Zugegeben, es ist praktisch, im Kipp-Modus zu lüften. Die Topfpflanzen und Vorhänge können bleiben, wo sie sind, und doch strömt frische Luft herein. Sinnvoll ist diese Art zu lüften allerdings in der Regel nicht.
Weit verbreitet, aber ineffektiv - Dauerlüften im Kipp-Modus
Vor allem in der Heizperiode hat das Lüften im Kipp-Modus so gravierende Nachteile, dass Sie besser auf andere Art für frische Luft sorgen.
- Der Luftaustausch ist bei schräg gestelltem Fenster sehr gering. Für einen Raum mittlerer Größe müssen Sie mit rund zwei Stunden rechnen, bis die verbrauchte Raumluft auf diese Weise komplett durch Frischluft ausgetauscht ist.
- Durch das lange Lüften kühlen die Wände und Möbel sehr aus. Sie müssen im Gegenzug stärker heizen, um wieder eine angenehme Raumtemperatur zu bekommen. Zudem können Kältebrücken an den Wänden entstehen, die die Bildung von Schimmel begünstigen.
- Bei aufgedrehter Heizung ist die Luftfeuchtigkeit ohnehin meist niedrig; die Schleimhäute der oberen Atemwege trocknen dadurch aus, Erkältungen können die Folge sein. Wenn Sie nun noch lange lüften, verstärkt sich dieser Effekt, da außer an schwülen Sommertagen die Außenluft deutlich trockener als die Raumluft ist.
- Das sogenannte Stoßlüften ist wesentlich effektiver. Öffnen Sie dazu alle paar Stunden das Fenster so weit wie möglich. Je nach Größe des Zimmers reichen fünf bis zehn Minuten aus, um auf diese Weise die Raumluft zu erneuern. Bei niedriger Außentemperatur sollten es nicht länger als drei bis fünf Minuten sein, weil die Wände und Möbel sonst wiederum auskühlen.
- Noch besser ist das Querlüften - umgangssprachlich auch „Durchzug machen“ genannt. Dabei öffnen Sie die Fenster an gegenüberliegenden Wänden oder gleichzeitig in mehreren Zimmern. Nach zwei bis drei Minuten ist dadurch für frische Luft gesorgt.
Fenster schräg stellen - wann ist es sinnvoll?
Nur in wenigen Ausnahmefällen bietet es sich tatsächlich an, mit schräg gestelltem Fenster zu lüften.
- Viele Menschen schlafen nachts gerne mit viel frischer Luft. Im Winter wird es jedoch selbst hartgesottenen Zeitgenossen bei weit geöffnetem Fenster schnell zu kalt. Hier können Sie durchaus in Kippstellung für Frischluftzufuhr sorgen. Das ist allerdings nur sinnvoll, wenn Sie nachts dann auch die Heizung abstellen. Achten Sie aber darauf, das Schlafzimmer tagsüber zumindest minimal zu beheizen - sonst droht Schimmel an den Wänden.
- Sinnvoll ist die Kippstellung auch in der Übergangszeit, wenn an warmen Tagen im Frühjahr oder Herbst die Temperatur der Außenluft deutlich höher ist als in der unbeheizten Wohnung. Insbesondere an der Sonnenseite Ihres Hauses strömt dann warme Luft in die Räume und Sie können die Sonnenenergie für sich nutzen.
- Grundsätzlich sollte Wäsche nicht in der Wohnung getrocknet werden, weil durch die hohe Luftfeuchtigkeit, die dabei entsteht, Schimmelbildung droht. Wenn sich das jedoch nicht vermeiden lässt, sollten Sie die Fenster schräg stellen, damit die feuchte Luft nach außen entweichen kann. Lassen Sie dabei in der Heizperiode die Heizung angeschaltet und schließen Sie die Zimmertür.
- Auch an heißen Tagen können Sie in Kippstellung lüften. Der leichte Luftzug, der dadurch entsteht, ist meist angenehmer als der kräftige Durchzug bei weit geöffnetem Fenster.
- Manchmal ist es auch sicherer, gekippt zu lüften; beispielsweise, wenn sich in den oberen Stockwerken kleine Kinder aufhalten, die aus dem offenen Fenster stürzen könnten. Im Winter sollten Sie dies dennoch aus energetischen Gesichtspunkten vermeiden. Besser ist es, wenn Sie auch hier stoß- oder querlüften und Ihre Kinder in dieser Zeit in einem anderen Raum beaufsichtigen.
Das richtige Lüften will gelernt sein. Vermeiden Sie Energieverschwendung und lüften Sie im Kipp-Modus nur, wenn es wirklich angebracht ist.
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