Georg Schmidt, der Erfinder der Naturalismuskriterien
- Georg Schmid, ein Kunsthistoriker aus der Schweiz, versuchte in der Zeit nach 1945 den bisherigen kunstwissenschaftlichen Begriff des Naturalismus noch genauer zu fassen. So unterschied er ihn bspw. vom Realismus durch die These, dass es im Naturalismus darum gehe, eine "Richtigkeit" im Sinne einer größtmöglichen äußeren Annäherung an das Original zu erreichen, während der Realismus die innere Wahrheit abbilden wolle.
- Durch seine Sichtweise grenzte Schmidt den Naturalismus auch von weltanschaulichen Ansprüchen ab und trennte sein Ziel dadurch schärfer von der Kunstrichtung des Idealismus.
- Um seine These zu veranschaulichen, stellte er die "Naturalismuskriterien" auf, gestalterische Merkmale, die, wenn sie im Kunstwerk erfüllt waren, die Illusion des Vorbildes erzeugten.
Die Naturalismuskriterien als Merkmale der "richtigen" Abbildung
Die sechs Naturalismuskriterien nach Georg Schmidt setzen sich aus je drei künstlerischen Gestaltungsmerkmalen aus den so benannten Bereichen Illusion und Richtigkeit zusammen. Je stärker sie in einem Kunstwerk (im Bezug auf sein Vorbild) Erfüllung finden, um so "perfekter" im Sinne Schmidts ist die naturalistische Darstellung gelungen. Die einzelnen Kriterien sind:
- Raumillusion - u. a. schaffen perspektivische Mittel die perfekte Abbildung des Raumes.
- Körperillusion: Licht, Schatten und Liniendicke tragen zu der möglichst genauen Darstellung des Originals bei.
- Stofflichkeitsillusion wird durch die perfekte Handhabung der entsprechenden Stilmittel wie dem Wechsel von Hell und Dunkel geschaffen.
- Die zeichnerische Richtigkeit bezieht sich auf die detaillierte Abbildung der Form.
- Anatomische Richtigkeit meint bspw. die richtige Wiedergabe der Größenverhältnisse eines Körpers.
- Farbliche Richtigkeit bezieht sich u. a. auf das Treffen des richtigen Farbtons unter Einbeziehung der Lichtverhältnisse.
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