Sibylla Schwarz - hoch gebildet, jung verstorben
Sibylla Schwarz lebte von 1621 bis 1638 in Greifswald und war die Tochter des damaligen Bürgermeisters. Schon früh begann das Mädchen, sich für Lyrik zu interessieren - im frühen Teenageralter verfasste sie ihre ersten Verse. Ein wiederkehrendes Thema war dabei die Liebe, doch Sibylla Schwarz widmete sich auch sehr ernsten Themen wie dem Krieg. Auch ihre Liebeslyrik ist nicht von Leichtigkeit bestimmt. Vielmehr wirken ihre Texte nachdenklich und haben nichts vom Überschwang einer Jugendlichen, die die Liebe gerade erst kennenlernt. Ein gutes Beispiel dafür ist "Ist Lieb ein Feur".
Ist Lieb ein Feur - Formales
Dass Sibylla Schwarz' Gedicht klar dem Frühbarock zuzuordnen ist, zeigt schon die Epoche, in der sie lebte. Ferner spricht auch der Aufbau von "Ist Lieb ein Feur" dafür, denn im Barock war es gang und gäbe, Sonette zu schreiben.
- Dass es sich bei Schwarz' Werk um ein Sonett handelt, erkennen Sie daran, dass es aus zwei Quartetten und zwei Terzetten besteht - dieser Aufbau ist typisch. Die Struktur sieht wie folgt aus: Auf zwei vierzeilige Strophen folgen die beiden dreizeiligen Strophen.
- Als Barocklyrik wird das Gedicht auch durch seine bildhafte Sprache gekennzeichnet, außerdem dadurch, dass es ein einziges Thema aus verschiedenen Blickwinkeln aufgreift.
- Was zudem auffällt, ist die altdeutsche Sprache, die damals üblich war. Anstelle des "i" kommt häufig ein "y" vor, das "z" wird zum "tz". Davon sollten Sie sich nicht irritieren lassen.
Wichtiges für die inhaltliche Analyse
Wenn Sie sich an die Interpretation des Gedichtes machen, sollten Sie eines unbedingt im Hinterkopf behalten: "Ist Lieb ein Feur" ist nicht aus der Sicht einer Frau geschrieben. Weil dichtende Frauen zu Schwarz' Zeit einen schweren Stand hatten, schlüpfte sie in die Rolle eines Mannes.
- Jener Mann sinniert also über die Liebe - genauer versucht er, ihre Form, ihre Substanz zu erfassen. Hierbei kommt er schnell zu dem Schluss, dass sie ein Feuer sein muss, denn er fühlt sich wie von Feuer erfüllt.
- Nun denkt er weiter: Wenn die Liebe ein Feuer ist und er voll davon - woraus besteht dann das Herz der Frau, die er liebt? Zunächst denkt er an Eisen, doch wäre es so, müsste es im Feuer schmelzen.
- Wäre es aus Gold, könnte er es formen. Wäre es aus Fleisch, muss es "ein fleischern Stein" sein - doch ein Stein könnte das lyrische Ich nicht, wie es seine Angebetete wohl getan hat, betrügen.
- Also schließt er, ihr Herz sei eventuell aus Eis. Aber wie könnte sie ihn, der voll Feuer ist, dann ins Schwitzen bringen?
- Nach all den Trugschlüssen kommt er schließlich darauf, dass ihr Herz die Konsistenz von Lorbeerblättern habe, die seit der Antike für Sieg und Überlegenheit stehen. So ist das Herz der Geliebten für Feuer, für Amors (Cupidos) Pfeile und jegliche anderen Angriffe unempfindlich.
Fazit: Es geht in Sibylla Schwarz' Sonett um einen unglücklich Verliebten. Er ist vor Liebe entbrannt, doch die Frau, die er will, verschmäht ihn, betrügt ihn und er lässt sie sprichwörtlich kalt. So spricht er ihr schließlich zu, von ihm unberührbar, unbesiegbar zu sein und hebt sie auf ein Podest; idealisiert sie.
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