Erkennungsmerkmale der Hainbuche
- Die Hainbuche oder Weißbuche gehört zu den Buchenartigen (lat.: Fagalas), einer Ordnung, zu der u. a. auch die Rotbuche zählt. Sie ist jedoch nur entfernt mit der Rotbuche verwandt.
- Das Erscheinungsbild einer Hainbuche (lat. Carpinus betulus) ist geprägt von ihrem kurzen Stamm und einer dicht belaubten, ausladenden Krone, deren Zweige im oberen Bereich senkrecht nach oben streben. Die sommergrüne, Laub abwerfende Hainbuche kann eine Wuchshöhe bis zu 25 m erreichen. Die ältesten bekannten Weißbuchen sind etwa 300 Jahre alt.
- An den auf der Oberseite dunkelgrünen, doppelt gesägten Blättern ist bereits zu erkennen, dass es sich bei der Hainbuche nicht wirklich um eine Buche handelt. Der Baum gehört, wie Hasel, Erle und Birke zur Familie der Birkengewächse. Seine Blätter färben sich im Herbst kräftig goldgelb und werden im Verlauf der Zeit braun. Sie bleiben bis tief in den Winter am Baum.
- Hainbuchen gehören zu den eingeschlechtlichen Pflanzen. Der Baum bildet sowohl männliche als auch weibliche Blüten an einer Pflanze aus. Die Bestäubung der Blüten besorgt der Wind. Männliche und weibliche Blüten können Sie gut unterscheiden: Die männlichen sind hängende 4 - 6 cm lange, gut sichtbare gelbgrüne "nackte" Kätzchen. Sie überwintern an den jungen Trieben. Die Knospen der recht unscheinbaren grünen, weiblichen Blüten hingegen erscheinen in den Blattachsen und blühen zeitgleich mit dem Erscheinen der Blätter oder kurz zuvor. Zeitraum: Mai bis Juni.
- Die Früchte der Hainbuche präsentieren sich als 3-flüglige einsamige Nüsse, die in ca. 17 cm langen Fruchtständen am Baum hängen. Sie lösen sich erst im Oktober/November vom Baum.
- Je nach regionalem Standort und Bodenbeschaffenheit bilden die Wurzeln der Hainbuche sich unterschiedlich aus. Eine Hainbuche in tiefgründigem Boden verfügt über tief reichende Herzwurzeln - auf feuchten Böden hingegen reichen die Wurzeln nur ca. 35 cm ins Erdreich. Entsprechend windanfällig ist der Baum dann bei stürmischen Witterungslagen.
- Die Färbung des Holzes der Hainbuche ist weiß bis gräulich weiß. Das Holz zeichnet sich durch ein gleichmäßiges Holzbild aus. Jahresringe sind kaum sichtbar. Es ist extrem hart - härter als Buche und Eiche und sehr schwer. Ein Kubikmeter Hainbuchenholz wiegt 800 kg. Aus diesem Grund wird die Hainbuche auch Eisenbaum genannt.
- Die Rinde der Hainbuche ist glatt, dunkelgrau und dünn. Bei alten Bäumen zeichnet sich häufig ein helles Netzmuster ab.
Vorkommen und Verbreitung der Hainbuchen
- Die Hainbuche, Hagebuche oder der Hornbaum ist ein in Mitteleuropa weitverbreiteter Baum. Er gedeiht in warmen Regionen, ist aber auch erstaunlich kälteresistent. Die Hainbuche übersteht Temperaturen bis zu -30 °C. Der Baum ist im Kaukasus und in Nordanatolien sowie im Elbursgebirge zu finden, aber auch in Südwestengland, Belgien und nördlichen Standorten wie Norddänemark, Südschweden, Litauen und Lettland sowie in der Ukraine und Weißrussland gibt es Hainbuchenbestände. Ebenso auf dem Balkan und der Apenninhalbinsel.
- Wegen ihrer begrenzten Wuchshöhe muss sich die Hainbuche im Wald mit halbschattigen und schattigen Standorten zufriedengeben.
Hainbuche - Krankheiten und Schädlinge
Das Holz, die Früchte - das Blattwerk und die Wurzeln der Hainbuche schmecken vielen Tieren. Speziell die Schildlaus und der Borkenkäfer richten Schaden an. Das Blattwerk gehört zu den Leckerbissen der Wildtiere des Waldes und Hainbuchenwurzeln stehen ganz oben auf dem Speisezettel der Mäuse. Mehr als 200 verschiedene Pilzarten können dem Baum zu schaffen machen und für 70 Milben- und Insektenarten ist die Hainbuche attraktiv. Der Baum hat also keinen leichten Stand. Er überlebt jedoch aufgrund seiner fast unbegrenzten Regenerationsfähigkeit alle Unbilden tierischer Kostgänger und sonstiger Nutznießer.
Wirtschaftliche Nutzung
- Die extreme Härte des Holzes macht es zu einem geeigneten Material für Parkettböden. Zudem hat Hainbuchenholz einen sehr hohen Brennwert und auch sehr hochwertige Holzkohle lässt sich aus dem Holz herstellen. Im Klavierbau werden noch heute die Hämmer aus dem Holz der Hainbuche gefertigt.
- Darüber hinaus wird das Hainbuchenholz jedoch heutzutage kaum noch wirtschaftlich verwertet, denn die Anfälligkeit für Insekten- und Wurmbefall macht es für den Einsatz als Baumaterial ungeeignet.
- In früheren Zeiten wurden viele Dinge des Alltags aus dem harten Holz der Hainbuche gefertigt - Webstühle, Zahnräder, landwirtschaftliche Geräte und Schuhleisten - Drucklettern, Milchkübel und Butterfässer.
Die Hainbuche im Brauchtum
- Im Mittelalter galt die Hainbuche als Hexenbaum. Ihm wurden magische Kräfte zugeschrieben.
- Aus Hainbuchen wurden im 30-jährigen Krieg undurchdringliche Wehrhecken im Wechsel mit Brombeeren und Heckenrosen angelegt. Auch als Feldbegrenzungen - sogenannte Hage - dienten Hainbuchen. Der Baum wird deshalb auch als Hagebuche bezeichnet.
- Die teilweise bei alten Bäumen noch sichtbaren, skurrilen Formen resultieren aus dem Rückschnitt, den früher die Bauern vornahmen: Das Blattwerk und die Zweige des Baumes wurden als Viehfutter verwendet.
- Eine wichtige Rolle spielte die Hainbuche in barocken Gärten. Die Pflanzen lassen sich in jede erdenkliche Form schneiden, ohne den Schnitt übelzunehmen und dienten in den Barockgärten als strukturierende, offensichtlich von Menschenhand geformte Gestaltungselemente.
Die Hainbuche ist in Deutschland ein weitverbreiteter Baum - sowohl in den heimischen Wäldern als auch als schmückende, dicht belaubte Hecke im Garten und Landschaftsbau. Für die Vogelwelt bietet die Hainbuche durch ihr dichtes Laubkleid wichtigen Nistraum. Im Jahr 1996 war die Hainbuche in Deutschland der "Baum des Jahres".
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