Mit dem Wort "Schicksal" kann zwar jeder etwas verbinden, doch definieren lässt es sich nur schwer. Das hängt oft damit zusammen, aus welcher Perspektive Sie es betrachten. Wenn vom Schicksal die Rede ist, können sowohl religiöse als auch philosophische oder naturwissenschaftliche Aspekte gemeint sein. Jede dieser Fachrichtungen hat eine eigene Definition für das Wort.
Schicksal - Definition und Wortherkunft
Etymologisch kommt das Wort "Schicksal" aus dem Niederländischen. Der niederländische Ausdruck "schicksel" bedeutet so viel wie "Fakt". Neben der Übersetzung "Schicksal" können Sie auch andere Wörter mit synonymer Bedeutung verwenden, zum Beispiel "Fatum" oder "Los". Generell ist mit Schicksal eine höhere Macht gemeint, die die Ereignisse im Leben eines Menschen vorherbestimmt, ohne dass der Mensch sie erklären oder mit seinem Willen beeinflussen könnte.
In diesem Zusammenhang ist Ihnen vielleicht auch der Begriff "Karma" schon einmal begegnet. Dieser beschreibt ein spirituelles Konzept, nach dem jede Handlung zwingend eine Folge nach sich zieht, auch wenn sie sich erst nach längerer Zeit zeigt.
Schicksal im religiösen Sinn
Im religiösen Sinn kann diese höhere Macht des Schicksals durch Gott dargestellt werden. Das Neue Testament erzählt die Geschichte von Jesus, dessen Schicksal es war, den Kreuzestod zu sterben, um die Menschen von ihren Sünden zu erlösen. Sein Schicksal war der Plan Gottes, der ihm von Anfang an vorbestimmt war.
Auch im übertragenen Sinn sprechen gläubige Menschen, denen im Leben schlimme Dinge widerfahren, von Schicksal im Sinne göttlicher Vorsehung. Hiermit ist die Hoffnung und Zuversicht gemeint, dass selbst in schrecklichen Ereignissen ein Sinn verborgen liegt, der sich erst später offenbart.
Schicksal, Mythologie und Wahrsagerei
In der Mythologie ist das Schicksal ebenfalls eine höhere Macht, die das Leben der Menschen entscheidend vorherbestimmt und ihnen bestimmte Ereignisse "schickt". Um mehr über das eigene Schicksal zu erfahren, spielt hier auch die Wahrsagerei eine bedeutende Rolle. Wenn der Lauf des Lebens durch das Schicksal vorherbestimmt ist, so versucht man auf diese Weise, zumindest schon im Voraus zu erfahren, was in der Zukunft passiert.
Der Schicksalsbegriff in der Naturwissenschaft
In der Naturwissenschaft weicht die Bedeutung des Ausdrucks "Schicksal" von der allgemein gebräuchlichen Verwendung ab. Hier spricht man von Schicksal, um die chronologische Abfolge der einzelnen Ereignisse im Leben eines Menschen zu beschreiben.
Ursprünglich war mit dem wissenschaftlichen Schicksalsbegriff die These verbunden, dass es nur eine Realität geben kann, und damit nur eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft. Durch die Gesetze der Kausalität beruht die Gegenwart auf der Vergangenheit und legt die Zukunft logisch fest.
Diese These wurde im 20. Jahrhundert widerlegt. Durch entsprechende Experimente im Rahmen der modernen Physik ließ sich feststellen, dass die Ereignisse des Weltlaufs nicht durch Kausalität, sondern durch Zufall bestimmt sind. Die Konsequenz aus diesem Ergebnis ist die Folgerung, dass es zwar nur eine Vergangenheit gibt, aber nicht nur eine mögliche Zukunft.
Durch diese Interpretation steht die wissenschaftliche Definition des Schicksals der alltäglichen demnach konträr gegenüber. Im Gegensatz zum Fatalismus, der davon ausgeht, dass alles vorherbestimmt ist, folgt der Zufall anderen Gesetzmäßigkeiten als der Kausalität.
Die Bedeutung von Schicksal im Alltag
Wenn von einschneidenden Ereignissen die Rede ist, fällt häufig der Begriff des Schicksals. Sicher haben Sie gelegentlich von schicksalhaften Begegnungen oder Wendungen gehört. Oft sind damit tragische Geschichten, Unfälle oder Krankheiten gemeint, doch auch die Liebe könnten Sie mit dem Begriff verknüpfen. Die Grenze zwischen dem Begriff "Schicksal" und Ausdrücken wie "Glück" oder "Pech" ist oft nur sehr schmal.
Bei positiven Schicksalswendungen liegt das Wort "Glück" nahe. Je unerklärlicher und unwahrscheinlicher ein positives Ereignis jedoch eintritt, desto mehr ist man dazu geneigt, von Schicksal beziehungsweise Fügung zu sprechen. Wenn beispielsweise jemand sein Leben lang allein war und im fortgeschrittenen Alter die große Liebe findet, scheint der Ausdruck "Glück" zu wenig. Durch den Begriff "Schicksal" drückt man dagegen aus, dass das lange Alleinsein einen Sinn hatte, weil es schließlich zur großen und wahren Liebe geführt hat.
Generell suggeriert der Begriff "Schicksal", ebenso wie "Glück", "Pech" oder "Tragik", dass es keine Erklärung für bestimmte Ereignisse gibt. Gleichzeitig impliziert er aber eine bestimmte Bedeutung dieser scheinbaren Zufälle und die Hoffnung, dass auch hinter Unglückssituationen ein tieferer Sinn verborgen sein könnte.
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