Silber oder die Farbe des Windes
- Die sogenannte Windfarbe ist eine recht unbekannte Farbvariante bei Pferden. Dies mag vor allem daran liegen, dass sie bei den klassischen Warmblutpferden praktisch nicht vorkommt. Sie wird auch als Silber oder Silver Dapple bezeichnet.
- Bei windfarbenen Pferden ist das Langhaar, also Mähne und Schweif, zu Weiß bis Creme aufgehellt. Die Farbe prägt sich dabei nur auf einer schwarzen Farbe des Langhaars aus. Dementsprechend gibt es rappwindfarbene Pferde, die schwarzes bis schokoladenbraunes Haar am Körper tragen, deren Mähne und Schweif aber hell sind. Braunwindfarbene und Falbwindfarbene haben ein rötliches bis dunkelbraunes bzw. cremefarbenes Fell und dunklere Beine bei hellem Langhaar. Typisch für windfarbene Pferde sind auch die aufgehellten Wimpern und vor allem bei Jungtieren die gestreiften Hufe.
- Das Fell rappwindfarbener Pferde zeigt häufig eine typische "Äpfelung", also hellere Flecken im Fell. Daher stammt auch die Farbbezeichnung Silver Dapple. Diese Flecken können sehr stark bis praktisch gar nicht zu sehen sein.
- Typische Rassen, in denen die Windfarbe vorkommt, sind Islandpferd, American Miniature Horse und Rocky Mountain Horse. Gerade bei Letzterem wird diese Farbe sehr stark bevorzugt.
Was hinter der Fellfarbe steckt
- Die Windfarbe wird dominant vererbt. Es müssen also nicht beide Elternteile die Anlage zu dieser Farbe tragen, damit ein windfarbenes Fohlen entstehen kann.
- Pferde mit rotem Langhaar, weiß geborene Tiere oder ältere Schimmel können die Farbmutation nur verdeckt tragen. Ihnen sieht man also ihre Anlage für die Windfarbe nicht an. Bei ihren Nachkommen kann die Farbe wieder auftreten.
- Für die Windfarbe verantwortlich ist eine Mutation im SILV-Gen. Bei dieser Mutation handelt es sich um eine kleine Punktmutation, das heißt, nur eine Base der Sequenz ist ausgetauscht. Dadurch verändert sich das von dem Gen produzierte Protein Pmel17 minimal, jedoch ausreichend, um die Farbaufhellung von Mähne und Schweif zu bewirken.
- Einfachheitshalber wird der Windfarb-Genort mit dem Buchstaben Z bezeichnet. Ein Großbuchstabe steht für das Vorhandensein der Mutation, ein Kleinbuchstabe für das unveränderte Gen. Da jedes Gen außerhalb der Geschlechtschromosomen sowohl vom Vater als auch von der Mutter an den Nachwuchs vererbt wird, hat jedes Pferd zwei Z-Allele. Dabei können die drei Kombinationen z/z, z/Z und Z/Z vorkommen. Nur z/Z und Z/Z Pferde können windfarben sein. Pferde mit Z/Z vererben die Windfarb-Mutation an alle ihre Nachkommen weiter.
Probleme im Zusammenhang mit der Windfarbe
- In verschiedenen klinischen Studien wurden angeborene Augendefekte nachgewiesen, die mit der Windfarbe in Verbindung zu stehen scheinen. Der Fachbegriff dieser Defekte ist ASD (Anterior Segment Dysgenesis) oder auch MCOA (Multiple Congenital Ocular Anomalies).
- ASD bzw. MCOA ist seit Langem in der Rasse der Rocky Mountain Horses bekannt. Neuere Untersuchungen haben aber auch bei anderen Rassen entsprechende Augenveränderungen ergeben. Die Problematik wurde bisher nur bei Pferden diagnostiziert, die die Windfarb-Mutation tragen.
- Aktuelle Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Mutation, die zur Windfarbe führt, auch für den Augendefekt verantwortlich ist. Dabei ist es gleichgültig, ob die Windfarbe sichtbar wird oder nicht. So können auch Pferde, die die Farbmutation verdeckt tragen, Augendefekte haben.
- Die Spannbreite der Symptome ist sehr weit und optisch und vom Verhalten der Pferde her sind in den meisten Fällen keine Veränderungen erkennbar. Mischerbig windfarbene Pferde (z/Z) haben für gewöhnlich keine oder nur leichte Augendefekte, die sie nicht weiter beeinträchtigen (kleine Iriszysten). Diese Defekte können nur durch gezielte, tierärztliche Augenuntersuchungen festgestellt werden. Bei reinerbigen (Z/Z) Pferden reichen die Symptome dagegen von Zysten und Netzhautveränderungen über vorstehende Augen und Pupillenanomalien bis hin zum Grauen Star. Diese Pferde können in ihrer Sicht mitunter eingeschränkt sein.
Achtung: Verwechslungsgefahr bei Fellfarben
- Wie schon erwähnt wirkt die Mutation, die für die Windfarbe verantwortlich ist, nur auf schwarzes Langhaar. Sie hellt also Mähne und Schweif von beispielsweise ursprünglichen Rappen, Braunen und Falben auf. Allerdings gibt es weitere Mutationen, die für eine weiße Mähne und einen weißen Schweif sorgen können. Diese wirken jedoch nur auf roter Grundfarbe und sind viel verbreiteter als die Windfarb-Mutation.
- Eine bisher noch nicht näher identifizierte Mutation am "Flachs-Genort" sorgt für weißes Langhaar bei roten Pferden (Füchse genannt). Diese Mutation wird rezessiv vererbt und ist ganz besonders in den Rassen Haflinger und Schwarzwälder Kaltblut verbreitet. Tritt diese Flachsfarbe bei sehr dunklen Füchsen auf, könnte man das Pferd auch fälschlicherweise für rappwindfarben halten. Aber auch mit den braunwindfarbenen Pferden besteht Verwechslungsgefahr.
- Auch die Creme-Mutation wirkt auf rote Fellfarbe und hellt diese auf. Sie wirkt allerdings auf Körperhaare (Deckhaar) und Langhaar. Das Deckhaar roter Pferde wird zu Hellrot bis Creme aufgehellt, Mähne und Schweif sind cremefarben bis weiß. Ein solches Pferd wird als Isabelle oder Palomino bezeichnet. Diese Pferde könnten mit einem braun- oder falbwindfarbenen Pferd verwechselt werden. Der Erbgang der Creme-Mutation ist intermediär.
- Die beste Unterscheidungsmöglichkeit zwischen flachsfarbenen Pferden oder Isabellen und braun- bzw. falbwindfarbenen Pferden liegt darin, dass Letztere dunkle Beine und oft auch dunklere Bereiche am Kopf haben, die ersten beiden jedoch nicht. Bei windfarbenen Jungpferden sind zudem die Hufe besonders deutlich gestreift.
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