismus
- Kategorisierend ist der Pantragismus als eine Ideologie zu bezeichnen, die keinen Gott als Schöpfer und Überkraft voraussetzt, sondern von einer höheren, nicht-göttlichen Kraft ausgeht, welcher alle Gesetze und Verläufe der Welt untergeordnet sind.
- Als wohl bekanntester Vertreter des Pantragismus gilt Hebbel, der den unaufhörlichen Kampf zwischen dem selbstbestimmenden Willen des einzelnen Menschen und dem Willen des determinierenden Universums als das tragische Weltgesetz bezeichnete, welches über jedem Leben dieser Erde schwebt.
- Das Universum sieht es so vor. Es gibt keine Zufälle. Alles ist miteinander verbunden. Jeder ist genau an dem Ort, der ihm bestimmt ist. Jene und ähnliche Sätze sind Ihnen mit Sicherheit bereits in Romanen, in Filmen und Serien begegnet. Sie alle implizieren den Glauben an eine höhere Macht, derer der Mensch sich nicht widersetzen kann.
- Was sich in der einen Situation vielleicht beruhigend anhören mag, so beispielsweise durch die Zusicherung, alles sei, wie ohnehin vorgesehen, sodass dem Menschen die Kontrolllosigkeit als Ausrede für nicht verwirklichte Pläne dienen könnte, kann nun auf der anderen Seite doch genauso beengend und hoffnungslos auf den Einzelnen wirken.
- So will der Pantragismus wissen, dass ein Mensch, der sich selbstbestimmend gegen den Willen des Universums erheben möchte, zwingend mit dem Zorn desselben zu rechnen hat, sodass sein Leben von einer Katastrophe nach der anderen überschattet wird.
- Der Pantragismus lässt dem Menschen so nur zwei Wege: Die Aufgabe der Selbstbestimmung und die Unterordnung unter den manchmal gut- und doch genauso oft böswilligen Willen einer undefinierten Kraft oder den Kampf um seine Selbstbestimmung, um ein Leben, das er selbst für sich wählt und damit die Bestrafung seines Widerstands durch höchstmögliches Leid.
- Eine verwandte Ideologie ist dabei die des Fatalismus, welcher von einem vorgegebenen Schicksal jedes Lebens ausgeht, dem der Mensch nicht das geringste entgegenzusetzen hat, sodass all seine Handlungen und Entscheidungen sinnlos seien. Anders als im Fatalismus besteht nach Pantragismus zumindest die Möglichkeit, sich gegen den Willen des Universums zu etwas zu entscheiden, wenn jenes ein solches Zuwiderhandeln schließlich auch bestraft.
Pantragismus im Fernsehen - das Beispiel "How I met your Mother"
- Wenn auch nicht explizit als solcher erwähnt, bildet der Pantragismus tatsächlich immer häufiger die Basis von Literaturstücken, Filmen und Fernsehserien. In der international unvergleichlich erfolgreichen Comedyserie "How I met your Mother" bildet die Ideologie sogar ein bedingtes Leitthema.
- Ted Mosbys Geschichte auf der Suche nach seiner einzig wahren Liebe wird praktisch von Willen des Universums angeführt und auch seine Freunde Lilly und Mashall fügen sich nur allzu gerne dem scheinbar spürbaren Willen der höheren Kraft oder bitten das Universum gar um Zeichen auf ihrem Lebensweg.
- Das Leitmotiv der Unmöglichkeit von Zufälligkeit und der Vorbestimmung zieht sich als roter Faden durch das gesamte Handlungsspektrum der Serie, wenn sogar Oberpantragist Ted Mosby hier und da schließlich zur Erkenntnis gelangt, dass etwaige Zeichen des Universums allein im Blick des Zeichenerbittenden liegen und das Erkennen eines Zeichens oder das Fügen in einen höher bestimmten Willen einzig und allein auf die Bereitschaft des Einzelnen für die gegebene Sache zurück zu führen sind.
- Das scheint Sinn zu machen: Wer Zeichen des Universums und den Willen einer höheren Kraft erkennt, der muss die daraus resultierenden Entscheidungen selbst bereits angedacht haben. Der Mensch kann nur erkennen, was aus ihm selbst heraus entstanden ist und den Glauben an die Kraft des Universums nimmt er wohl nur allzu gerne entgegen, um sich selbst und alles, was ihn und sein Leben ausmacht, darüber zu rechtfertigen.
Doch auch, wenn das Sinn zu machen scheint, seien doch alle Pantragisten dort draußen in ihrem Glauben bestärkt, solange der nur dazu führt, dass der Einzelne sich bei seinen Entscheidungen wohler und auf seinem Lebensweg abgesichert fühlt. Genau das scheint der Mensch nämlich zu brauchen, denn zu etwas anderem dienen schließlich auch die Weltreligionen kaum.
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