Was man unter Empathie versteht
- Das Wort Empathie wird von dem griechischen Wort "empátheia" abgeleitet, welches Leidenschaft bedeutet. Unter Empathie versteht man die Fähigkeit eines Menschen sich in andere Menschen oder auch Tiere hineinfühlen zu können, auch wenn es sich um gegenteilige Gefühle handelt. Unter "hineinfühlen" versteht man, dass die empathische Person die Gefühle, Gedanken, Beweggründe und die Persönlichkeit an sich eines Menschen erkennen und somit "richtig" interpretieren können.
- In Berufen wie z. B. der Psychologie spielt die Empathie eine entscheidende Rolle - die Empathie ermöglicht es den Psychologen bzw. Psychotherapeuten, die Situation und die Emotionen des Klienten zu erfühlen. Ein Psychotherapeut, der nicht empathisch ist - d. h. dass er nur das Gegenteil von Empathie in sich hat, ist kein guter Therapeut.
- Sehr empathische Menschen lassen sich oft von Stimmungen anderer mitreißen, vor allem kann die Empathie mit der Konfrontation schwer depressiver Menschen die empathische Person schwer belasten, sollte diese keine psychologische Ausbildung gehabt haben. Hier kann es manchmal nicht schaden, weniger empathisch und eher gegenteilig zu handeln.
- Empathie besitzen vor allem jene Menschen, die ihre Gefühle selbst gut kennen - dies macht Sinn: Jemand, der seine Gefühle benennen und leicht erfühlen kann, wird jene Emotionen auch leichter in einem anderen Menschen erkennen als jemand, der keinen wirklichen Zugang zu seinen Gefühlen hat. Die Empathie steht daher im starken Zusammenhang mit der emotionalen Intelligenz - die Fähigkeit, Emotionen wahrnehmen, äußern, verstehen und unter Kontrolle haben zu können.
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Es wurde sogar festgestellt, dass allein der Ausdruck und die Haltung ein Gefühl in uns auslösen können. Wenn man z. B. sieht, dass eine Person leidet und dann den Ausdruck dieser leidenden Person imitiert und das Gesicht dabei auch verzieht, fühlt man leichter mit der Person mit und sich sozusagen in die Person hinein - dies deutet auf eine neuronale Vernetzung der Empathie mit bestimmten Gehirnregionen hin. Emotionen können folglich ansteckend sein. Wenn man also glücklich ist und in dem Moment eine Person schrecklich leiden sieht, kann dies in uns gegenteilige Gefühle zu unserem ursprünglichen Gefühl auslösen und wir leiden mit der Person. Viele Menschen müssen z. B. bei traurigen Filmszenen weinen - es lässt sich gar nicht unterdrücken.
Zum Gegenteil der Empathie
- Es gibt keinen exakten Begriff für das Gegenstück der Empathie. Begriffe wie Egozentrismus, Apathie oder Narzissmus kommen dem Gegenteil der Empathie nahe - treffen es aber nicht zu 100 %. Ein Egozentriker sieht sich selbst im Zentrum aller Dinge, dies heißt aber nicht, dass er nicht doch fähig sein könnte, sich in andere hineinzufühlen, wenn er wollte. Eine apathische Person reagiert nicht auf äußere Reize - sie ist sehr in sich zurückgezogen - dies sieht man häufig bei Demenzkranken. Ein Narzisst ist sozusagen in sich selbst verliebt und zeigt nicht sonderlich Interesse für andere Menschen.
- Eine Person, die keine Empathie besitzt, ist folglich gefühlskalt, hält andere Menschen auf Abstand und ist vielleicht sogar menschenfeindlich. Es gibt also Menschen, die nicht sonderlich empathisch sind, es rein theoretisch aber sein könnten. Sie haben sich allerdings für das Gegenteil entschieden.
- Auch gibt es Personen, die aufgrund einer Krankheit keine Empathie fühlen bzw. ausdrücken können. Emotionen können z. B. nicht aus den Gesichtern anderer Menschen abgelesen werden. Ein Beispiel hierfür wäre der Autismus: Autisten verstehen die seelischen Gefühlszustände anderer Menschen nicht. Des Weiteren können sie weder auf verbaler noch auf sozialer Ebene mit anderen kommunizieren. Autisten sind folglich ein gutes Beispiel als Gegenteil für empathische Personen - wobei man natürlich betonen muss, dass der Autismus eine Krankheit ist und die Autisten nichts für ihre fehlende Empathie können.
Die Empathie kann folglich das Zusammenleben mit Menschen erleichtern - man kann mit ihnen mitfühlen und Gefühle sind sogar ansteckend. Natürlich muss man aber auch auf sich selbst achten: Wenn man viel mit depressiven Personen verkehrt, sollte man sich nicht allzu tief in die Personen hineinfühlen, da dies einem selbst auch nicht unbedingt gut tut. Psychotherapeuten hingegen lernen, wie sie mit jenen Risiken umzugehen haben, um nicht selbst in den Sog der Depression oder anderer psychischen Krankheiten hineingezogen zu werden. In manchen Situationen kann folglich auch das Gegenteil der Empathie von Vorteil sein - es kann Ihnen z. B. als Selbstschutz dienen.
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