Mitten in Paraguay existiert eine deutsche Kolonie
Im Jahr 1927 wurde in Paraguay die deutsche Kolonie Menno gegründet. Hier ließen sich deutschstämmige Angehörige der evangelischen Freikirche der Mennoniten nieder.
- Kurz nach der Gründung von Menno im Jahr 1927 wanderten weitere Mennoniten weiter durch den Dschungel Paraguays, um im Savannengebiet Chaco, welches damals heiß umkämpft wurde, ein neues Heim zu finden. Hier wurde dann eine weitere deutsche Kolonie gegründet, in der im Jahre 2008 immer noch circa 13.000 Mennoniten lebten.
- Die Sprache, die dort hauptsächlich neben Spanisch gesprochen wird, ist das sogenannte "Plautdietsch", welches typisch ist für die Mennoniten. Aber auch Standarddeutsch wird gesprochen, hauptsächlich bei offiziellen Anlässen.
- Die Mennoniten sind hauptsächlich mit der Landwirtschaft beschäftigt. Sie bauen oftmals Baumwolle an, aber auch Sesam. Aber auch in der Milchwirtschaft sind die Mennoniten vertreten. So haben sie in der Siedlungsstadt Hamburg die modernste Milchwirtschaft in der Region aufgebaut. Mit Fachwissen von bayerischen Landwirtschaftsuniversitäten haben die Kolonisten moderne Milchindustrieanlagen nach europäischen Standards gebaut und somit die Milchwirtschaft der Region weit nach vorn gebracht.
- Die Schulen in der deutschen Kolonie halten ihren Unterricht auf Deutsch ab und erhalten ihre Lehrbücher aus der Bundesrepublik Deutschland. Auch die Straßenschilder sind auf Deutsch gehalten. Gottesdienste und weitere öffentliche Anlässe werden in deutscher Sprache abgehalten. Dieses Recht handelten die Mennoniten mit der Regierung Paraguays aus, um die Siedler in der Region zu behalten. Denn durch die Siedler, die offiziell paraguayanische Staatsbürger sind, konnte Paraguay einen Anspruch auf die Chaco-Region erheben und somit Bolivien, den Rivalen im Kampf um das Gebiet, übervorteilen.
Weitere deutsche Kolonien in Paraguay im Überblick
In Paraguay gibt es mehrere deutsche Kolonien, von denen die drei bekanntesten Neuland, Fernheim und Menno sind.
- Die Kolonie Neuland wurde im Jahr 1947 in der Chaco-Region in Paraguay gegründet. Hier haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg hauptsächlich deutsche Mennoniten, die in Russland angesiedelt waren, niedergelassen. Wie die meisten anderen Kolonien ist Neuland auch landwirtschaftlich geprägt und betreibt regen Handel mit Baumwolle und Sesam. Darüber hinaus gibt es hier einige Kulturzentren, die sich mit der kriegerischen Vergangenheit der Region auseinandersetzen. Die zentrale Stadt der Kolonie ist Neu-Halbstadt, die 1948 gegründet worden ist. Neben Neu-Halbstadt gibt es rund 23 Dörfer, die über ein Straßennetz von circa 500 Kilometern miteinander verbunden sind. Anfangs verlief das Wirtschaftswachstum Neulands sehr schlecht, da aufgrund der äußeren Bedingungen Trockenheit und Insektenplagen an der Tagesordnung standen. In den 1970er Jahren hat sich die Lage ein wenig gefestigt, was daran lag, dass sich die Kolonisten auch auf Viehwirtschaft und den Anbau von Erdnüssen und Sesam konzentriert haben. Darüber hinaus wurde mehr Geld in die Landwirtschaft investiert und diese somit ausgebaut.
- Eine weitere deutsche Kolonie ist Fernheim. Hier leben circa 5000 Kolonisten. Fernheim wurde zwischen 1932 und 1935 gegründet. Sie besteht aus 25 Dörfern und die Landwirtschaft hier konzentriert sich neben Erdnüssen, Sesam und Viehwirtschaft auch noch auf Baumwolle. Zentrum der Kolonie ist die Stadt Filadelfia, die seit den 1950er Jahren durch eine Transportstraße mit der Hauptstadt Asuncion verbunden ist. Seit den 1970er Jahren ist in Fernheim ein Ferienlager namens El Flor del Chaco angesiedelt, was den Tourismus ein wenig vorangebracht hat.
Auch wenn Deutschland nie offiziell Kolonien in Paraguay gehabt hat, gibt es hier Siedlungskolonien, die von deutschstämmigen Siedlern und mittlerweile auch von Siedlern aus aller Welt bewohnt werden. Die Mennoniten treiben zwar Handel mit dem Land Paraguay, aber kulturell grenzen sie sich immer noch sehr von der einheimischen Bevölkerung ab und leben relativ für sich in ihren Kolonien.
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