Nicht immer sind Wanderheuschrecken gefährlich. Es gibt die Insekten als solitär lebende Tiere, die harmlos sind, und als gefährliche, schwarmbildende Variante. Erst unter bestimmten Bedingungen entwickelt sich eine Wanderheuschrecke zum schreckenbringenden Monster.
Lebensweise unter normalen Bedingungen
- Unter dem Begriff Wanderheuschrecke werden verschiedene Arten von Feldheuschrecken zusammengefasst, die in der Lage sind, sich zu riesigen Schwärmen zusammenzufinden und als solche ganze Landstriche zu verwüsten. Die zehn Arten bevölkern alle Kontinente außer arktische Gebiete. Die häufigste Art ist die in Afrika lebende Wüstenheuschrecke (Schistocerca gregaria).
- Die Lebensweise der Tiere ist faszinierend, denn Sie können zwei Varianten beim gleichen Tier beobachten. Unter normalen Bedingungen ist das einzelne Individuum harmlos. Das Weibchen der Wüstenheuschrecke legt in den Boden 20 bis 80 Eier, daraus schlüpfen zunächst kleine Larven und später entwickeln sich durch mehrfaches Häuten die ausgewachsenen Tiere.
- In einem Lebensraum, in dem der Boden trocken ist und sich nur eine begrenzte Anzahl von Individuen entwickelt, sind Wanderheuschrecken entgegen ihrem Namen ortstreue Wesen. Sie leben wie andere Heuschrecken solitär und richten als vereinzelte Wesen keinen Schaden in der Landschaft an. Allerdings legt das Weibchen zum Beispiel der Wüstenheuschrecke mehrfach im Jahr Eier ab und zeichnet sich somit durch eine hohe Nachkommenschaft aus.
- Sobald sich die Bedingungen ändern, hohe Niederschläge und gleichzeitig hohe Temperaturen sind oft die Auslöser, ändert sich nicht nur das Verhalten der Nachkommen, sondern auch deren Aussehen und Fähigkeiten.
Gefährliche Schwarmbildung, wenn es zu viele Insekten werden
- Wenn unter idealen Bedingungen aus den zahlreichen Eiern ebenso zahlreiche Larven schlüpfen, entwickeln sich die Tiere anders als sonst. Dadurch, dass die Nahrungsquellen abnehmen, konzentrieren sich die Larven noch weiter. Durch häufiges Berühren der Individuen werden biochemische Prozesse ausgelöst, die dazu führen, dass den Wanderheuschrecken längere Flügel wachsen. Sie sind nun dunkel gefärbt und finden sich in Gruppen zusammen.
- Dabei benötigen die Insekten für den Übergang von der einzeln lebenden Phase bis zur Schwarmbildung mehrere Generationen. Die zwei Phasen werden als solitäre und gregäre Phase bezeichnet.
- Nach wenigen Generationen haben sich die Individuen völlig dem Leben im Schwarm angepasst. Sie fressen und ruhen gemeinsam und haben ihr Verhalten weitgehend synchronisiert. Anfangs sind es kurze Flüge, die Sie beobachten können, später erhebt sich synchron der ganze Schwarm, deren Ausmaße unvorstellbare Dimensionen annehmen können.
Als Plage mit verheerenden Folgen gefürchtet
- Wanderheuschrecken fressen während ihrer Wanderung alles, was grün ist. Zurück bleibt in den betroffenen Landstrichen eine kahle Wüste. Ein einzelnes Tier frisst in der Regel täglich so viel, wie es selbst wiegt. Damit richten die gefräßigen Monster gefährliche Schäden an, selbst wenn es am Anfang noch kleinere Schwärme sind.
- Die Angaben, wie groß solche Wanderheuschrecken-Schwärme werden können, sind in der Literatur verschieden. Alle sind jedoch unvorstellbar, denn es handelt sich um bis zu zwei Milliarden oder mehr Tiere, die sich durch die Landschaft fressen. Jedes einzelne vertilgt am Tag bis zu drei Gramm Grünmasse. Ein Schwarm kann die Fläche von Hundert Quadratkilometern bedecken, pro Quadratkilometer werden bis zu 50 Millionen Tiere geschätzt, das sind etwa 100 Tonnen Gewicht.
- Auch die Larven ziehen alle in die gleiche Richtung und fressen den Boden kahl. Bis zu 15 Kilometer am Tag legen sie zurück, beim Schwarm selbst sind es häufig bis zu 50 Kilometer.
- Wohin die Schwärme wandern, lässt sich nur schwer voraussagen. Sie werden vom Wind getrieben und finden sich teilweise in 2000 Kilometer Entfernung vom Ursprungsort wieder. Im Orient heißen Wanderheuschrecken treffend "Zähne des Windes".
- Früher wurden von der Heuschreckenplage auch europäische Gebiete heimgesucht. Heute sind sie besonders in Afrika immer wieder eine gefährliche Naturkatastrophe. Man versucht, das massenhafte Auftreten von Wanderheuschrecken mit Insektiziden zu verhindern, und forscht an biologischen Mitteln. Dennoch bleiben die riesigen Schwärme besonders in Afrika der Schrecken von Landwirten und der Bevölkerung.
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