Was ist klassiche Konditionierung?
- Der russische Mediziner Pawlow hat zufällig die klassische Konditionierung entdeckt, als er bemerkte, dass Hunde bereits vermehrt Speichel absondern, wenn Sie die Person hören, die ihnen immer das Futter bringt, obwohl das Futter und die Person noch nicht zu sehen sind.
- Bei der klassischen Konditionierung werden ein neutraler Reiz, d. h. ein Reiz, der keine Reaktion hervorrufen muss, und eine unkonditionierte, d.h. nicht angelernte Reaktion, durch Lernprozesse zu einer konditionierten Reaktion auf einen konditionierten Reiz verändert. Beispiele für einen neutralen Reiz sind z. B. Menschen, die neben einem an der Bushaltestelle reden oder ein Blatt, das vor einem vom Wind über die Straße geweht wird. Beispiele für eine unkonditionierte Reaktion sind das Zukneifen der Augen, wenn man von der Sonne geblendet wird, oder das Wegziehen der Hand, wenn man auf eine heiße Herdplatte gefasst hat.
- Durch das wiederholte Auftreten von einem neutralen Reiz in Verbindung mit einer unkonditionierten, natürlichen Reaktion, wird die bis dahin unkonditionierte Reaktion an den neutralen Reiz gekoppelt. Diese Verkoppelung ist erlernt und gehört nicht zu den natürlichen Reizreaktionsmustern, die alle Menschen haben.
Pawlows Experiment mit dem Hund
- Die Ausgangssituation für Pawlows Experiment ist, dass der Hund auf den unkonditionierten natürlichen Reiz des Anblickes von Futter mit der unkonditionierten Reaktion des vermehrten Speichelflusses reagiert. Das Ertönen eines akustischen Signals, in diesem Fall einer Glocke, ist ein neutraler Reiz, auf den keine spezifische Reaktion erfolgt.
- Nun wird dem Hund in einem nächsten Schritt das Futter in Verbindung mit dem Ertönen der Glocke gezeigt. Durch den Anblick des Futters wird die natürliche Reaktion des vermehrten Speichelflusses aufgelöst.
- Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt. Der Hund bringt durch das wiederholte gemeinsame Auftreten der beiden Reize (Glocke und Futter) die Reaktion (vermehrter Speichelfluss) nun auch mit der Glocke in Verbindung.
- In einem nächsten Schritt lässt man das Futter weg und läutet nur die Glocke. Es ist zu beobachten, dass der Hund nun auf diesen vorher neutralen Reiz mit vermehrtem Speichelfluss reagiert, da er das Ertönen der Glocke in Verbindung bringt mit dem sonst direkt darauf folgenden Futter, das seinen Speichelfluss erhöht. Der neutrale Reiz des Glockentons wurde verändert in einen konditionierten, anerlernten Reiz. Die bis dahin natürliche Reaktion des vermehrten Speichelflusses wird dadurch auch eine konditionierte Reaktion, da sie anerlernt und nicht mehr natürlich ist.
Beispiele für die Verwendung von klassicher Konditionierung
- Die klassische Konditionierung kann in der Schule vom Lehrer angewendet werden, um z. B. die Angst eines Schülers während eines Referats vor der Klasse zu reduzieren. Dafür wird die Referatssituation mit schönen Erlebnissen verknüpft, z. B. durch positive Rückmeldungen. Die ansonsten erfolgte Angstreaktion auf die Referatssituation wird damit durch die neue Reaktion positiver Gefühle ersetzt.
- Auch in der Werbung kann man das Konzept der klassischen Konditionierung entdecken. Ein Reiz, der eine positive Reaktion auslöst (z. B. fröhlich lachende Menschen, die Wohlbehagen auslösen) werden in Verbindung gebracht mit einem Produkt. Bei mehrfacher Wiederholung der Werbung wird so vom Konsumenten eine Verbindung zwischen der positiven Reaktion und des Produkts hergestellt.
Weiterlesen:
Wie hilfreich finden Sie diesen Artikel?