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Wie schreibt man eine Sage?

Sagen ranken sich häufig um Burgruinen.
Sagen ranken sich häufig um Burgruinen.
Wer schreibt heutzutage noch Sagen? Ist das Verfassen dieser literarischen Form überhaupt zeitgemäß? Das mögen sich manche Schüler sowie Teilnehmer an Schreibseminaren fragen, die sich mit dieser ungewöhnlichen Aufgabe konfrontiert sehen. Doch hat man erst einmal ein Thema oder eine passende Begebenheit als Grundstock für seine Sage ausgewählt, kann die Gestaltung leichter und auch spannender sein als zunächst befürchtet.

Was ist das Wesen einer Sage?

Volkssagen - als mündlich tradiertes Gemeingut - sind zunächst einmal nicht aufgeschrieben worden. Anders verhält es sich bei den altnordischen und Heldensagen, die von Beginn an schriftlich existierten, was wohl auch mit der Ausführlichkeit dieser zur Hochdichtung zählenden Werke zusammenhängt. Wie bereitet man sich auf das Schreiben einer Sage heute vor?

  1. Falls kein spezieller Inhalt vorgegeben ist, überlegen Sie, welche Art von Sage Sie gestalten möchten. Zur Auswahl stehen bspw. Teufels-, Hexen-, Toten- oder Riesensagen. Da man eine Sage immer auf einen wahren Kern bezogen schreibt, werden Sie diesen auf jeden Fall recherchieren müssen. Also wählen Sie am besten einen Themenkreis aus, der Sie anspricht und interessiert.
  2. Recherchieren Sie nun zu den Themen, die für Sie infrage kommen. In Bibliotheken, Archiven und Heimatmuseen finden Sie sicher Material zu historischen Begebenheiten, die geradezu nach einer spannenden literarischen Würdigung verlangen. Fragen Sie auch ältere Verwandte und Bekannte nach geheimnisvollen Geschehnissen, die sie vom Hörensagen kennen, und um deren Kern vielleicht sogar schon kuriose Erklärungsansätze gesponnen wurden, von denen Sie sich inspirieren lassen können.
  3. Die Funktion von Sagen ist im Hintersinn häufig eine moralische, in alten Zeiten wurden sie daher tatsächlich auch zur Rechtsfindung herangezogen. Daneben können sie ebenso dazu dienen, mystische oder unverständliche Ereignisse zu erklären oder für nachfolgende Generationen zu erhalten und erlebbar zu machen. Überlegen Sie, nachdem Sie Ihr Thema und Ihre wahre Begebenheit ausgewählt und so weit wie möglich erforscht haben, welcher Kategorie Sie Ihre Sage zuordnen möchten.

So schreibt man spannende Sagen - Hinweise zum Aufbau

Ein wesentliches Merkmal von Volkssagen ist, dass man sich ihren Inhalt gut merken und ihn mündlich weitergegeben kann, ohne dass die markanten Punkte verloren gehen oder verwässert werden. Hier einige Anregungen zur entsprechenden Gestaltung:

  • Lesen Sie als Vorbereitung einige Sagen und streichen sich die stilistischen und Handlungsmerkmale an, die Sie in jeder von ihnen finden. Dadurch können Sie ein hilfreiches Muster ableiten, an dem Sie sich vielleicht für Ihre eigene Sage orientieren möchten. Je kürzer die von Ihnen ausgewählten Sagen sind, desto besser lassen sich die Gemeinsamkeiten erkennen.
  • Was die Länge anbetrifft, kann eine Sage also durchaus kurz gehalten sein. Bedingung ist immer, dass Sie Raum finden, alle zweckmäßigen Inhalte wiederzugeben. Keinesfalls sollte die Geschichte durch überflüssige Ausschmückungen, die eventuell von der Schilderung des Spannungsbogens wegführen, zu sehr ausgedehnt werden.
  • Wenn man eine Sage schreibt, ist es wichtig, gleich zu Anfang den Ort der Handlung zu erwähnen. Benennen Sie möglichst genau zunächst die Region und dann - falls bekannt und für die Sage wesentlich - die spezielle Örtlichkeit, um die sich Ihre Erzählung aufbauen wird. 
  • Führen Sie ebenfalls gleich zu Beginn die wesentlichen Personen sowie deren Absichten, Missionen und/oder Handlungen ein, durch die das Ereignis initiiert wird. Hier können Sie auch die ungefähre Zeit nennen, zu der sich die Geschichte zugetragen hat. 
  • Setzen Sie Personen, Ereignisse und Handlungen in direkten Zusammenhang mit den Folgen. Diese sollten nachhaltig, eventuell unerklärlich und für einen größeren Personenkreis erlebbar und möglicherweise auch für deren Folgehandlungen Auslöser gewesen sein.
  • Beschreiben Sie schließlich, woran man noch heute die Auswirkungen des Ereignisses erkennen kann, und welche Bräuche, Rituale etc. sich als Folge erhalten haben.

Verwenden Sie Möglichkeitsformen wie "es soll sich ereignet haben" oder "es heißt, dass". So halten Sie das Geschehene in einer spannungsvollen Vagheit und wecken beim Leser den Eindruck des Geheimnisvollen und nicht gänzlich Aufklärbaren. Dies wiederum löst häufig den Wunsch aus, die Geschichte selbst weiterzutragen und die Meinung anderer einzuholen.

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