Krabbelalarm durch Milbenbiss
Verschiedene Milbenarten können krankhafte Veränderungen an der Haut des Menschen hervorrufen. Neben einem Befall mit Haarbalg- und Talgdrüsenmilben ist hierzulande der Befall mit Kratzmilben, medizinisch Skabies, am häufigsten. Umgangssprachlich wird der Befall auch als „Krätze“ bezeichnet.
- Kratzmilben sind außerhalb des menschlichen Organismus nur sehr begrenzt überlebensfähig, weshalb Sie als Wirtsorganismus von den Tieren benötigt werden. Da die Milben ohne Wirt nur 24-36 Stunden überleben, kommt als Übertragung fast ausschließlich enger Körperkontakt infrage.
- Enger Körperkontakt bedeutet, dass Sie sich durch sexuelle Kontakte infizieren können. Aber auch anderweitige enge Kontakte können zu einer Übertragung der Milben führen, zum Beispiel zwischen Pflegekräften und pflegebedürftigen Personen oder zwischen Eltern und Kindern. Dabei spielen in der Regel die individuelle Hygiene sowie der Immunstatus eines Menschen eine wesentliche Rolle.
- Da die Übertragungswahrscheinlichkeit mit der Intensität und Dauer des Kontaktes zusammenhängt, brauchen Sie keine Angst zu haben, sich durch einen bloßen Händedruck zu infizieren. Auch eine Übertragung durch Kleidung und Bettzeug ist eher unwahrscheinlich. Einzige Ausnahme ist eine Kratzmilben-Unterart, die sog. Skabies norvegica, die hochinfektiös ist und sogar durch Hautschuppen übertragen werden kann. Eine Übertragung von Krankheitserregern durch einen Milbenbiss ist nicht bekannt.
- Die Skabiesmilbe hat es gerne schön warm und bevorzugt Körperareale mit weicher Haut. Wenn die Milben Sie erwischt haben sollten, werden sie sich bevorzugt in den Finger- und Zehenzwischenräumen aufhalten, an der Beugeseite des Handgelenks, im Genital- und Knöchelbereich, am inneren Fußrand, den Achselhöhlen, in der Brustwarzenregion und der Nabelgegend.
- Milbenweibchen graben sich in der weichen Haut einen bis zu 1 cm langen Gang, an dessen Ende sich der sogenannte Milbenhügel befindet, den Sie als ein dunkles Pünktchen erkennen können. Hier halten die Milben sich auf und verursachen den typischen Juckreiz, der nachts durch die Bettwärme zunimmt, da die Milben dann aktiv sind und herumkrabbeln.
Wer Milben hat, muss zum Hautarzt
Auch wenn in kleinen Studien die Behandlung eines Milbenbefalls mit Teebaumöl Erfolg versprechend war, sollte man sich nicht auf Hausmittel verlassen und die Behandlung nicht in Eigenregie durchführen. Empfehlenswert ist die Behandlung durch den Hautarzt.
- Wenn Sie sich mit einer stark juckenden Hauterkrankung an einen Hautarzt wenden und dieser den Verdacht hat, dass es sich um einen Milbenbiss handelt, wird er Sie fragen, ob eventuell weitere Familienmitglieder oder enge Kontaktpersonen betroffen sind und ob der Juckreiz in der Bettwärme zunimmt.
- Für eine sichere Diagnose ist der Nachweis von Milben, deren Eiern oder Kotballen erforderlich. Dazu wird sich der Hautarzt die bevorzugten Aufenthaltsorte der Milben auf Ihrer Haut anschauen. Die Milbengänge können unter der Haut meist gut getastet werden. In Höhe des Milbenhügels können dann mit einer Kanüle oder auch einem Skalpell die Milben herausgeschabt werden, ohne dass dabei eine Blutung verursacht wird (es tut also nicht weh).
- Ist die Diagnose sicher, kommen zwei verschiedene Medikamente infrage, mit denen Sie Ihr Milbenproblem in den Griff bekommen können. Die Präparate werden äußerlich angewendet und enthalten als Wirkstoffe entweder Permethrin oder Benzoylbenzoat.
- Das Permethrin-haltige Medikament gibt es als Creme, die Sie einmalig lückenlos auf den gesamten Körper vom Unterkiefer an abwärts auftragen und über Nacht einwirken lassen müssen. Nach 8-12 Stunden wird die Creme wieder abgewaschen. Eventuell muss die Behandlung nach 14 Tagen nochmals wiederholt werden, wenn der Verdacht besteht, dass nicht alle Milben abgetötet wurden. Prinzipiell wird eine zweite Behandlung bei Befall der Hände und Füße empfohlen. Permethrin ist für Erwachsene und Kinder über drei Jahren geeignet; Sie dürfen es auch während einer Schwangerschaft und in der Stillphase anwenden.
- Das Benzoylbenzoat-Präparat müssen Sie an drei aufeinanderfolgenden Tagen auftragen, es darf erst am vierten Tag abgeduscht werden.
- Auch wenn Sie nach der Anwendung der Präparate keinen Juckreiz mehr verspüren und somit augenscheinlich alle Milben vernichtet haben, sollten Sie Nachkontrollen durch den Hautarzt bis zu vier Wochen nach der Therapie durchführen lassen.
Ein Milbenbiss entsteht, wenn die Milbenweibchen sich einen Gang unter der Haut graben. Hierzu suchen sie sich Körperstellen mit besonders weicher Haut aus und verursachen den typisch nächtlichen Juckreiz. Der Kratzmilbenbefall kann medikamentös sehr gut behandelt werden, hierzu ist jedoch die Diagnosestellung und Beratung durch den Hautarzt erforderlich.
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