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Christliche Fastenzeit: Zeitpunkt, Verhalten, Regeln

Inhaltsverzeichnis

Bibel auf einem mit Blumen geschmückten Tisch.
Bibel auf einem mit Blumen geschmückten Tisch. © Priscilla Du Preez / unsplash.com
Fasten hat im Christentum eine lange Tradition. Es ist eine Zeit der Besinnung, Buße und Vorbereitung auf bedeutende Feste im Kirchenjahr. In diesem Artikel erklären wir die Hintergründe, den genauen Zeitpunkt, das erwartete Verhalten und die Regeln des Fastens in der christlichen Tradition.

Die Fastenzeiten im Christentum

Die bekannteste Fastenzeit im Christentum sind vor Ostern und in der Adventszeit.

Die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern

Die Fastenzeit vor Ostern ist bekannt als die Große Fastenzeit oder Quadragesima. Es sind genau 40 Tage, da die Sonntage nicht als Fastentage gezählt werden. Diese Zeit dient der Vorbereitung auf das Osterfest, das die Auferstehung Jesu Christi feiert. Der Beginn des Fastens ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich, da Ostern nach dem Mondkalender berechnet wird.

  • Beginn: Aschermittwoch
  • Ende: Karsamstag (Tag vor Ostersonntag)
  • Uhrzeit: Beginn jeweils um 00:00 Uhr und endet um 24:00 Uhr des Karsamstags.

Die Fastenzeit zur Adventszeit

Traditionell beginnt die Adventszeit am vierten Sonntag vor Weihnachten und endet am 24. Dezember. Diese Zeit dient der Vorbereitung auf die Geburt Christi und ist eine Zeit der Besinnung und der inneren Einkehr.

  • Beginn: Erster Adventssonntag (vierter Sonntag vor Weihnachten)
  • Ende: Heiligabend, 24. Dezember
  • Uhrzeit: Beginn jeweils um 00:00 Uhr des ersten Adventssonntags und endet um 24:00 Uhr des Heiligabends.

Christliche Perspektive auf die Fastenzeit

Im Allgemeinen ist das Fasten im christlichen Glauben weniger strikt geregelt, als in anderen Religionen. Die Bibel bietet viele Beispiele. So fastete Jesus 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste, bevor er mit seinem öffentlichen Wirken begann (Matthäus 4,1-2). Auch in Jesaja 58 wird das Fasten thematisiert und betont, dass das wahre Fasten darin besteht, Gerechtigkeit zu üben und den Bedürftigen zu helfen.

Das christliche Fasten ist ein Ausdruck der Buße und der Vorbereitung auf ein heiliges Fest. In Johannes 3,16-18 wird betont, dass Gottes Liebe vollkommen ist und nicht durch Fasten vergrößert werden kann.

Katholische Kirche

In der katholischen Kirche wird das Fasten vor Ostern von vielen Gläubigen praktiziert. Es gibt aber keine Regel, die ein Fasten in der Adventszeit zwingend vorschreibt. Es handelt sich um eine Haltung und Erwartung, dass Gläubige diese Zeit nutzen, um sich auf Weihnachten vorzubereiten. Fasten in der Adventszeit ist daher eine freiwillige Praxis, die von vielen Gläubigen aus eigener Überzeugung und als spirituelle Vorbereitung auf Weihnachten durchgeführt wird.

Evangelische Kirche

Die evangelische Perspektive auf das christliche Fasten ist vielfältig und oft weniger streng geregelt als in anderen christlichen Traditionen. Im Wesentlichen wird das Fasten als eine freiwillige spirituelle Praxis betrachtet, die Gläubige dazu anregen soll, sich auf Gott zu besinnen und ihre Abhängigkeit von materiellen Dingen zu hinterfragen.

In der Reformation legte Martin Luther großen Wert auf die Freiheit des Christenmenschen. Er kritisierte die damalige Praxis des Fastens, die er als eine Form der Werkgerechtigkeit betrachtete, das heißt als den Versuch, durch eigene Werke Gottes Gnade zu verdienen. Luther betonte, dass der Glaube allein, und nicht die Werke, zur Rechtfertigung führt.

Fastenarten

Fasten kann auf verschiedene Arten praktiziert werden. Es muss nicht immer der vollständige Verzicht auf Nahrung sein. Folgende Formen des Fastens sind gebräuchlich:

  • Totales Fasten: Verzicht auf feste Nahrung, nur Flüssigkeiten wie Wasser und Tee sind erlaubt.
  • Teilweises Fasten: Verzicht auf bestimmte Lebensmittel oder Genussmittel wie Süßigkeiten, Alkohol oder bestimmte Mahlzeiten.
  • Symbolisches Fasten: Verzicht auf bestimmte Gewohnheiten oder Tätigkeiten, die als hinderlich für die spirituelle Besinnung empfunden werden, wie z.B. Fernsehen, Computerspiele oder Social Media.

Praktische Tipps zum Fasten

  • Vorbereitung: Beginnen Sie einige Tage vor der Fastenzeit mit der Überlegung, warum und wie Sie fasten möchten.
  • Information einholen: Informieren Sie sich über verschiedene Fastenformen und wählen Sie diejenige aus, die am besten zu Ihnen und Ihrem Alltag passt.
  • Realistische Ziele: Es ist besser, kleinere, realistische Veränderungen vorzunehmen, als sich zu überfordern.
  • Langfristige Perspektive: Setzen Sie sich Ziele, die Sie auch nach der Fastenzeit weiterverfolgen können, um nachhaltige Veränderungen in Ihrem Leben zu erzielen.
  • Spirituelle Begleitung: Nutzen Sie die Fastenzeit, um sich durch Gebet, Meditation und den Besuch von Gottesdiensten spirituell zu stärken.
  • Gemeinsam fasten: Fasten Sie zusammen mit Familie, Freunden oder Mitgliedern Ihrer Kirchengemeinde. Der Austausch und die gegenseitige Unterstützung können motivierend sein.
  • Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser, besonders wenn Sie eine Form des Nahrungsverzichts wählen.
  • Digitale Auszeit: Erwägen Sie, die Nutzung von sozialen Medien oder anderen digitalen Ablenkungen zu reduzieren, um mehr Zeit für Besinnung und Gebet zu haben.
  • Freizeitgestaltung: Verbringen Sie Ihre freie Zeit mit Aktivitäten, die Sie geistig und spirituell bereichern, wie Lesen, Wandern oder kreative Hobbys.
  • Tagebuch führen: Schreiben Sie täglich oder wöchentlich über Ihre Erfahrungen und Gefühle während der Fastenzeit. Dies kann Ihnen helfen, Ihre Fortschritte zu verfolgen und tiefer über Ihre spirituelle Reise nachzudenken.
  • Selbstreflexion: Nutzen Sie die Zeit, um über Ihre Beziehungen, Gewohnheiten und Prioritäten nachzudenken und mögliche Veränderungen zu planen.

Fasten ist eine Tradition im Christentum, die sowohl vor Ostern als auch in der Adventszeit praktiziert werden kann. Gläubige Christen sind eingeladen, diese Zeit bewusst zu nutzen, um sich spirituell zu erneuern und auf das Wesentliche zu besinnen. Die Entscheidung, wie und in welchem Umfang gefastet wird, liegt in der persönlichen Freiheit jedes Einzelnen.

helpster.de Autor:in
Jana Stadelmann
Jana StadelmannJana ist Autodidaktin und Digitalnomadin aus der Tourismuswirtschaft und in vielen Ländern zuhause. Japanisch hat sie sich im Selbststudium beigebracht. Das zeigt ihre Begeisterungsfähigkeit Neues zu lernen aber auch ihr Wissen rund um verschiedenen Lernmethoden, das sie in der Kategorie Schule vermittelt.
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