Die Gattung Ballade gehört zum großen Bereich der Lyrik. Es handelt sich um ein mehrstrophiges Gedicht, das meist sehr anschaulich eine Geschichte erzählt. Die ursprüngliche Form der Ballade basiert auf dem germanischen Heldenepos und hat ihren Höhepunkt im 15. und 16. Jahrhundert. Man bezeichnet sie auch als Volksballade.
Schon im 12. Jahrhundert kam der Begriff Ballade in Europa als Bezeichnung für ein erzählendes Tanzlied mit Kehrvers auf. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Genre mehr und mehr differenziert. Wenn heute von Balladen als einer der literarischen Gattungen gesprochen wird, ist meist die Kunstballade gemeint. Sie ist verbunden mit Dichtern wie Goethe oder Schiller und erreichte im 18. Jahrhundert ihre Blütezeit.
Aufbau einer Ballade
Wie nahezu alle anderen Gedichte ist eine Ballade in einzelne Strophen gegliedert, die meistens in Reimen geschrieben sind. Da sie zusätzlich ein erzählendes Gedicht ist, gehört der narrative Aspekt zu den wichtigsten Merkmalen. In einer Ballade finden sie allerdings neben der Wiedergabe eines Ereignisses oder einer Handlung auch Dialoge, wie Sie in Schauspielen auftauchen.
Die Handlung eines solchen Gedichtes hat steigenden Charakter. Es kommt im Lauf der Ballade zu einer Zuspitzung der Situation, die dann zum Höhepunkt führt, oft in Form einer Katastrophe. Die letzte Strophe zeigt dann die Konfliktlösung. Der Held geht entweder unter oder als Sieger aus dem Konflikt hervor.
Äußere Merkmale von Balladen
Wenn Sie einen Text vor sich haben, der in Form von Strophen abgefasst ist und einem bestimmten Reimschema folgt, sprechen Sie von einem Gedicht. Das erzählende oder auch epische Element erkennen Sie neben dem lyrischen Aspekt daran, dass Sie in dem Gedicht etwas über einen besonderen Vorfall erfahren. So haben Sie schon zwei der drei wesentlichen Merkmale der Ballade erkannt.
Finden Sie in dem Gedicht zusätzlich noch Hinweise auf wörtliche Rede oder liegen Dialoge vor, dann ist auch das dramatische Element vorhanden. Nun können Sie sicher sein, dass es sich bei dem Ihnen vorliegenden Text um eine Ballade handelt.
Zur Übersicht finden Sie alle erwähnten Merkmale hier noch einmal in einer Checkliste zusammengefasst:
- Der Text ist in Strophen gegliedert.
- Die Strophen folgen einem bestimmten Reimschema (Aspekt der Lyrik).
- Es wird ein Ereignis oder eine Handlung beschrieben (Aspekt der Epik).
- Es gibt Hinweise auf wörtliche Rede beziehungsweise Dialoge (Aspekt der Dramatik).
Inhaltliche Merkmale von Balladen
Beschäftigen Sie sich nun mit der inhaltlichen Gestaltung des Gedichtes: Wie bei einem Drama werden Sie in der ersten Strophe mit den handelnden Personen vertraut gemacht. Im weiteren Verlauf der Ballade spitzt sich die Handlung immer mehr zu, bis sie ihren Höhepunkt erreicht. Thematisch behandeln Balladen oft tragische, rätselhafte oder schicksalhafte Wendungen und Situationen.
Am Ende der Ballade erfahren Sie, welche Art von Höhepunkt eingetreten ist und wie der Hauptprotagonist den Konflikt bewältigt hat. Meist finden Sie in dieser Form des Gedichts den Ausdruck starker Gefühle wie Liebe, Hass, Verzweiflung und Zorn.
Die inhaltlichen Merkmale von Balladen finden Sie hier noch einmal in einer Checkliste zusammengefasst:
- In der ersten Strophe werden die handelnden Personen eingeführt.
- Die Handlung spitzt sich im Verlauf der Ballade dramatisch zu.
- Es kommt zu einem Höhepunkt, der oft in einer Katastrophe endet.
- Am Ende wird der Konflikt entweder positiv oder negativ aufgelöst.
- Beliebte Themen sind tragische oder schicksalhafte Ereignisse.
- Eine Ballade enthält meist starke Gefühle wie Liebe, Hass oder Zorn.
Berühmte Balladendichter
Zu den berühmtesten Dichtern, die Balladen geschrieben haben, gehören Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Manche Balladen haben sogar Komponisten als so inspirierend empfunden, dass sie ihnen eine musikalische Gestalt gegeben haben. Zu diesen besonderen Beispielen gehört Goethes "Erlkönig", der sowohl von Franz Schubert als auch von Carl Loewe vertont wurde.
Neben Goethe und Schiller sind auch Heinrich Heine und Theodor Fontane berühmte Balladendichter. Von Heine beispielsweise stammt die Ballade "Belsazar", die vom Untergang des babylonischen Reiches erzählt. Weitere berühmte und viel besprochene Balladen sind Friedrich Schillers "Bürgschaft" und die "Glocke". Balladen wie diese enthalten eine solche sprachliche Anziehungskraft, dass manche Zeilen häufig zitiert werden.
In der folgenden Tabelle finden Sie eine Auflistung der berühmtesten Dichter und ihrer Balladentitel:
Autor | Titel der Ballade |
Johann Wolfgang von Goethe | Erlkönig |
Johann Wolfgang von Goethe | Der Zauberlehrling |
Friedrich Schiller | Die Bürgschaft |
Friedrich Schiller | Die Glocke |
Heinrich Heine | Belsazar |
Conrad Ferdinand Meyer | Die Füße im Feuer |
Theodor Fontane | Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland |
Zur Bedeutung von Balladen
Eine Ballade lässt sich als Gedicht sehr gut im Unterricht oder im Studium behandeln. Sie bietet nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich Möglichkeiten für eine intensive Beschäftigung. Neben tragischen und schicksalshaften Wendungen, die manche Balladen beschreiben, gibt es viele Dichter, die ihren Werken eine lustige beziehungsweise ironische Gestalt geben. Hierzu gehört beispielsweise das häufig verwendete Beispiel "Herr von Ribbeck auf Ribbeck" im Havelland, ebenso aber auch die "Weihnachtsmaus" von James Krüss.
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