Die Gretchenfrage - Herkunft des Begriffs
- Der Ausdruck Gretchenfrage erfüllt als zusammengesetztes Wort Merkmale eines Idioms, das heißt, er ist zum festen begrifflichen Bestandteil der Sprache geworden (lexikalisiert) und erschließt gleichzeitig seine Bedeutung nicht durch seine einzelnen Wortelemente.
- Die Herkunft des Begriffs ist in Goethes Faust (Teil 1) verankert. Hier findet sich eine Frage Gretchens, mit der sie Genaueres über Fausts religiöse Zugehörigkeit erfahren möchte. Da dieser sich einerseits dem Teufel verschrieben hat und er andererseits Gretchen erobern möchte, gerät er - die Antwort betreffend - in einen Gewissenskonflikt.
Bedeutung der Gretchenfrage
- Von dieser Szene im Faust leitet sich die heutige Bedeutung der Gretchenfrage ab, sie bezeichnet eine Gewissensfrage, die vom Befragten nicht gerne beantwortet wird.
- Zudem ist typisch für eine solche Frage, dass derjenige, der sie ausspricht, damit den Kern eines Sachverhaltes trifft und mit der Antwort eine eindeutige Stellungnahme des Befragten zu einem Thema verlangt, das unter Umständen für ihn eine unangenehme oder zwiespältige Bedeutung hat.
- Das Gretchen im Faust spürt einen Widerspruch in Fausts Verhalten und ist misstrauisch gegenüber seinen Absichten geworden. Durch seine Frage möchte das junge Mädchen vermeiden, dass es auf einen zweifelhaften Bewerber hereinfällt. Die Gretchenfrage beinhaltet auch in seiner Bedeutung für den Sprachgebrauch, dass sie in Momenten der Entscheidung gestellt wird, da der Fragende sich vor einem „blinden in die Falle tappen“ schützen möchte.
- Interessantes Merkmal der Gretchenfrage ist übrigens, dass Sie nicht unbedingt beantwortet werden muss, um dem Fragesteller im Bezug auf seinen Zweifel Klarheit zu verschaffen, da ein Herumdrücken um eine ehrliche Antwort Hinweis genug sein kann.
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