Der Mensch Christoph Kolumbus
Wenn Sie sich ein wenig mit dem Menschen Christoph Kolumbus befassen, werden Sie feststellen, dass er kein sehr verwegener Abenteurer war. Auch seine Vorstellungen von der Welt waren für die damalige Zeit nicht sonderlich abwegig.
- Christoph Kolumbus wurde etwa 1451 in Genua geboren und starb am 20. Mai 1506 in Spanien. Der Genueser stand in kastilischen Diensten, als er im Oktober des Jahres 1492 eine Insel der Bahamas erreichte, die er San Salvador nannte. Diese Reise ist heute die bekannteste, obwohl Kolumbus noch drei weitere Fahrten unternahm. Sein Ziel, die Entdeckung eines Seeweges nach Indien, hat er nie erreicht.
- Über die ersten 30 Jahre seines Lebens gibt es wenige Anhaltspunkte. Offizielle Quellen, die eine Ausbildung oder seine Karriere belegen, gibt es keine. Die Angaben stammen von seinem Sohn, der vieles selbst nur von Erzählungen seines Vaters wusste. Die Behauptungen, er habe an verschiedenen Seereisen teilgenommen und an der Universität von Pavia studiert, gelten als wahrscheinlich. Seine Kenntnisse in der Schifffahrt und sein Bildungsniveau sprechen dafür.
- Die Idee eine westliche Route nach Indien zu finden, passte in die Zeit. Indien ist als Oberbegriff für Südostasien zu verstehen. Die Region war eine Quelle für Gewürze und Seide. Da der Landweg durch die Ausbreitung des Osmanischen Reichs erschwert war, suchten die Menschen einen Seeweg.
- Kolumbus wusste, das Indien im Osten liegt. Andere Seefahrer versuchten einen Weg zu finden, indem sie Afrika umrundeten. Der Genueser war sich sicher, dass dieses Land besser über eine westliche Route zu erreichen sei. Die Kugelgestalt der Erde war in gebildeten Kreisen bekannt. Um 1460 schrieb sogar Papst Pius II. eine Kosmographie, die diesem Weltbild zugrunde lag.
- Gegenüber anderen Seefahrern hatte Kolumbus einen Wissensvorsprung. Er wusste durch einen Aufenthalt in Porto Santo, einer Insel im Atlantik, dass es Gerüchte über eine Landmasse im Westen gab. Unter anderem stieß er auf Hinweise über Fundstücke, die das Meer angespült hatte. Er las und hörte Berichte über fremdländisch aussehende Leichen, Holz und unbekannte Pflanzen.
- Kolumbus war sich sicher, dass es im Westen eine große Landmasse gibt. Da er von einem zu geringem Erdumfang ausging, kam er zu der Überzeugung, dass China 4.500 Kilometer von den Azoren entfernt liegen müsse. Tatsächlich beträgt die Strecke mehr als 20.000 Kilometer.
- Natürlich konnte Kolumbus die Reise nicht auf eigene Kosten unternehmen. Er brauchte einen Geldgeber und die Unterstützung eines Staates. 1484 versuchte er den portugiesischen König Johann II zu überzeugen und 1486 trug er den Plan Königin Isabella I. von Kastilien vor. Sein Vorhaben wurde mehrfach abgelehnt, aber im April 1492 schlossen das spanische Königspaar Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón mit dem Seefahrer in Santa Fe, bei Granada, einen Vertrag. In diesem wurden die Rechte an den künftigen Entdeckungen geregelt. Außerdem stellte der spanische Staat zwei Millionen Maravedís für die erste Reise zur Verfügung. Der Betrag entsprach 2500 Dukaten und war mehr als bescheiden. Da eine Dukate 3,44 Gramm Gold enthielt, hatte die Summe den Wert von 8,6 Kilogramm Gold. Diese Menge Gold hat heute den Wert von etwa 250.000 Euro. In der damaligen Zeit war der Wert deutlich geringer. Die Summe ist aber auch nach heutigen Maßstäben bescheiden für solch ein Unternehmen.
Die Flotte der ersten Reise
Die Informationen über die Schiffe und den Verlauf der Reise stammen aus dem Logbuch, das Kolumbus führte. Von diesem sind heute nur unvollständige Abschriften vorhanden. Das Ziel der Reise war „las Indias“ außerdem gab er “Quisay, die Stadt des Großen Khan“ als Ziel an. Die Stadt lag auf dem chinesischen Festland. Kolumbus stach am 3. August 1492 mit drei Schiffen in See. Das Flaggschiff war die Santa Maria. Außerdem gehörten die Niña und die Pinta zur Flotte.
- Die Santa Maria war eine Karacke. Der bauchige Schiffstyp mit drei Masten war im Mittelalter weit verbreitet. Das Schiff mietete Kolumbus vom Besitzer Juan de la Cosa. Es trug vor der Reise den Namen “La Gallega“. Kolumbus war der Kapitän, obwohl der Besitzer mit an Bord war. Die Santa Maria lief Weihnachten 1492 vor Hispaniola auf eine Sandbank. Auf dieser Insel befinden sich heute die Staaten Haiti und die Dominikanische Republik. Das Schiff konnte die Mannschaft nicht retten. Daher ließ Kolumbus 35 Mann auf der Insel zurück. Das Holz der Santa Maria wurde zu den Hütten dieser ersten spanischen Kolonie in Amerika. Alle Angaben über das Schiff stammen aus dem Logbuch, neutrale Quellen wurden nie gefunden. Einen Tag, nach dem die Santa Maria Schiffbruch erlitt, schrieb Kolumbus im Logbuch, das Schiff sei schwerfällig und für Expeditionen nicht geeignet gewesen. Der Eintrag gibt den Historikern Rätsel auf. Ist das Schiff wegen der Schwerfälligkeit auf Grund gelaufen oder hat er es absichtlich auf Grund gesetzt, um schneller Reisen zu können? Die zurückgebliebene Besatzung zerstritt sich nach der Abreise, brachte etliche Ureinwohner um und wurde schließlich selbst getötet. Andere Gerüchte behaupten, Kolumbus habe das Schiff absichtlich zerstört, weil er aus Gründen der Disziplin einen Teil der Mannschaft zurücklassen wollte.
- Die Niña war eine Karavelle, also ein schmales Schiff mit geringem Tiefgang und einem sogenannten Lateinsegel. Sie wurde um 1491 als Santa Clara in Andalusien gebaut. Der Besitzer war Juan Niño, daher bekam das Schiff den Namen Niña. Kapitän des Schiffs war Vicente Yáñez Pinzón. Das dreieckige Lateinsegel war für die Passatwinde, mit denen Kolumbus bei der Hinreise rechnete, ungeeignet. Er ließ es auf Gran Canaria gegen ein bauchiges Rahsegel eintauschen. Die große rechteckige Segelfläche sorgte für einen großen Vortrieb bei den beständigen Ostwinden. Für die Rückreise war eine nördliche Route mit Westwind geplant. Die Segeländerung erwies sich als zweckmäßig. Kolumbus reiste mit der Niña weiter, als er die Santa Maria zurücklassen musste. Er traf mit ihr im März 1493 in Lissabon ein und reiste von dort nach Palos weiter, das er am 15. März erreichte. Später erwarb er die Niña, es wurde Flaggschiff bei der zweiten Reise. 1497 geriet es bei einer Handelsreise nach Rom in die Hände von Piraten, kam aber wieder in den Besitz von Kolumbus. Es nahm 1498 an einer weiteren Fahrt nach Westindien teil. Nach dieser Reise verkaufte Kolumbus das Schiff, da er in eine finanzielle Notlage geriet. Niemand weiß, was aus dem Schiff wurde.
- Die Pinta war ebenfalls eine Karavelle. Sie war das schnellste der drei Schiffe, mit ihr gab es aber auch erhebliche Probleme. Die Eigentümer waren die Schiffsbauer Cristóbal Quintero und Gómez Rascón, die das Unternehmen nicht unterstützten. Sie wurden sogar bezichtigt, die Seetüchtigkeit des Schiffes beeinträchtigt zu haben. Es kam unter anderem zu einem Bruch des Steuerruders, der einen Aufenthalt auf den Kanaren nötig machte. Der Kapitän Martín Alonso Pinzón war der Bruder des Schiffsführers der Niña. Die Brüder unterstützten Kolumbus durch Bereitstellung der Schiffe, vertraten aber auch eigene Interessen. Aus ungeklärten Gründen fuhr die Pinta auf der Hin- und der Rückreise einige Zeit nicht im Verband der anderen Schiffe. Kolumbus beschuldigte den Kapitän des Verrats. Unterlagen über einen Prozess gibt es aber nicht. Obwohl die Pinta eine andere Route fuhr, traf Sie zeitgleich mit der Niña in Palos ein. Sogar über die erste Landsichtung besteht Uneinigkeit. Der Matrose Rodrigo de Triana, der auf der Pinta Dienst hatte, behauptete als Erster am 12.10.1492 Land gesichtet zu haben. Kolumbus gab jedoch an, schon zuvor Lichter gesehen zu haben. Im Logbuch steht Kolumbus als Entdecker. Was nach der Reise aus dem Schiff wurde, ist unbekannt.
Von Zeit zu Zeit tauchen Meldungen in der Presse auf, das Wrack eines der Schiffe sei entdeckt worden. Bisher hat sich keine der Meldungen bewahrheitet. Die gefundenen Wracks waren jüngeren Datums.
Überblick über weitere Reisen
- Vom 25. September 1493 bis 11. Juni 1496 reiste Kolumbus mit der Niña als Flaggschiff erneut in die Karibik. Das spanische Königshaus stattete ihn großzügig mit 17 Schiffen aus, da Kolumbus versprach, Reichtümer und Sklaven zu beschaffen. Nach dem Willen der Monarchen sollten die Ureinwohner nicht versklavt werden, aber an dem versprochenen Gold waren sie interessiert. Nach seiner Auffassung hatte er eine Insel vor China sowie das chinesische Festland entdeckt. Tatsächlich war die Insel Hispaniola und das vermutete Festland die Insel Kuba. Auf dieser Reise entdeckte er weitere Antilleninseln und nahm sie für die spanische Krone in Besitz. Insgesamt war die Reise kein Erfolg. Die Entdecker fanden kein Gold und misshandelten die Eingeborenen, weil sie keine Reichtümer beschaffen konnten. Gegen den Willen der Königin ließ er Sklaven nach Spanien bringen. Daher traf 1495 eine Untersuchungskommission ein, die auch die Sklaven zurück zur Insel Hispaniola brachte. Christopher Kolumbus trat zu dieser Zeit die Heimreise ein. Vor seiner Abreise setzte Kolumbus seinen Bruder Bartolomeo als Kommandanten ein.
- Die dritte Reise vom 30. Mai 1498 bis 25. November 1500 war nach dem Misserfolg der zweiten Unternehmung schwer zu finanzieren. Bekannt ist nur, dass Kolumbus mit der Niña segelte, über weitere Schiffe gibt es keine Auskünfte. Diese Reise wurde zum persönlichen Tiefpunkt. Der Seefahrer erreichte die Küste des südamerikanischen Festlandes, erforschte es aber nur vom Schiff aus. Die Siedler auf Hispamiola beschuldigten Kolumbus und seinen Bruder der Unfähigkeit, 1499 setzte der spanische Hof daher Francisco de Bobadilla als Gouverneur ein, der 1500 die Insel erreichte. Als Christopher auf der Insel eintraf, ließ der neue Gouverneur ihn und seinen Bruder in Ketten nach Spanien bringen. Da Vasco da Gama 1499 für Portugal einen Seeweg nach Indien gefunden hatte, interessiert sich niemand mehr für die Westroute nach Indien. In dieser Situation musste er sich auch von der Niña trennen.
- Trotzdem gelang es Kolumbus, die Monarchen von einer weiteren Reise zu überzeugen. Vom 9. Mai 1502 bis 7. November 1504 fand seine letzte Reise statt. Die Niña war nicht mehr in seinem Besitz. Ihm standen die Karavellen Capitana, La Gallega, Santiago de Palos und Vizcaína zur Verfügung. Bei dieser Unternehmung landete er in Mittelamerika, in dem Bereich, wo heute die Staaten Panama und Honduras liegen. Er war überzeugt, dort eine Passage nach Asien zu finden. Über den Verbleib der Schiffe ist wenig bekannt. Die Vizcaína wurde durch den Schiffsbohrwurm zerstört. Einige Wissenschaftler vermuten, dass ein Wrack, das in der Bucht von Nombre de Dios bei Portobelo liegt, diese Karavelle ist.
Einiges über die Schiffe und das Leben von Kolumbus ist bis heute nicht bekannt. Das sollte Sie nicht verwundern. Die Aufzeichnungen stammen zum einen vom Kolumbus selbst und zum anderen von Archivaren der spanischen Krone. Der Kapitän hatte sicher Gründe, manches nicht zu erwähnen und die Schreiber der Monarchen hielten nur das fest, was die Herrscher für wichtig hielten.
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