Der Gebrauch der neutralen Verabschiedungsform „ade“
- Der Abschiedsgruß „ade“ ist ein Ableger des französischen „adieu“ und wird in Deutschland hauptsächlich im südlichen Raum verwendet.
- Die Anlässe für ein „ade“ verlaufen an der Grenze zwischen informellem und formellem Bereich: Gerade in Süddeutschland ist ein „ade“ im Supermarkt, beim Bäcker, in Bekleidungsgeschäften oder am Ende des Gesprächs mit flüchtigen Bekannten und Nachbarn angemessen.
- Wenn Sie mit einem Vorgesetzten oder Lehrer kommunizieren, der kein Hochdeutsch spricht, sondern die schwäbische Mundart bevorzugt, dürfen Sie ein „ade“ von seiner Seite aus selbstverständlich ebenso erwidern.
Der Gebrauch der informellen Verabschiedungsfloskel „ciao“
- Das aus dem Italienischen stammende, Lässigkeit vermittelnde „ciao“ ist vor allem unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen gebräuchlich. Es erfordert „Ebenbürtigkeit“ hinsichtlich des Alters und ist nicht selten an einen gewissen Grad der Vertrautheit bzw. der „psychischen Nähe“ geknüpft.
- Ein „ciao“ sollte immer dem privaten Nähebereich vorbehalten bleiben. Mit dieser informellen Verabschiedungsformel beweisen Sie während der Kommunikation mit entfernter stehenden Personen sowie in Gesprächssituationen in der Öffentlichkeit keinen Stil.
- Gerade bei der Verabschiedung von älteren Personen kann das legere „ciao“ Irritationen hervorrufen und sollte durch das neutralere „ade“ ersetzt werden.
Die Verabschiedung „auf Wiedersehen“ – korrekt in jeder Situation
- Im Geschäftsleben und in kultivierten gesellschaftlichen Kreisen (Empfänge, Dinner, Ausstellungen etc.) steht Höflichkeit und ein stilsicheres Verhalten im Vordergrund. Da beide Handlungsräume zum Distanzbereich zählen, ist ein „auf Wiedersehen“ die einzig angemessene Abschiedsformel. Alle anderen Floskeln würden einen unseriösen Eindruck vermitteln.
- Auch wenn die zwischenmenschliche Kommunikation „bilinguale“ Voraussetzungen hat, d.h. wenn Sie mit jemandem deutsch sprechen, der aus einem anderen Land stammt, ist ein „auf Wiedersehen“ die erste Wahl. Die Person mit ausländischer Herkunft wird sich an Ihrer Ausdrucksweise orientierten und ein „auf Wiedersehen“ automatisch als höfliche, korrekte Verhaltensweise einordnen.
- Oft prägt der letzte Eindruck – und dazu gehört auch Ihre Verabschiedung – entscheidend das Bild, das Sie beim jeweiligen Gesprächspartner hinterlassen, z.B. im Rahmen eines Bewerbungsgespräch. Hier ist es unerlässlich, am Ende ein deutlich artikuliertes, freundlich klingendes „auf Wiedersehen“ verlauten zu lassen.
- Bei der Kommunikation mit allen unbekannten, fremden Personen, die Sie siezen (z.B. Angestellte in Behörden, Polizisten, Verkaufspersonal etc.) ist die Verabschiedung „auf Wiedersehen“ in jedem Fall immer korrekt – besonders in anderen Bezirken oder Bundesländern.
Jenseits von "auf Wiedersehen" – weitere gebräuchliche Formen der Verabschiedung
- In Bayern ist vor allem das allseits hörbare „servus“ gebräuchlich, das von vielen zugleich als Begrüßung und Verabschiedung verwendet wird. In formeller-informeller Hinsicht kann man das „servus“ zwischen dem „ade“ und dem „ciao“ einordnen: Es setzt einen gewissen Vertrautheitsgrad voraus und signalisiert unterschwellig Sympathie, aber übersteigt das umgangssprachliche, saloppe Level eines „ciao“.
- Das Modewort „bye“ – oder häufig auch gedoppelt: „bye-bye“ – signalisiert nicht nur eine ausgeprägte Lässigkeit, sondern auch – meist unterbewusst – die Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit der jeweiligen Beziehungsform. Für nicht wenige Menschen ist es ein Zeichen von Übertreibung und Affektiertheit. Es sollte auf keinen Fall im geschäftlichen Bereich, bei der Kommunikation mit Vorgesetzten, Prüfern oder älteren Menschen zum Einsatz kommen.
- Deutlich „liebenswürdiger“ klingt das häufig unter Frauen hörbare „tschüssi“. Aber auch diese niedliche, emotional besetzte Abschiedsfloskel ist durch und durch informell und muss sich auf private Kommunikationsbereiche beschränken.
- Die Abschiedsformel „bis dann“ ist ebenfalls in den privaten Bereich einzureihen und setzt in gewisser Weise ein absehbares, nicht in allzu weiter Ferne liegendes Wiedersehen voraus.
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