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Ovid skandieren - so rezitieren Sie lateinische Texte richtig

Inhaltsverzeichnis

Beim Rezitieren lateinischer Texte gibt es eine Menge Regeln zu beachten.
Beim Rezitieren lateinischer Texte gibt es eine Menge Regeln zu beachten.
Die lateinische Metrik ist gar nicht so schwierig, wenn man erstmal die vielen Regeln verinnerlicht hat. Hier finden Sie eine kurze Anleitung, die Ihnen einige Hilfestellungen gibt, wie Sie lateinische Texte richtig skandieren und anschließend rezitieren können. Leider kann Sie die intensive Übung, die hierfür nötig ist, nicht ersetzen.

Wichtig für das richtige Rezitieren ist das Skandieren. Dabei bestimmen Sie lange und kurze Silben, Verschleifungen und Lesepausen. Bevor Sie ein Gefühl dafür entwickeln, wie Sie aus dem Stehgreif lateinische Metrik rezitieren, behelfen Sie sich am besten damit, sich lange und kurze Silben, Verschleifungen und Lesepausen im Text zu markieren.

    Vor dem Skandieren lange und kurze Silben markieren

    • Eine Silbe ist lang, wenn sie eine Naturlänge ist. Das bedeutet, diese Silbe ist von Natur aus lang, z.B. weil sie einen Diphthong beinhaltet (z.B. ae, au, oe) oder weil es sich um einen langgesprochenen Vokal handelt. Ob eine Silbe naturlang ist, können Sie herausfinden, wenn Sie in einem Latein-Wörterbuch nachschlagen. Dort sind naturlange Silben gekennzeichnet. Außerdem sind bestimmte grammatische Endungen naturlang, wie z.B. der Ablativplural auf -is.
    • Eine Silbe ist lang, wenn auf einen kurzen Vokal mindestens zwei Konsonanten folgen (h zählt nicht als Konsonant, ein x sind zwei Konsonanten (cs, bzw. gs) und ein z steht auch für zwei Konsonanten (ts). Z und x kommen beispielsweise bei griechischen Lehnworten vor. Dann spricht man von einer Positionslänge.
    • Silben gehen immer über das Wortende hinaus.
    • Eine Silbe ist kurz, wenn der Vokal von Natur aus kurz ist. Dann ist im Wörterbuch eben keine Naturlänge vermerkt.
    • Eine Silbe ist kurz, wenn nur ein Konsonant auf einen Vokal folgt.
    • Eine Silbe ist kurz, wenn auf einen Vokal ein Muta cum Liquida folgt. (Wenn also auf die Konsonanten b, d, g, t, p, k ein l oder r folgt, wie z.B. in patres.)
    • Ein Vokal vor einem Vokal ist immer kurz und qu steht für nur einen Konsonanten.

    Verschleifungen in antiken Texten

    • Da es in der Antike in der Lyrik als unschön galt, wenn ein Wortende auf einen Vokal beim folgenden Wortanfang trifft, gibt es Verschleifungen bzw. Sinaloephen.
    • Bei der Apharäse wird der Anfangsvokal von es und est (Formen von esse) weggelassen, wenn das vorherige Wort auf einen Vokal oder -m endet. laeta est wird gesprochen zu: laetast, pulchrum est wird zu gesprochen pulchrumst.
    • Bei der Ellision fällt die Wortendung -um, -m oder der Endvokal des vorherigen Wortes weg, wenn das nachfolgende Wort mit einem Vokal beginnt (i wird häufig als Konsonant gebraucht! h wird nicht gezählt!). multum ille wird so zu gesprochen: multille, quoque et wird zu gesprochen: quoquet.

    Lange und kurze Silben im Versmaß sowie Lesepausen

    • Lateinische Metrik steht entweder im Hexameter oder Pentameter (z.B. im elegischen Distichon). Dabei stehen die einzelnen Versfüße entweder im Daktylus (eine lange Silbe, zwei kurze Silben) oder im Spondeus (zwei lange Silben)
    • Der Hexameter hat 6 Versfüße. Versfuß 1 bis 4 können entweder im Daktylus oder im Spondeus stehen, der 5. Versfuß muss ein Daktylus sein, der 6. Versfuß ist immer zweisilbig und die zweite Silbe kann kurz oder lang sein.
    • Der Pentameter besteht aus 6 Versfüßen. Versfuß 1 und 2 können im Spondeus oder Daktylus stehen, der 3. Versfuß ist einsilbig lang, der 4. und 5. Versfuß ist immer ein Daktylus, der 6. Versfuß ist einsilbig lang oder kurz.
    • Im Pentameter ist nach dem 3. Versfuß ein natürlicher Einschnitt, eine Zäsur, Trithemimeres genannt. Einschnitte entstehen auch durch Satzzeichen (Diärhese). Ist weder ein Trithemimeres oder eine Diärhese vorhanden, befindet sich die Zäsur nach dem 5. Halbvers (Penthemimeres) oder nach dem 7. Halbvers (Hephtemimeres).

    Lateinische Texte selbst rezitieren

    Wenn Sie nun einen lateinischen lyrischen Text rezitieren wollen (z.B. Ovids Metamorphosen oder Vergils Aeneis), skandieren Sie sich den Text zuvor und markieren sich Längen, Kürzen und die Verschleifungen. Jetzt versuchen Sie beim lauten Lesen, diese Regeln einzuhalten und im Rhythmus des Versmaßes zu lesen. Beachten Sie dabei die Zäsuren als Lesepausen. Nach einiger Übung werden Sie langsam ein Gefühl für den Rhythmus bekommen und irgendwann auch ohne Hilfsmarkierungen frei skandieren und rezitieren lernen. 

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