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Die gotische Sprache - Einführung

Die Bibelübersetzung des Wulfila stellt die Hauptquelle der gotischen Sprache dar.
Die Bibelübersetzung des Wulfila stellt die Hauptquelle der gotischen Sprache dar.
Die gotische Sprache gehört zu den ostgermanischen Sprachen. Gotisch ist schon lange ausgestorben und kaum belegt. Auf der Krim jedoch hat sich das Krimgotische bis ins 16. Jahrhundert gehalten.

Einordnung der gotischen Sprache

Die gotische Sprache ist vor langer Zeit ausgestorben. Ihre Sprecher waren die Goten, die sich wiederum in Ost- und Westgoten unterteilten. Das Gotische können Sie in die germanischen Sprachen einordnen.

  • Die germanischen Sprachen lassen sich grob in Nord-, West- und Ostgermanisch unterteilen. Die nordgermanischen Sprachen (die heutigen Skandinavischen Sprachen, Altnordisch) und die westgermanischen Sprachen (Deutsch, Englisch, Niederländisch etc. samt ihrer älteren Sprachstufen) sind gut belegt.
  • Für die ostgermanischen Sprachen gilt dies nicht. Zu ihnen zählen das Gotische und wahrscheinlich das Vandalische und das Burgundische. Einzig das Gotische ist aber schriftlich überliefert. Tatsächlich zählen die gotischen Überlieferungen zu den ältesten Überlieferungen germanischer Sprachen überhaupt und stellen die älteste literarische Überlieferung einer germanischen Sprache dar.
  • Das Gotische ist eine archaische Sprache. Demnach flektiert sie, wie jede Sprache ihrer Zeit, stark. Das Gotische ist aber auch im Vergleich mit seinen sprachlichen Zeitgenossen von archaischen Zügen geprägt. Es soll Züge der urindogermanischen Sprachstufe bewahrt haben. Dabei ist aber zu bedenken, dass das Urindogermanische eine wissenschaftlich rekonstruierte Sprache ist. Es gibt keinerlei Überlieferungen dieser Sprache.
  • Das Gotische teilt sich wiederum in Ostgotisch und Westgotisch. Die Goten siedelten sich an der Donau und am Schwarzen Meer an. Ob sie als Goten dorthin zogen oder erst am Schwarzen Meer zum Volk der Goten wurden, ist umstritten. Sie teilten sich später in Ost- und Westgoten.
  • Im Zuge der durch den Ansturm der Hunnen ausgelösten Völkerwanderungszeit bewegten sich auch die beiden gotischen Völker nach Westen. Sie gründeten Reiche auf römischem Boden. Die Ostgoten errichteten unter Theoderich dem Großen ein Reich in Italien. Die Westgoten zogen weiter und errichteten Reiche in Gallien und Spanien.
  • Das Ostgotische starb mit dem Untergang des Ostgotischen Reiches im 6. Jahrhundert aus. Das Westgotenreich hatte zwar länger Bestand (bis Anfang des 8. Jahrhunderts), doch wurde die Sprache der kleinen gotischen Oberschicht bereits während der Gotenherrschaft langsam aufgegeben. Man bediente sich immer mehr des Spanischen. So kann man grob sagen, dass das Ost- und Westgotische im 6. bis 7. Jahrhundert unterging.
  • Dies gilt jedoch nicht für das Krimgotische. Auf der Krim blieb eine kleine Gruppe Goten zurück, die nicht nach Westen ins Römische Reich zog. Hier hielt sich das Krimgotische bis ins 18. Jahrhundert.

Literarische Überlieferungen des Gotischen

Wie ist die gotische Sprache nun überliefert? Tatsächlich können Sie sich zum Lesen des Gotischen nur auf eine Hauptquelle stützen, die in mehreren Handschriften vorliegt.

  • Die einzig größere Quelle der gotischen Sprache ist die Bibelübersetzung des gotischen Bischofs Wulfila. Wulfila war Westgote und lebte im 4. Jahrhundert. Er übersetzte einen großen Teil der Bibel aus dem Griechischen ins Westgotische. Die Wulfilabibel ist in verschiedenen Handschriften überliefert, teilweise nur fragmentarisch.
  • Daneben sind die Überlieferungen sehr dürftig. Sie finden viele gotische Namen und vereinzelte Wörter in lateinischen Quellen. Es gibt auch ein Kalenderfragment und zwei lateinische Urkunden mit gotischen Wörtern und Namen.

Wenn Sie sich dem Studium der gotischen Sprache widmen möchten, müssen Sie sich also auf die Wulfilabibel stützen. Sie ist die einzige Quelle mit fortlaufendem gotischem Text.

helpster.de Autor:in
Maria Ponkhoff
Maria PonkhoffAls ausgebildete Heilpraktikerin schreibt Maria zu vielen Themen rund um Gesundheit und Ernährung. Dabei stehen natürliche und selbstverantwortliche Gesundheitsvorsorge im Mittelpunkt. Neben ihrem Beruf ist ihr eine aktive und vielseitige Freizeitgestaltung wichtig - vom Kino- und Theaterbesuchen bis hin zu Basteln und Malen.
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