Die Offenbarung des Johannes - Apokalypse in finsteren Farben
Die Offenbarung des Johannes ist der letzte Teil des Neuen Testaments und somit praktisch das Ende der Bibel. Dies passt auch gut, denn in diesem Teil wird das Ende der Welt beschrieben.
- Der Verfasser der Schrift soll nicht, wie viele annehmen, der Apostel Johannes sein, der auch das Johannesevangelium verfasste. Vielmehr soll es sich um einen frühchristlichen Propheten namens Johannes von Patmos handeln.
- Dieser hat im ersten Jahrhundert nach Christi seine in 16 Kapitel unterteilte Weltuntergangsgeschichte in Briefform verfasst, die voller Metaphern und Vergleiche ist. Grob zusammengefasst, berichtet sie davon, dass Gott ein "Lamm" ist, das als Jesus Christus interpretiert wird. Es soll die sieben Siegel eines Buches brechen und somit das Ende der Welt einläuten.
- Nach und nach werden die Gläubigen und Frommen von allen anderen getrennt. Grausamkeiten und Kriege finden statt, aber am Ende ist Satan tot, das Böse ausgemerzt und die Frommen dürfen Jesus Christus in ein "neues Jerusalem" folgen. Ganz zum Schluss warnt Johannes noch davor, irgendetwas am Wortlaut seiner Offenbarung zu ändern.
- Bleibt schlussendlich die Frage, warum Johannes ausgerechnet die Briefform wählte. Diese lässt sich einfach beantworten: Er versendete seinen Schrieb in sieben unterschiedliche Gemeinden, denen er Mut machen wollte. Dies erscheint seltsam: Wie kann eine so finstere Geschichte ein Mutmacher sein?
- Der Umstand erklärt sich aus den damaligen Lebensgegebenheiten der jungen Christen. Sie wurden von den Römern grausam unterdrückt und galten gemeinhin als Sekte. Eine Zukunft, in der die Mehrheit der "unfrommen" Menschen ihre gerechte Strafe bekommt und nur die Anhänger Jesu Christi in ein friedvolles Himmelreich aufsteigen, erschien ihnen daher als Trost und als extrem erstrebenswert.
Somit ist die Offenbarung des Johannes schlussendlich nicht als so finster zu betrachten, wie sie zunächst wirkt. Dennoch wirken die vier Reiter der Apokalypse, eines ihrer stärksten Motive, extrem bedrohlich.
Das sind die vier Reiter
Wie bereits geschildert, wird Jesus Christus zu Beginn der Offenbarung von Gott damit beauftragt, die sieben Siegel eines Buches zu brechen. Das Öffnen der ersten vier Siegel hat das Erscheinen je eines Reiters zur Folge, wobei der Ruf "Komm!" ertönt.
- Der erste Reiter, der erscheint, reitet auf einem weißen Pferd. Er trägt eine Krone und ist mit einem Bogen bewaffnet. Interpreten der Offenbarung sind sich größtenteils einig darüber, dass mit diesem Reiter ein erfolgreicher Feldherr dargestellt werden sollte, denn Feldherren ritten damals nach Siegen meist auf weißen Pferden.
- Die Krone spricht zusätzlich dafür, dass es sich um einen sehr mächtigen Mann handelt - einen antiken Herrscher. Die Tatsache, dass er einen Bogen, also eine Waffe mit hoher Reichweite trägt, spricht dafür, dass er ein großes Gebiet unterjocht. Mit anderen Worten: Der erste Reiter, derjenige, der die Apokalypse einläutet, ist ein mächtiger und brutaler Herrscher. Auf diese Interpretation stützten sich in den vergangenen zwei Jahrtausenden immer wieder Menschen, die ein baldiges Ende der Welt ankündigten. So ziemlich jeder Tyrann oder Diktator ist mit diesem ersten Reiter in Verbindung gebracht worden - sogar Adolf Hitler.
- Der zweite der vier Reiter sitzt auf einem roten Pferd und trägt ein Schwert mit sich. Er wird als Symbol für den Krieg interpretiert. Dafür spricht zum einen seine martialische Waffe, zum anderen aber auch die Farbe des Tiers, die für Blutvergießen stehen könnte. Auf die Herrschaft durch einen Tyrannen folgt also ein großer und schwerer Krieg. Da ist es kein Wunder, dass auch die schlimmen Kriege der Menschheitsgeschichte immer wieder als Beginn der Apokalypse gedeutet wurden - vor allem der zweite Weltkrieg.
- Betrachtet man den dritten Reiter, kann man nahtlos weiter interpretieren, denn er steht für Hunger und Tod. Dies zeigt sich durch einige Symbole: Zunächst reitet er ein schwarzes Pferd und Schwarz ist auch in der Bibel schon die Farbe des Todes. Dazu kommt, dass er eine Waage bei sich hat, die als Zeichen für Inflation und Verknappung gesehen wird. Zudem geht mit seinem Erscheinen neben dem "Komm"-Ruf eine Ankündigung einher, die von einer Verteuerung von Getreide spricht. Dass der dritte Reiter ebendiese Dinge, also Lebensmittelknappheit und Tod symbolisiert, ist logisch, da sie typische Begleiterscheinungen des Krieges sind.
- Bleibt nur noch der vierte Reiter. Dieser wird von allem als am erschreckendsten beschrieben. So schreibt Johannes, sein Name sei Tod, er bringe die Unterwelt mit sich und habe die Macht, durch Schwert, Hunger, Tod und Tiere. Es schließt sich hier also ein Kreis, denn die anderen drei Reiter werden in ihm noch einmal aufgegriffen. Gleichsam steht er für eine Zuspitzung der Ereignisse, die nun stärker denn je dem Ende zu eilen. Hervorzuheben ist, dass seinem Pferd keine Farbe zugeschrieben ist - es wird lediglich als fahl beschrieben.
Auf das Erscheinen der vier Reiter der Apokalypse folgt das Öffnen der letzten drei Siegel. Das erste von ihnen lässt die Märtyrer auftauchen und Gerechtigkeit verlangen, das zweite beschreibt, wie sich die Naturgewalten gegen die Menschen richten. Beim Bruch des siebten Siegels kommen schließlich acht Engel auf die Erde und verwüsten sie - nichts bleibt übrig. Die vier Reiter haben eine so starke Symbolkraft, dass sie auch in der Kunst immer wieder gern verwendet werden - beispielsweise von Albrecht Dürer in einem seiner bekanntesten Werke.
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