Piercer werden - gekonnt stechen will gelernt sein
Ein Piercer befasst sich beruflich damit, anderen Menschen Löcher in den Körper zu stechen. Dabei gibt es einfachere Piercings, beispielsweise durch den Ohrknorpel und die Lippen, und es gibt sehr komplizierte, zum Beispiel durch die Nasenwurzel oder auch zwischen den Schlüsselbeinen. Manche Piercingfans stechen sich die einfachen Varianten einfach selbst, doch die klügere Variante ist es immer, zu einem professionellen Piercer zu gehen. Hier stellt sich allerdings die Frage, was überhaupt professionell bedeutet. Wenn Sie selbst Piercer werden wollen, werden Sie nämlich schnell feststellen, dass der Beruf und das Können, das man dafür haben muss, nicht klar geregelt ist. Mit anderen Worten: Piercer ist in Deutschland kein echter Ausbildungsberuf. Dennoch gibt es Mittel und Wege, diesen Job vernünftig zu lernen.
So machen Sie Piercing zu Ihrem Beruf
Es gibt in ganz Deutschland immer wieder Seminare zum Thema Piercing, beispielsweise von Serious Piercing oder Skinworks. So ein Workshop reicht definitiv nicht aus, auch wenn das die Anbieter gern behaupten. Er ist aber ein guter erster Schritt, um wichtige Grundlagen zu erlernen.
- Danach sollten Sie sich nach einem Ausbildungsplatz umsehen. Dies funktioniert über keinen üblichen Weg, da es eben keine offizielle Ausbildung zum Piercer gibt. Stattdessen sollten Sie Piercingstudios in Ihrer Umgebung aufsuchen und dort fragen, ob Sie das Piercen bei einem der dort Arbeitenden lernen dürfen.
- Sie sollten sich darauf einstellen, dass Sie für diese Ausbildung kein Lehrgehalt bekommen. Stattdessen kann es gar passieren, dass Sie etwas dafür bezahlen müssen. Sie sollten also nebenher Ihren bisherigen Beruf weiter ausüben.
- Wie lange Sie brauchen, um ein guter Piercer zu werden, ist Ermessenssache. Die meisten lernen ein bis zwei Jahre, bis sie sich trauen, selbst aktiv zu arbeiten. In dieser Zeit stechen Sie unter Anleitung, vielleicht finden Sie auch Freunde und Bekannte, an denen Sie "üben" dürfen, wenn diese im Gegenzug nicht bezahlen müssen.
- Bedenken Sie, dass Sie in der Lehrphase für Ihre Referenzen eigenverantwortlich sind. Machen Sie Fotos von Ihren Arbeiten und bitten Sie die Piercer, bei denen Sie lernen, ruhig auch, Ihnen Beurteilungen zu schreiben.
- Mit der Erfahrung aus dem anfänglichen Lehrgang, dem Zertifikat, das Sie dort bekommen, der Lehrzeit beim Piercer und ein paar guten Fotos, können Sie sich dann, sobald Sie sich bereit fühlen, als Piercer bewerben oder selbstständig machen. Für Letzteres benötigen Sie einen Gewerbeschein, den Sie beim Ordnungsamt beantragen können. Mit geringen Kosten ist zu rechnen.
- Entgegen zahlreicher Gerüchte ist eine medizinische Ausbildung hierzulande nicht vonnöten. Es schadet aber sicherlich nicht, hygienische Grundkenntnisse aus einer anderen kosmetischen Ausbildung mitzubringen. Auch ein Gesundheitszeugnis ist empfehlenswert - es ist keine Pflicht, aber manche Kunden könnten danach fragen.
In anderen deutschsprachigen Ländern ist der Weg zum Piercing-Beruf strikter geregelt - dort sind Seminare Pflicht.
Piercer werden im deutschsprachigen Ausland
- In Österreich darf nur "Wiener Blut" vergießen, wer einen Piercing-Lehrgang absolviert hat. Dieser wird von Berunfsförderungsinstituten und anderen Ausbildungsstätten angeboten. Er beinhaltet neben dem Erlernen der Techniken an Modellen, auch eine medizinische Einführung sowie das Erlernen von Grundkenntnissen über Hygiene und Virologie. Der Lehrgang ist mit mehr als 2000 € Kosten recht teuer.
- Auch in Südtirol ist eine solche Ausbildung vonnöten und wird beispielsweise in Bozen ganz offiziell von den Zuständigen fürs Gesundheitswesen ausgeschrieben. Wer mindestens 18 ist und ein Oberschuldiplom hat, darf teilnehmen. Die Kosten variieren nach Teilnehmerzahl.
- In der Schweiz hingegen ist es üblich, eine zehnmonatige Ausbildung zu absolvieren. Die hauptsächliche Vorsichtsmaßnahme besteht dort darin, dass man die ersten Monate über nur zusehen und noch nicht stechen darf. Eine medizinische Ausbildung ist dort nicht vonnöten, wird aber gern gesehen.
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